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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 23 (1. Septemberheft 1902)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0561

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Wir dürfcn es hoffen, daß die
»Kunsterziehung" in der Volksfchuls
Früchte tragen wird. Vielleicht daucrt's
nicht mehr gar zu lange, bis der Stein-
metz Trieb und Bcfähigung fühlt, nicht
so eine nüchterne Höhenmarke zu schaffen,
mie jene von lsyo auf unserer Tafel
im zweiten Oktoberheft, sondern eine,
die auf der „Höhe" jener von ,734
fteht. Ja, wir dürfen das hoffen,
denn die Teilnahme der Volkslehrer-
schaft an unsrcr Bewegung blüht schon
aller Orten auf. Wird aber jcner
Steinmetz für seine befsere Höhenmarke
auch den Absatz, auch den Besteller
finden? Dcr Besteller wird ja wahr-
scheinlich den „Gebildeten" angchören!
Auch bei den höheren Schulen regt sich's
ja da und dort, das ist wahr. Aber
ohne Verhältnis, ohne Vergleich lang-

samer als bei den „modernen." Wann
wird auch hier das rechte Leben kom-
men, das Frühlingsleben, bei dem's
aller Enden aufgrünt? L. w. Bredt.

Verrnikcbtes.

* Dürerbund.

Jm nächsten Hefte merden wir die
Liste der Männer veröffentlichcn, die
nunmehr als Gesamtvorstand des
Dürerbundes zusammentreten.

* Rahmen zu den Meister-
bildern sind in so unerwartet großer
Zahl bestcllt worden, daß die Fabrik
sich außer Stande sieht, pünktlich zu
liefern. Der Kunstwnrtverlag bittet
die Besteller deshalb um Nachsicht und
wird alles ihm Mögliche thun, um die
Lieferung der Rahmen baldmöglichst
in guten Verlauf zu bringen.

Ansre unä Kiläer.

Hebbels Lyrik ist für die Tonkunst zum guten Teile noch Neuland.
Eigentlich sind ihr bisher nur zwei namhafte Nieistcr nähcr getreten: Robert
Schumann und Peter Cornelius. Mit einem Hebbelliede des Letzteren erössneten
wir den laufenden Jahrgang des Kunstwarts. Die diesmalige Notenbeilage
bringt HebbclS „Gebct" in den Tönen Hugo Brücklers, über den cin
Rundschaubcitrag dicses Heftcs handelt.

Unsre heurigen Bilder sollen in das deutsche Bauernhaus, von dem
Schumanns Aufsatz spricht, gleichsam hineinlcuchten. Von außen kenncn's ja
immerhin viele, wie wenige aber kennen's von innen l Wie wenige wissen, wie
groß das Verschulden einer Zeit ist, die hier in wahnsinnigem Hochnmt vcr-
achtet, vernachlüssigt und zerstört hat, was sür die breitesten Schichten des
deutschen Volkes die sicherste Grimdlage seines Kunstgcfühls war.

Alle unsre vier Beispielo von Bauernräumen stammen nachbarlich aus
einsr kleinen Strecke Lands. Drei der vier Bilder haben wir der Fcstschrist des
Altonaer Museums enilehnt, in das sie gerettet sind. Wir haben dann den
besonderen Kenner der Bauernkunst dieses Landstrichs, Schwindrazheim, um
Vegleitworte gebeten. Er schrieb uns:

„Jn der erfreulichen. mehr und mehr ganz Deutschland sich erobernden
Bewegung für die grötzere Wertschätzung und Pflege alt-volkstümlicher, heimat-
licher Kunst, insbesondere der heimischen Bauernrunst scheint sich Schleswig-
Holstein eine Stellung als Vorkämpfcr zu crobern. Wohl nirgends hat man
mit solcher Entschlossenheit sowohl auf daS Sammeln, wie auch auf das Weiter-
entwickeln sich geworfen, wie hier. Zu den großen Museen Hamburgs und
Flensburgs, auch Kiels, dic schon immer ein Augonmerk auf die gerade in
Schleswig-Holstein außerordentlich kräftig und dabei erstaunlich vcrschieden-
artig blühende Bauernkunst hatten, sind in Meldorf, Glückstadt und Husum
neue kleinere und sehr beachtenswerte hinzugetreten, die geradezu als Bauern-
kunstmuseen zu bezeichnen sind. Jn Husmn hat man ein niedersächsisches
Bauernhaus aus dem Jahre 1673 als Museumsgebäude wieder aufgestellt.

Auch das Altonaer Museum, das, schon t86ö begründet, tövl ein
neucS geräumiges Heim bekam, und das ausgesprochenermaßen cin echtes und
rechtes Heimatsmuseum sein will, hat mit dem grötzten Erfolge das Sammeln
von Erzeugnissen der schleswig-holstcinischen Bauernkunst gcpflegt. Wenigstens
was die Vielseitigkeit anbetrifft, hat cs wohl -den Vogel abgeschossen.. Der ver-

l. Scptcmberheft ^902
 
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