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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 18 (2. Juniheft 1902)
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Batka, Richard: Neue Bücher über Wagner
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0281

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durch Nennung dcr Gegenstände wenigstens andeuten: Spanisches Drama
Goethe und Schiller, Byron, Carlyle, Gobineau, Bismarck, Nietzsche^
Mommscn, Händel und Bach (Vcrgleich mit Rubens und Dürer), Gluck'
Cherubini, Schumann, Liszt. Was man an wirklichen charakteristischen
Zügen über Wagners Persönlichkeit, über seinen Humor und sein Tem-
peramcnt erfährt, ist teils überaus ergötzlich, teils sehr merkwürdig zu
lesen, jedcnfalls aber durchaus lcsenswert, zumal Schemanns Bewun-
dcrung für seinen Meister sich als die Liebe eines denkenden, auf die
Wahrung der eigenen Persönlichkeit bedachten Mannes erweist. So bildet
sein Werkchcn ein Seitenstück zu den schönen Erinnerungen Hans Wol-
zogens. 2 ^

I^ose klätter.

llus «ickarll Magnerg Scbriklen.*

Mozart.

Jch glaube an Gott, Mozart und Beethoven.

O wie ist mir Mozart innig lieb und hochverehrungswürdig, datz es
ihm nicht möglich war, zum „Titus" eine Musik wie des „Don Juan", zu
„6osi kau tutts^ eine wie die des „Figaro^ zu ersinden. wie schmählich hätte
dies die Musik entehren müssen I — Mozart machte immerfort Musik, aber eine
schüne Musik konnte er nie schreiben, als wenn er begeistert war. Mutzte diese
Begeisterung von innen, aus eigenem Vermögen kommen, so schlug sie bei ihm
doch nur dann hell und leuchtend hervor, wenn sie von autzen entzündet wurde,
wenn dem Genius göttlichster Liebe in ihm der liebenswerte Gegenstand sich
zeigte, den er brünstig selbstvergessen, umarmen konnte. Und so wäre es gerade
dcr absoluteste aller Musiker, Mozart, gcwesen, dcr längst schon das Opern-
problem uns klar gelöst, nämlich das wahrste, schönste und vollkommenste —
Drama dichten geholfen hätte, wcnn eben der Dichter ihm begegnet wäre, dem
er als Musiker gerade nur zu helfen gehabt haben würde.

-I-

Und hicr zeige ich Euch nochmals den herrlichsten Musiker, in welchem
dic Musik ganz das war, was sie im Menschen zu sein vermag, wenn sie cbcn
ganz nach dcr Fülle ihrer Wesenheit Musik und nichts Anderes als Musik ist.
Bliekt auf Mozart! — War er etwa ein geringerer Musiker, weil er nur ganz
und gar Musikcr war, weil er nichts anderes sein konnte und wollte als
Musiker. Seht seinen „Don Juan*I Wo hat je die Musik so unendlich reiche
stidividualität gewonnen, so sicher und bestimmt in reichster und überschweng-
Uchster Fülle zu charakterisieren vermocht, als hier.

^Richard Wagners Schriften sind in zehn Bänden iin Verlage von
E W Fritisch m Leipzig erschienen. Während des Druckcs dieses Heftes er-
fabre ich datz der Verlag kürzlich eme Auswahl der Wagnerschen Schriften
über Staat Äunst und Religion in einem Band herausgegeben hat. Das ist
ein bischen'mager, und ich rate darum mehr zur Anschaffung der Gesamtaus-
aabe Will man aber eine billige Ausgabe für weitere Kreise, dann stclle man
lieber zunächst die Kunstschriften des Meisters zusammen. Das Volk verehrt
in Waqncr vor allem den grohen Künstler und darum liegt ihm an seinen
Aeuüerunaen über Kunst. Wogegen für seine politischen und religiösen An-
sichten nur ein mittelbares Jnteresse vorhanden scin kann.

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2. Iuniheft 1Y02
 
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