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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 15,2.1902

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Heft 15 (1. Maiheft 1902)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8191#0148

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Das Kindchcn nmchs und gedieh; es ivurde Anna getauft und Annili
genannt. Obgleich Peter mit dem Maxel eine längere Zeit der Freundschaft
verband, so empfand er doch für das neue Kind eine wärmere, intimere
Liebe; vielleicht weil es ein Mädchen war und er in ihm ein Stück seiner
Mutter sah, vielleicht auch, weil er gerade die Zeit vor der Geburt so innig
mit Frau Ottilie verkehrt hatte und ihm diescs Kind nun wie eine Verkörperung.
eine festgehaltene Erinnerung jener Zeit erschien, fast wie ein gemeinsames
Band, welches fest und zart zugleich war.

Runäsckau.

läteratur.

* Carl Busse und Frenssen.

Wir werden darauf aufmerksam

gemacht, datz Busse im Märzheft der
„Deutschen Monatsschrift" dem „Zu-
fall" seine Dankbarkeit dafür aus-
spricht, datz gerade er, Bussc, „den ersten
kräftigen Trompetenstoh für den dith-
marsischen Meister ins Land schicken
konnte." Also: Busses Artikel stand
im Februarheft der „Deutschen Monats-
schrift/ und noch nicht einmal, als er
für deren Märzheft schrieb, wuht' er,
dah der „Kunstwart" bereits in seinem
Mitte Dezember erschienenen ersten
Januarhefte mit aller Entschiedenheit
auf Frenssen hingewiesen hatte! Und
doch glaubten wir damals schon in
der Vorbemerkung die leidige Ver-
spätung unsres Hinweises ent-
schuldigen zu müssen, denn Frenssen
hatte schon früher gute Bücher
geschrieben, die kennen sollte, wer sich
mit Literatur von heute berufsmätzig
beschäftigt. Jmmerhin haben wir unsre
Bemängelung der Busseschen Literatur-
geschichte in dem Punkte Frenssen ab-
zuändern: Busse hat Frensscn nicht
weggelassen, weil er ihn geringschätzte,
sondern weil er ihn noch gar nicht
kannte.

* Jn Sachen der „Freundc und
Gefährten" (vgl. Kw. XV, ;5) bittet
uns John Henry Mackay mitzuteilen,
dah die höchst mangelhafte Vertretung
Mörikes in seiner Sammlung auch
seine eigene Meinung über Mörikes Be-
deutung ni cht ausdrücke. Sie sei viel-
mehr der Behinderung durch den Ver-

Kunstw art

legcr zuzuschreiben, der den Abdruck von
mehr Gedichtcn Mörikes nicht erlaubt
habe. Mackay erwühntim Vorwort,daß
„Dichter wie Geibel, Meyer, Fontane,
Schack, Fischer, Keller, Stieler, Scheffel
und mehrere anderc ganz fehlen,"
iveil dic Verleger den Abdruck ver-
weigerten — da cr an dieser Stellc
von Mörike überhaupt nicht spricht,
während er ihn doch immerhin vertritt,
so glaubten wir, die Kümmcrlichkeit
dieser Vcrtrctung hätte andere Gründe.

Nun scheint's übcrhaupt, als wcnn
die Mängel der „Freunde und Ge-
fährten" zu grotzem Teile auf seine
Gebundenheit durch's Urheberrecht
zurückzuführen seien. Mackay machr
mich auf einen Punkt aufmerksam, an
den ich nicht gedacht hatte: Dadurch,
datz er seinc Blätter auch einzeln
verkaufen lätzt, ivar er übcrall an die
Genehmigung der Urheber gebunden.
Seine Erfahrungen in dieser Bczichung
bestätigen meinc Behauptungen in den
Urheberrechtsdebatten: Die Dichtcr
selbst kommcn ihm überall mit der
grötzten Bereitivilligkeit entgegen, die
Verleger aber nicht; lcbte der betressende
Verfasser noch, so ivar's also gut, war
er gestorben, so hietz es: dreitzig Jahre
ivarten. So bringt auch Mackay den
Bewcis, datz durchaus gegen den
Sinn der Dichter selbst die Vcr-
breitung gutcr Gedichte im Volk auf-
gehalten iverden kann: ivas der Ver-
fasser selbst heutc erlaubt, kann morgen
verboten werden, wenn er stirbt. Und
dieses Vcrhältnis wäre um ein Haar

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