Anschauungeri und auch eine Berücksichtigung seines Systemes in der ver-
gleichenden Gegenüberstellung (S. VII) wohl am Platze gewesen.
Wichtiger aber als der bisherige Streit um das Älter des Fundplatzes
ist uns die Antwort auf die Frage: genügt der heute neu vorliegende Stosf
für die Erkenntnis der zeitlichen Stellung der Station?, und wenn ja: welche
paläolithiiche Kulturstufe kommt in Detracht? Padtberg bejaht diese Frage
und weist seine Funde dem frühen Magdalenien zu. Man wird unum-
wunden anerkennen, dah er bei dieser Zeitbestimmung sehr kritisch vorgeht
und auch die Möglichkeit nicht auher Rechnung stellt, dah ein spätes Aurig-
nacien vorliege. Ein recht ansehnlicher Fundstoss von benachbarten süd-
deutschen und schweizerischen Stationen bietet genügend Vergleichsstoss. Äuch
die nicht sonderlich reich vertretene Tierwelt kann am ehesten als diejenige
des srühen Magdalenien angesprochen werden. Damit ist zugleich das
Alter des Lösses bestimmt, in welchem die Fundschicht lagi der paläolithische
Mensch von Munzingen hat seine Bildung erlebt, und der jüngere Löh gehört
in seinen oberen Teilen erst dem Magdalenien an.
Padtberg kommt so zu einem anderen Ergebnis als Bayer, welcher die
Fundschicht dem vberen Aurignacien zuweist und der Anschauung huldigt,
dah die Löhbildung zur Zeit des Magdalenien bereits abgeschlossen war.
Wer einerseits die Gründe sür Padtbergs Zeitbestimmung anerksnnt, an-
dererseits sich der Richtigkeit des Chronologie-Systems Dayers nicht ver-
schliehen kann, befindet sich natürlich in einer schwierigen Lage. Die Fund-
stücke sprechen sür srühes Magdalcnien; aber als solche dürften sie nach
Bayer nicht im Löh liegen, sondern nur auf ihm! Entweder ist also die
Altersbestimmung der Geräte nicht richtig was aber sehr unwahrscheinlich
dünkt -, oder das ganze, auf eine Fülle von Beobachtungen und Kom-
binationen gegründete System Bayers wird durch diesen einen Fund für
nichtig erklärt was ebensalls recht unwahrscheinlich sein dürfte. Aber es
ist sehr gut möglich, wenigstens nach Ansicht des Schreibers dieser Zeilen,
dah einige von Padtberg wiedergegebene mündliche und briefliche Bemer-
kungen von M R. Schmidt in Tübingen die Richtung zeigen, in der die
Klärung öieser Verschiedenheit der Aussassung erwartet werden kann. Schmidt
kennt den gröhten Teil der paläolithischen Funde in Frankreich und Belgien
aus eigener gründlicher Anschauung. Er sah in den Munzinger Funden bis-
her Magdalenieni jetzt dagegen denkt er angesichts der neuen Ergebnisse an
ein spätes Aurignacien oder ein sehr srühes Solutreen. Ferner rechnet er
mit einer unmittelbaren Entwicklung des frühen Magdalenien aus dem
fpäten Aurignacien, während das Solutreen grohen Teilen Vvn Europa
fremd geblieben ist. So erscheint es durchaus möglich, öah der Scheidung
von srühem Magdalenien und spätem Aurignacien oft Schwierigkeiten ent-
gegenstehen, dah nur eine besonders grohe Menge Fundstofs eine einwand-
freie Veantwortung der Alterssrage gestattet, und dah auf Funden dieser
Art eine geologische Datierung von weittragender Bedeutung nicht auf-
gebaut werden dars.
Angesichts dieses sehr wichtigen Hinweises muh heute die Frags nach
dem Alter der Station Munzingen tatsächlich noch unentschieden bleiben.
Jst also Padtberg zu seinem Ziele der endgültigen Festlegung des Alters der
Station nicht gelangt, so darf dvch der Wert seiner Arbeit nicht gering ver-
anschlagt werden. Gerade weil wir die Zeitstellung des Fundplatzes noch
osfen lassen, sind wir dem Versasser öankbar für die Gewinnung eines so
reichen Stoffes und seine gründliche Dearbeitung. Der Ausblick R. R.
Schmidts macht uns den Munzinger Fundstosf doppelt wertvoll, und wir
können uns eine ebenso schöne Monographie sür recht viele andere paläo-
lithische Stativnen nur wünschen. E. W.
ZuSeite 80 81: Der Vegleittext zu der Karte des obergermanisch-
raetischen Limes muh wegen Raummangels für das 4. Hest zurückgestellt
werden, welches Anfang 1923 erscheint.
gleichenden Gegenüberstellung (S. VII) wohl am Platze gewesen.
Wichtiger aber als der bisherige Streit um das Älter des Fundplatzes
ist uns die Antwort auf die Frage: genügt der heute neu vorliegende Stosf
für die Erkenntnis der zeitlichen Stellung der Station?, und wenn ja: welche
paläolithiiche Kulturstufe kommt in Detracht? Padtberg bejaht diese Frage
und weist seine Funde dem frühen Magdalenien zu. Man wird unum-
wunden anerkennen, dah er bei dieser Zeitbestimmung sehr kritisch vorgeht
und auch die Möglichkeit nicht auher Rechnung stellt, dah ein spätes Aurig-
nacien vorliege. Ein recht ansehnlicher Fundstoss von benachbarten süd-
deutschen und schweizerischen Stationen bietet genügend Vergleichsstoss. Äuch
die nicht sonderlich reich vertretene Tierwelt kann am ehesten als diejenige
des srühen Magdalenien angesprochen werden. Damit ist zugleich das
Alter des Lösses bestimmt, in welchem die Fundschicht lagi der paläolithische
Mensch von Munzingen hat seine Bildung erlebt, und der jüngere Löh gehört
in seinen oberen Teilen erst dem Magdalenien an.
Padtberg kommt so zu einem anderen Ergebnis als Bayer, welcher die
Fundschicht dem vberen Aurignacien zuweist und der Anschauung huldigt,
dah die Löhbildung zur Zeit des Magdalenien bereits abgeschlossen war.
Wer einerseits die Gründe sür Padtbergs Zeitbestimmung anerksnnt, an-
dererseits sich der Richtigkeit des Chronologie-Systems Dayers nicht ver-
schliehen kann, befindet sich natürlich in einer schwierigen Lage. Die Fund-
stücke sprechen sür srühes Magdalcnien; aber als solche dürften sie nach
Bayer nicht im Löh liegen, sondern nur auf ihm! Entweder ist also die
Altersbestimmung der Geräte nicht richtig was aber sehr unwahrscheinlich
dünkt -, oder das ganze, auf eine Fülle von Beobachtungen und Kom-
binationen gegründete System Bayers wird durch diesen einen Fund für
nichtig erklärt was ebensalls recht unwahrscheinlich sein dürfte. Aber es
ist sehr gut möglich, wenigstens nach Ansicht des Schreibers dieser Zeilen,
dah einige von Padtberg wiedergegebene mündliche und briefliche Bemer-
kungen von M R. Schmidt in Tübingen die Richtung zeigen, in der die
Klärung öieser Verschiedenheit der Aussassung erwartet werden kann. Schmidt
kennt den gröhten Teil der paläolithischen Funde in Frankreich und Belgien
aus eigener gründlicher Anschauung. Er sah in den Munzinger Funden bis-
her Magdalenieni jetzt dagegen denkt er angesichts der neuen Ergebnisse an
ein spätes Aurignacien oder ein sehr srühes Solutreen. Ferner rechnet er
mit einer unmittelbaren Entwicklung des frühen Magdalenien aus dem
fpäten Aurignacien, während das Solutreen grohen Teilen Vvn Europa
fremd geblieben ist. So erscheint es durchaus möglich, öah der Scheidung
von srühem Magdalenien und spätem Aurignacien oft Schwierigkeiten ent-
gegenstehen, dah nur eine besonders grohe Menge Fundstofs eine einwand-
freie Veantwortung der Alterssrage gestattet, und dah auf Funden dieser
Art eine geologische Datierung von weittragender Bedeutung nicht auf-
gebaut werden dars.
Angesichts dieses sehr wichtigen Hinweises muh heute die Frags nach
dem Alter der Station Munzingen tatsächlich noch unentschieden bleiben.
Jst also Padtberg zu seinem Ziele der endgültigen Festlegung des Alters der
Station nicht gelangt, so darf dvch der Wert seiner Arbeit nicht gering ver-
anschlagt werden. Gerade weil wir die Zeitstellung des Fundplatzes noch
osfen lassen, sind wir dem Versasser öankbar für die Gewinnung eines so
reichen Stoffes und seine gründliche Dearbeitung. Der Ausblick R. R.
Schmidts macht uns den Munzinger Fundstosf doppelt wertvoll, und wir
können uns eine ebenso schöne Monographie sür recht viele andere paläo-
lithische Stativnen nur wünschen. E. W.
ZuSeite 80 81: Der Vegleittext zu der Karte des obergermanisch-
raetischen Limes muh wegen Raummangels für das 4. Hest zurückgestellt
werden, welches Anfang 1923 erscheint.