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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Kleinere Beiträge und Nachrichten
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145

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

14(5

Jetzt ist das Schnitzwerk ein beredtes Zeugnifs
von dem frommen Sinn und der Opferwilligkeit
des ausgehenden Mittelalters und zeigt, dass die
mittelalterliche Kunst Grofses hervorgebracht hat.

Ja die deutsche Kunst hatte den Anlauf
genommen, das Höchste zu erreichen, aber

der kalte Hauch der religiösen Wirren im
3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts knickte die
Knospe, bevor sie zur vollen Blüthe sich
entfaltete.

Amberg. Professor Dr. Anton Weber.

Ausstellungen und Nachrichten.

Deutsch -Nationale Kunstgewerbe-
Ausstellung
zu München 1888.
I.

Mit Unrecht hat man dem Direktorium den
Vorwurf gemacht, dafs es die Eröffnung der
Ausstellung vom 15. Mai auf den 1. Juni hätte
verlegen sollen; denn das Festhalten an dem
einmal festgesetzten Termin wurde den säumigen
Ausstellern ein Sporn zur Eile, und so bietet
das Ganze jetzt, vier Wochen nach der Eröff-
nung, ein ziemlich fertiges Bild. Die herrliche
Lage des Ausstellungsplatzes am Ufer der rau-
schenden Isar, mit der köstlichen Aussicht auf
die dichtbewachsenen Ufer und auf das ferne
Hochgebirge — die Zugspitze in der Mitte —, ist
durch die Tagespresse ebenso genügend be-
schrieben worden, wie die Bauten selbst, deren
Stil sich an die Lustbauten des 18. Jahrhunderts,
an die Schlofsbauten zu Nymphenburg, Sans-
souci u. s. w. anlehnt. Was wir in diesem ersten
Bericht beabsichtigen, ist ein gedrängter Ueber-
blick über die Beschickung der Aus-
stellung.

Legt man die Zahl der Aussteller zu Grunde,
so entfällt reichlich ein Viertheil derselben auf
München allein, fast die Hälfte auf Bayern, nicht
ganz ein Viertel auf Preufsen und andere nord-
deutsche Staaten, der Rest auf Sachsen, Würt-
temberg, Baden, Elsafs-Lothringen, Oester-
reich und die deutsche Schweiz. Die Gründe
für diese ungleiche Vertretung des Ausstel-
lungsgebietes — die man übrigens von an-
dern Ausstellungen her gewöhnt ist — sind
theils örtlicher, theils politischer Natur. In
ersterer Beziehung ist ja stets der Ausstellungs-
ort auf das ihm zunächst liegende Gebiet von
gröfstem Einflufs, namentlich aber mufste dieser
Einflufs bei einer Ausstellung mächtig wirken,
welche sich zum Ziel gesetzt hatte, die eigent-
liche Grofsindustrie möglichst auszuschliefsen
und den kleinen tüchtigen Kunsthandwerkern,
deren gerade München eine Menge besitzt,
Raum zu schaffen. Politische Gründe zur Ent-
haltung lagen im Lauf des Winters, gerade also
zu der für Viele entscheidenden Zeit, so gewaltige

vor, dafs die Abkühlung — fast nach einem be-
kannten physikalischen Gesetz—mit dem Quadrat
der Entfernung vom Ausstellungsheerd abnahm.

Eine gleichmäfsige Uebersicht über das,
was das deutsche Kunstgewcrbs zur Zeit leistet,
kann diese Ausstellung also nicht geben; wenn
man aber so zu sagen zwischen den Zeilen zu
lesen versteht, so wird man sich unschwer
einige Lücken ergänzen können.

München. Professor L. Gmelin,

Das neue
Kunstgewerbe-Museum in Köln
ist am 11. Juni in der dem Wallraf-Richartz-
Museum gegenüberliegenden alten Taubstummen-
Anstalt eröffnet worden und zwar nur mit den
aus dem letzteren Museum herübergenommenen
kunstgewerblichen Beständen, also auch unter
vorläufiger Ausschliefsung der in den letzten
Monaten bereits erfolgten neuen Erwerbungen.
Selbst diejenigen, die mit jenen Beständen genau
vertraut sind, zeigten sich überrascht durch deren
Anzahl und Bedeutung, die durch die geschickte
Anordnung und Aufstellung zu vorzüglicher
Geltung kommen. Die unteren Räume haben
(mit Ausnahme eines Theiles der herrlichen
Glasgemälde) alle diejenigen Gegenstände auf-
genommen, die zu ihrer Anfertigung nicht des
Feuers bedürfen, also namentlich die aus Holz,
Elfenbein, Leder etc. hergestellten. Die gröfseren
Säle umfassen nacheinander die gothischen,
Renaissance- und Zopf-Möbel, herrliche
Schränke, Tische, Stühle, Kästchen, prächtige
Einbände u. s. w., eine so kostbare wie lehr-
reiche Sammlung. — Die im obern Stockwerk
untergebrachten sehr zahlreichen Objekte be-
ruhen sämmtlich auf der Bearbeitung durch das
Feuer (mit Ausnahme der werthvollen Hinterglas-
Malereien); Krüge, Gläser, Glasgemälde, Gold-
und Silber-Arbeiten, Schmiedeeisen, Waffen, auch
einige Stickereien bilden den Inhalt dieser vier
Zimmer. So reich die Keramik und Glas-
industrie vertreten ist, so dürftig Edelmetall
und Schmiedeeisen, wie die Textilindustrie.
Dafs es dem neuen Direktor werde, gelingen
diese wie alle anderen Lücken allmählig aus-
 
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