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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 2
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W., E.: Frühgermanisches Grab von Mingolsheim: Bez.= A. Bruchsal
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Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0066

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ganz anöere Rolle als in West-, Mittel- und Noröeuropa. Doch sei öiese
Möglichkeit öer Beeinflussung öes spätrömischen Kunstgewerbes aus öst-
licher Richtung hin nur mit aller Dorsicht angeöeutet. An sie zu öenkep
liegt deshalb nahe, weil ein ostwestlicher Kulturstrom, welcher um 400 n. Chr.
die Donau aufwärts und nach Äordlrankreich hinein sich bewegt, ein ge-
sichertes Ergebnis der Archäologie istn. Dieser Strvm wirö von einer
germanischen Völkerwelle getragen. Aus Ostdeutschland sehen wir im 3. und
4. Jahrhundert Ostgermanen nach Angarn abwandern. Hier besinden sich
bereits andere Germanen, zu denen sich vom Ende des 4. Jahrhunderts ab
aus östlicher Richtung die Ostgoten gesellen. Am 400 n. Chr. ist ganz
Angarn im wesentlichen von Germanen besieöelt. Aber zu gleicher Zeit
beginnt eine starke Dewegung nach DZesten. Die DZanöalen wandern durch
Süddeutschland und Frankreich bis nach Aordafrika,' Sweben ziehen den
gleichen DZeg bis in den nordwestlichen Teil öer Phrenäen-Halbinsel. Fer-
ner ist öes Zuges öer Alanen zu geöenken, welche aus öemselben DZege in
das südöstliche Spanien gelangten. On seinen Einzelheiten können wir öie-
sen Dorgang der DZanderung germanischer Dölker durch Mitteleuropa hin-
durch nicht historisch verfolgen. DZenn wir hören, öah Enöe des Zahres
406 DZandalen, Alanen und Sweben zusammen mit den Burgundern den
Rhein überschreiten, so ist das ein Glücksfall. Burgunder und Alanen er-
-scheinen 411/12 unter öen Truppen, welche Konstantins lll. Gegenkaiser
Jovinus nach Südgallien führt. Jn grohen Zügen geben also die schrift-
lichen Dachrichten eine DZlestwärtsbewegung von Germanen um 400 n. Chr.
zu erkenneni^, und die archävlogischen Zeugnisse eines in öerselben Rich-
tung verlaufenden Kulturstromes gehören in dieselbe Zeit.

ülnter denjenigen Erzeugnissen öes Kunstgewerbes, welche von öieser
Völkerwelle mit nach DZesten getragen woröen sind, befindet sich auch der
Kamm mit bogenförmig ausladendem Grisf^, wie er uns in dem Mingols-
heimer Grabe entgegen tritt. Aber diese Bestimmung öer Herkunst der
Form öarf nicht zu öer Ausfassung süyren, öah öer Mingolsheimer Kamm
se.bst aus dem Osten stammt unö öah öis Bestattung, bei welcher er ge-
funden wurde, von jenen die Donau aufwärts gegen DZesten wanöernden
Germanen herrührt. DZohl ist das eine wie öas anöere möglich. Ebensogut
kann man sich aber auch Vorstellen, dah die eingeführte Form von üen
rechtsrheinisch wohnenöen Germanen öer Zeit um 400 nachgeahmt wurde.
Zn öiesem Falle dürfte öie Destattung alemannischer Herkunft sein. E. DZ.

Vesprechungen.

L. Rütimeher, Ülr-Ethnographie der Schweiz. Jhre Relikte bis zur
Gegenwart mit prähistori chen und ethnographischen Parallelen. Basel 1924
(Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Dolkskunde, Bd. XVI).

Die von den neuzeitlichen Derhältnissen nur wenig berührten Gebirgs-
kantone der Schweiz weisen bis in die jüngste Vergangenheit hinein eine
Fülle von materiellen unö geistigen Kulturgütern auf, welche anderwärts
längst verschwunden sind. Aber auch in öen anderen Teilen der Schweiz hat
man noch vor kurzem zahlreiche Gegenstänöe und Verrichtungen studieren
können, welche als Vleberbleibsel aus öer Dergangenheit aufgefaht weröen
mü,sen. Das vorliegenöe Buch von Rütimeyer stellt sich öie Aufgabe, diesen

Salin, a. a. O., S. 12, 139; R. Aberg, Die Franken und DZestgoten
in der Völkerwanderungszeit, 1922, S. 31—40; Mainzer Zeitschrist, XVII
bis XIX, 1921—24, S. 74 s., G. Behrens.

12 L. Schmidt, Allgemeine Geschichte öer germanischen Dölker bis zur
Mitte des 6. Zahrhunderts, 1909, S. 55 s., 69.

13 Aberg, a. a. O., S. 36 f.

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