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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 11
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Kraft, Georg: Vorgeschichtliche Siedlungen im Breisgau
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0354

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Vorgeschichtliche Liedlungen im Vreisgau.

Don Georg Kraft, Freiburg i. Br.

Die Dorgeschichtswissenscha'fL von heute steht unter öem Zeichen öer
Eiedlungsforfchung. Frühere Generationen haben im wesentlichen Einzel-
stücke, Grab- unö Depotsunöe gesammelt und sie nach ihrer Form und Zeit-
stellung bestimmt. -Jn den letzten Jahren öes 19. Jahrhunöerts erfolgte ein
Fortschritt in zweisacher Richtung. G. Kvssinna ging dazu über, öie räum-
liche Derbreitung öer einzelnen Typen unö Thpengruppen festzustellen und
historisch auszuwerten. Währenb er sich hierbei aus öas in den Museen lie-
genöe Material beschränkte, war es K. Schumacher, öamals' Assistent am
Karlsruher Landesmuseum, der als erster die Frage auswarf und energisch
verfolgte: „Wo waren die Siedlungen jener Leute, deren Gräber wir gro-
stenteils schon so lange kennen?" Denn wie überall, so waren auch in Daden
öurch die Tätigkeit von K. Wilhelmi. H. Schreiber, E. Wagner zwar
zahlreiche Gräber verschiedener vorgeschichtlicher Perioden bekannt, aber keine
Sieölungen, und doch ist es klar, datz ohne Kenntnis öer Häuser, Dorfan-
lagen, Werkstätten, Derkehrswege usw. unsere Kenntnis vom vvrgeschicht-
lichen Menschen äusterst lückenhaft bleibt, wie das im Einzelnen aus den fol-
genden Aussührungen hervorgehen wird.

Diese Sieölungsforschung hat in ber letzten Generation ungeahnte Fort-
schritte erlebt. Die Methode der „Pfostenlochuntersuchung" (s. u.) erschloß
ganz neue Erkenntnismöglichkeiten unö wurde schon vor öem Kriege beispiels-
weise in der Wetterau und in öer Mark Brandenburg mit grotzem Ersolg
angewandt. Leider ist in Oberbaden in öieser Richtung wenig geschehen, nach-
dem Schumacher 1900 nach Mainz übersiedelte; nur die Ausgrabung öer
paläolithischen Stationen von Munzingen unö am Oelberg (Padtberg,
Zvtz) und der spätbronzezeitlichen am Osteiner Klotz (Lais) sind zu erwäh-
nen. Schumacher verdanken wir auch die erstmalige Darstellung öer Sied-
lungsverhältnisse im rechtsseitigen Oberrheintal (Festschrift Zentralmuieum
Mainz 1902 S. 16 ss.; Kultur- und Siedlungsgeschichte öer Rheinlande Dd. I
1921, II 1923, III 1925).

Merkmale borgefchichtlicher Siedlungen^. Freilich stöht Liese Forschung
auf sehr groste Schwierigkeiten. Denn Häuser aus gemörteltem Steinbau gab
es in unseren Gegenöen erst seit der römischen Besetzung; alle vorhergehenden
Anlagen, Häuser, Gehöfte, Desestigungen, bestanden aus Fachwerk mit Trok-
kenmauern oder gar nur aus Holz und Reisig mit Lehmbewurf. Aber es
gibt doch Anzeichen, die nicht vergehen unö deutlich die Anwesenheit öes
Menschen verraten. Da sind zunächst öie Scherben seiner Tongefähe zu
nennen. Gebrannter Ton widersteht der Derwitterung und gibt in der Art
seiner Dearbeitung wie in der Form öer Gesähe und ihrer Derzierung un-
verkennbar Zeugnis von öer Zeit ihrer Entstehung. Heute sreilich gelangen
solche Reste des dörflichen Hausbats bei öer Düngung oder mit Dauschult
gekegentlich aus dem Dors hinaus und finden sich auf der ganzen Gemar-
kung. Der vorgeschichtliche Ackerbau kannte aber die Düngung noch nicht und
darum können wir sagen: wo vorgeschichtliche Scherben liegen, ist eine vorge-
schichtliche Siedlung zu suchen. An einzelnen Stellen hat man schon seit län-

i Diese Einleitung ist sür den weiteren Leserkreis bestimmt.

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