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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 1
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W., E.: Eine Gigantengruppe von Lichtenau
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0035

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lag als gemeinsamer Desitz mehrerer Ortschaften in keinem Gemeindebann.
Aus diesem Grunde und auch deshalb, weil niemals eine Walöbeschreibung
vorgenommen worden ist, wissen wir sast nichts über seine einzelnen Teile.
Mit ziemlicher Sicherheit darf angenommen werden, dah die Lichtenauer
Herde denjenigen Leil des Walöes abweidete, der ihr am nächsten lag
und öann später auch in Lichtenauer Eigentum überging. Als Tränkplah
des aus öer Weide besindlichen Viehes wird ein „Waldbrunnen" ge-
nannt. Ausgaben über die Beschasfung von Brunnentrögen finden sich
z. B. 1697 in alten Waldrechnungen. Der heute noch sichtbare Ziehbrunnen
ist der einzige alte, in der ganzen Gegend nachweisbare. Es darf zum
mindesten als sehr wahrscheinlich gelten, dah man in ihm den „Walö-
brunnen" sehen darf, sür den man Gelö ausgab. Es ist kaum zu glauben.
dah die Waldgenossen öiesen Brunnen für das Vieh angelegt haben, wo
doch das Schwarzwasser in nur wenigen Minuten Entfernung vorüber-
flieht. So dürfte der Brunnen aus ganz anderen Verhältnissen heraus
entstanden sein als aus der Aotwendigkeit öer Tränkung des Viehes.

Es scheint nun, dah das Gewann Benshurst wegen seines guten Boöens
im Mittelalter angebaut war. Denn eine Aotiz von 1554 besagt. öah
die zwo Bühnen aus der Beimshurst im Oberwald, öie durch zwei Schwar-
zacher Llntertanen angebaut würden, nicht mit in einen bestimmten Ankauf
einbegrisfen seien. Jn den Beurkundungen der zu Schwarzach vollzogenen
Käuse und Vertauschungen von Privatgut im Fünfheimburger Walö wird
im 18. Jahrhundert mehrsach öie „Beimshurst" angegeben. Also nicht nur
öer Brunnen dort erscheint alt; es befand sich neben ihm nicht nur Wald,
sondern auch Ackerland. Aach der münölichen Ortsüberlieferung hat aus
öer Benshurst sogar ein kleines Dorf gestanden. Dies öürfte jedoch aus
mehreren Gründen nicht richtig sein; man erstaunt über das Fehlen jeöer
schriftlichen Lleberlieserung davon und dann erscheint auch die Lage dieser
Siedlung in dem gemeinsamen Walöbesitz anderer Dörfer sehr lun-
wahrscheinlich.

Jst es nun Zusall, dah der Platz öieses alten Brunnens unö öer alten,
inmitten des Waldes gelegenen Aecker die Fundstelle der Gigantengruppe
ist, welche eine römerzeitliche Siedlung daselbst sehr wahrscheinlich macht?
Man glaubt da einen Zusammenhang zu erkennen, w'enn man ihn auch
nicht beweisen kann. Bielleicht geht der Schachtbrunnen auf die Wasser-
versorgung der römerzeitlichen Siedelung zurück; vielleicht ist das in ihrer
Llmgebung besindliche, von den römerzeitlichen Llrwäldern des Hanauer-
landes eingerahmte Ackerland nach dem Ende der römischen Hervschast
auf dem rechten Rheinufer immer Ackerland geblieben. E. W.

Vesprechungen.

Fundberichte aus Schwaben. Aeue Folge, ll. Llmfassend die Jahre
1922—1924. Herausgegeben von Pros. Dr. Peter Goehler, Stuttgart
(Berlag E. Schweizerbart), 1924.

Der Bericht bringt die Arbeiten der staatlichen Denkmalpflege in Würt-
temberg und die Tätigkeit privater Freunde der Dorzeit zur allgemeinen
Kenntnis. Er umfaht die Jahre schwerster Wirtschaftlicher Aot unseres
Baterlandes. Sein trotzdem so stattlicher Llmfang ist der beredte Ausdruck
des grohen Jnteresses der Württemberger an jeder Art Vvn heimatkundlicher
Forschung.

Mannigfach sind die knapp und klar verzeichneten Aeufunöe, welche fast
sämtlichen Perioden vor- und srühgeschichtlicher Kulturentwicklung an-
gehören. Aber sie werden nicht trocken nacheinander aufgezählt; Betrach-
tungen siedelungsgeographischer Art, Hinweise auf Parallelen, sowie thpo-
logische Bergleiche und Ausblicke würzen die Angaben. Wichtig ist der

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