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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 11
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Wahle, Ernst: Zur Kenntnis der spätmerowingischen Reihengräberfelder
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0351

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Zur Kennlnis der spälmerowinglschen
Reihengräberfelder.

Jn einem im Jahrgang 1927 öer „Äeuen Heiöelberger Jahrbücher" er-
schienenen Aufsatz habe ich den merowingerzeitlichen Friedhof im Gewann
„unterm Eichelweg" bei Wiesloch besprochen und es aus einer Reihe von
ülmständen heraus wahrscheinlich zu machen versucht, öatz dieses Gräberfeld
zusammen mit einer Anzahl in Württemberg unö Baöen beobachteter Paral-
lelen uns den spätesten Abschnitt öer Merowingerzeit, öie Zeit rurid um
720 n. Chr., veranschaulicht. Die dort genannten, in öer ülebersicht auf S. 150
zusammengestellten Fundplätze haben Material aus anderen ülnterabschnitten
von ihr nicht geliefert. „Es kann heute noch nicht gesagt werden, vb und gege-
benenfalls wieweit etwa Friedhöfe, welche in älteren merowingischen Zeit-
stufen beginnen, Material noch dieser Spätzeit mit enthalten. -Jeöenfalls bricht
die grohe Menge der Fundplätze so ab, wie es Deeck für Holzgerlingen feststellen
kann, d. h. mit einem ganz bestimmten, im Friedhof unterm Eichelweg nicht
mehr vorkommenden, weil älteren Formenkreis" (S. 144). Die Erklärung da-
für, daß die späte Merowingerzeit auf besonöeren Frieöhöfen bestattet, in
öenen sich nur noch ganz wenige Deigaben finden, wuröe in öer uns von Rei-
necke gewiesenen Richtung^ gesucht: die Kirche übernahm in einer Perioöe
ihrer inneren und äuheren Festigung die Sorge für öas Heil der Toten, die
fomit keine Deigaben mehr benötigten; im -Zusammenhang hiermit wird sie
ihre Destattung bei den Kirchen gefordert haben, so dah öie Belegung öer
Reihengräberfriedhöfe aufhörte.

Aber dieser Erklärungsversuch fordert von uns, wenigstens für einen
Teil der spätmerowingischen Friedhöfe, einen ganz bestimmten Aachweis.
„Diese Annahme, dah die Fundorte des Thpus und der Zeitstellung desjeni-
gen von Wiesloch (unterm Eichelweg) in die Zeit nach öem Erstarken der
Kirche gehören, setzt freilich voraus, datz an den Stellen, wo wir öiese Gräbev
finden, einst Kirchen standen. ülnd in der Tat trifft öies für einen Teil der
Gräberplätze zu. Sowohl das Doppelgrab von Gutenstein wie ein Teil der
vben herangezogenen „spätmerowingisch-karolingischen" Gräber ist in un-
mittelbarer Aachbarschaft von Kirchen gehoben. Deruht es auf einem Zufall,
dah der Friedhof von Dürrmenz um die öortige Peterskirche herum liegt?"
(S. 145—146.)

Wenn dieses Problem der spätmerowingischen Aeihengräberfelder hier
kurz angeschnitten wird, so geschieht es wegen des eben genannten Deispieles
von Dürrmenz, welches wohl die beste Parallele für öen Wieslocher Friedhof
heute ist. Jn einem vortrefflichen, von Studienrat Karl Knöller verfahten
Heimatbuch ist der Ort Dürrmenz zusammen mit öem seit alters mit ihm ver-
bundenen Mühlacker jüngst Gegenstand einer ebenso gewissenhaften wie viel-
feitigen Darstellung^ geworden, welche lebhafte Deachtung auch über öie

^ Der baherische Dorgeschichtsfreund 5 (1925) S. 55—57; Germania 9
(1925) S. 103—107.

2 Karl Knöller, Llnser Dürrmenz-Mühlacker. Ein Ortsbuch für Haus
und Schule. Derlag von Karl Elser in Dürrmenz-Mühlacker, 1928.

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