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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 3
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W., E.: Vorgeschichtliche Unterrichtsausflüge
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0094

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Vorgeschichtliche UnterrichtLausflüge.

Wer den Menschen öer Vorzelt gründlich kennen lecnen will, der darf
sich nicht ans das Studium der Muieen und der Literatur beschränken. Jm
Wald und aus der Heide gibt es auch heute noch eine Fülle von Denkmälern
aus den vorgeschichtlichen Jahrtausenden, Siedlungsplätze und Grabhügel,
Befestigungen, Mauerreste und Strastenzüge, welche uns sehr viel sagen
können. Für jeden, namentlich aber für diejenigen unter uns, welche heute
in der Vachbarschaft eines derartigen Denkmals wvhnen und wirken, sollte
ein solches weit mehr als eine Kuriosität sein. Ebenso wie eine mittelalter-
liche Burgruine oder ein holzgeschnitztes Fachwerkhaus, wie eine alts Kapelle
oder ein Grabstein auf dem Friedhofe ist es eine kulturgefchichtlich wertvolle
und unersetzliche Llrkunde. Llnd wenn der Lehrer im heimatkundlichen
Llnterricht diese letzteren Denkmäler behandelt, darf ec dann über ihnen
diejenigen der Vorzeit vernachlässigen? Sine wichtige Aufgabe der in der
Schule gepflegten Heimatlunde ist die Erweckung ües Derständnisses für die
Lergangenheit, von deren Leistungen die Gegenwart zehrt und auf dsnen
sie aufbauen muh. Llnter diesem Gesichtspunkte gibt es nur eine Ver-
gangenheit, mag diese auch für die Forschung wegen der Derschiedenartiz-
keit dec Quellen in geschichtliche und vorgeschichtliche gegliedert sein.

Die vorzeitlichen Denkmäler werden am besten bei Gelegsnheit von
Ausflügen in den Llnterricht einbezogen. Es ist verstänölich, wenn der
Lehrer nach Literatur verlangt, damit er dieser Aufgabe gerecht werden
kann. Leider aber stehen als Wegweiser für derartige Zwecke vorläufig nur
sehr spärliche Llnterlagen zur Verfügung.

Ausslüge zu vorzeitlichen Denkmälern sind von den deutschen Geschichts-
und Altertumsvereinen schon oft unternommen worden, ebenso wie auch von
den Anthrvpologischen Gesellschaften. Aber stets ist hier der Kreis üer
Teilnehmer nur klein gewesen. Wohl sind diese Ausslüge in üen Veröffent-
lichungen der betreffenden Vereinigungen mehr oder weniger ausführlich
beschrieben worden. Aber an diesec Stelle, in der Regel im Rahmen eines
Tätigkeitsberichtes, sind die Veschreibungen für den grohen Kreis derer,
welche sie gebrauchen könnten, nur schwer zugänglich; und es darf auch
nicht vergessen werden, dah sie so gut wie stets die Form einss kurzen
Referates haben. Mochte dieses auch für denjenigen eine lebendige Er-
innerung sein, der an dec betreffenden Veranstaltung teilgenommen hatte,
so stellt es doch kaum die Grundlage öar für die nachträgliche selbständige
Wanderung eines anderen.

Der Vsrsuch, das auf einec archäologischen Llnterrichtswanderung Ge-
botene in eine selbständige, für sich allein brauchbare Form zu bcingen, ist
zum ersten Male m. Vv. im Jahre 1913 unternommen worden. Damals
wurde im Anschluh an die Tagung der Deutschen Anthropologischen Gesell-
schaft in Aürnberg eine mehrtägige Studienfahrt durch Südbayern ver-
anstaltet. Ein von Prof. Dr. Paul Reinecke verfahter „Führer, der in
knappester Form die einschlägigen Daten landschaftlicher, geologischer, ar-
chäologischer und Historischer Art und die betreffende Literatur zusammen-
faht, diente den Teilnehmern zur Orientierung, dürfte aber auch eine weit
über die Studienfahrt hinausgehende Vedeutung als der erste ernsthafte
Versuch eines prähistorischen Führers, wie wir ihn für alle deutschen Land-
schaften anstreben svllten, in Anspruch nehmen" L

Auch späterhin ist Vayern mit der Veschreibung besonders lohnender
VZanderstrecken vorangegangen. Es sind zu nenneru

Hans Zelß, Lleber die Römische Grenzmark von der Donau bis zur
württembergischen Grenze (südlich Dinkelsbühl). Ein Vvanderführer. Deutsche
Gaue (Kaufbeuren), Sonderheft 114, 1921; mit Karten-Ausschnitten;

P. Rsinecke, Wanderung Deisenhofen-Grünwald südlich München. Der
bayerische Vorgeschichtsfreund, ! II, 1921/22, S. 89 9ö, mit drei Karten-
skizzen;

^ Korrespondenzblatt d. deutsch. Anthropol. Gesellschaft 44, 1913, S. 131.

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