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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 11
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Wahle, Ernst: Zur Kenntnis der spätmerowingischen Reihengräberfelder
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0352

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Grenzen Württembergs hinaus, insbesondere im benachbarten Baden ver-
öient. Llns interessieren hier einige Tatsachen tvpographischer, archäolvgischer
und geschichtlicher Art, welche von Knöller an verschiedenen Stellen seines
Duches gebracht werden,' der Dersuch, sie in einen inneren Zusammenhang
zu bringen, erweist sich als recht lohnend.

Dürrmenz hatte im Mittelalter zwei Kirchen, in öem am rechten Afer öer
Enz gelegenen Orte selbst die Anöreaskirche und links des Flusses, abseits
des Dorfes, die nach wechselvollen Schicksalen heute als Friedhofkapelle
dienende Peterskirche.

Die heutige Ortskirche, St. Andreas, wirö als Kapelle mit regelmäfzigem
Gottesdienst von 1152 an bezeugt. Anscheinenö hat öer Ortsadel sie ge-
schaffen, weil er auf die zu Lorsch gehörige Peterskirche keinen Einfluh hatte.
„Andere Gründe, öah z. B. bei Hochwasser die Peterskirche nicht besucht wer-
den konnte, wirkten auf Dürrmenzer Seite mit. So entstand öie zweite, die
St. Andreaskirche" 3. Aelter als sie ist öie eben genannte Peterskirche.
Ostern 835 schenkt nach dem Lorscher Codex ein Grunöherr eine steinerne
Eigenkirche an das Kloster Lorsch: eaalesiam analn lapicleam. Dies ist öie
St. Peterskirche, „die noch 1408 ausdrücklich als ecale^ia marrici^, als Mutter-
kirche des Ortes bezeichnet wird". Sie wird im Laufe öer Zeit öurch öie
Andreaskirche erseht, doch wirkt der alte Zustand noch gelegentlich nach. „stlrn
das stlebergewicht öer Peterskirche gegenüber öer Andreaskirche zu bekunden,
mustten dazumal öie Dürrmenzer an den 6 höchsten Festtagen in St. Peter er-
scheinen, damit der Hauptkirche auch öas Hauptopfer zugute kam." (S. 103.)
Diese Hauptkirche des Ortes war „öer Mittelpunkt eines ausgebreiteten Kirch-
spieles, dessen Llmkreis Grostglattbach und Wimsheim, Oeschelbronn und
Aiefern, Enzberg und Oetisheim umschlost" st

Die somit aufzuwerfende Frage, warum öie alte Ortskirche austerhalb
des Dorfes liegt, wird man zunächst geneigt sein, öurch die Annahme einer
Derlegung des Dvrfes vom linken stlfer öer Enz auf das rechte zu erklären.
Hierfür aber können gar keine Anzeichen, geschweige denn Deweise, erbracht
werden. Den Wegweiser für öie Erklärung dieses Defundes haben wir in
den Aeihengräberfeldern der Gemarkung

Auf dem rechten Afer öer Enz finöen wir öeren zwei, öie im Dereiche des
Dorfes liegen. Leider ist über sie nichts Genaueres bekannt geworösn und
man vermiht ein geschlossenes Fundinventar aus ihnen. Aber man wirö sie
doch als die alten Friedhöfe öer Siedelung ansprechen öürfen; bei Dürrmenz
als einem erstmalig im Oahre 767 genannten Ort, .zu dem eine stattliche Ge-
markung gehört, und öessen Kirche schon früh eine grohe Bedeutung gehabt
hat, darf man mit ihrem Vorhandensein von vornherein rechnen. Dast gleich
zwei derartige Reihengräberfelder vorhanden sind, hat nichts Defremdliches
an s!ich, und es wäre auch nicht verwunderlich, wenn eines Tages noch ein

3 Knöller, S. 110.

^ Knöller, S. 103—106 und S. 47 -48.

° Knöller, S. 221 — 224, dazu 2 Tafeln Abbilöungen unö aus S. 227 eine
von Paret entworfene Fundkarte. — Dgl. auch öen von Paret verfahten
Fundkatalog bei K. F. Staehle, Argeschichte des Enzgebietes (1923) S. 133f.
— Knöller sucht S. 48 die Reihengräberfriedhöfe zwischen Alemannen und
Franken aufzuteilen, so wie es von anderer Seite für Druchsal geschehen ist.
Hier soll die Erklärung wohl auch durch Auswertung einss chronologischen
Llnterschiedes, aber doch in anderer Richtung gesucht werden: öer Anterschied
ist nicht ethnischer Art, sondern beruht auf einer Verschiedenheit öer kirch-
lichen Organisation.

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