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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 4
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Fischer, Wolfgang: Zur Besiedelungsgeschichte des oberen Pfinztales
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0112

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eigentlich von Weiler stammt. Denn Ottenhausen—Rudmersbach liegt nur
1 Kilometer s. von Weilsr an e,inem Zusluh öer Pfinz, und da die dortige
Gemarkung „sonst keinerlsi römische Reste au^weist, könnte das Relief gut
von Weiler hierhex verschleppt sein.

Die Richtigkeit dieser Annahmen vorausgeseht, kommen wir zum Er-
gebnis, daß sich nunmehr die Römerfunds in Oem Randgebiet des Schwarz-
walds zwischen Pforzheim und Herrenalb stärker konzentrieren als bisher
(s. d. Kartenausschnitt Abb. 49). Von den württembergischen Fundorten
tritt nur Gräfenhausen mit den zahlreichen Ruinen auf seiner Gemarkung
und den Denkmälern bei Haug-Sixt^ 114—116 hervor; daneben Virkenfeld
und Feldrennach als Münzfundorte. Bei Dirkenfeld sollen auch Ruinen sein.
Westlich von Gräfenhausen ist nun Weiler auf badischem Gebiet am Oberlauf
der Pfinz der nächste Fundort, bei öom die Voraussehungen für römstche
Siedelung vorhanden sind. Domnach liegen auch in diesem Gebiet die römi-
schen Siedlungsreste in der Entfernung von wenigen Kilometern von öer
römischen Hauptstrahe Ettlingen—Pforzheim an den sonnigen Hängen der
bereits mit Muschelkalk überlagerten Höhen entlang der badisch-württembergi-
schen Grenze, nicht dagegen in dem südtichen Teil, dem höheren Buntsand-
steingebiet am Rand des eigentlichen Schwarzwalds bei Lonweiler-S chwann.

Dieses Ergebnis wird durch eine Vetrachtung öer deutschen Besiedelung
durchaus bestätigt. Das Pfinztal von Durlach an aufwärts fd. h. von sei-
nem Eintritt in die Rheinebene an) ist übersät mit Ortsnamen auf — ingen.
Diese gehen bekanntlich auf die älteste Zeit der alamannischen Besiedlung
unserer Gegend zurück und finden sich stets auf öem schon von öen Römern
bebauten alten Kulturboden; zahlreiche solcher Orte haben römische Funde
geliefert. Man hat beobachtot, öah sie sich den römischen Strastenzügen
entlang ziehen Auch im Pfinztal können wir öiese Tatsachen nachprüfen.
Alle -ingen-Orte öes Pfinztals haben Römerfunde aufzuweisenBei Röt-
tingen überschritt wohl die Römerstrahe Ettlingen—Pfvrzheim—Cannstatt
das Pfinztal; in einem Seitental der obern Pfinz liegen, nur wenig südlich
dieser Strahe, Ellmendingep unö Dietlingen. Dann folgt auf badischem
Gebiet Weiler, d-sr letzte Ort vor dem ülrfprung der Pfinz; auf württem-
bergischen Boden liegen hier keine -ingen-Orte, und sichere römische Sied-
lungen nur in der Gemarkung von Gräfenhausen. Vermutet werden solche
auch bei Birkenfeld, dessen Rame man vielleicht von Bürg-Burg-römische
Ruine herleiten darf ü Bezeichnend ist, dah alle Orte des Oberamts Reuen-
bürg erst spät erwähnt werden, bedeutsamerweise als erstsr Gräfenhausen
(1100), dessen Pfarrsprengel einst südwärts das ganze hier behandelte würt-
tembergische Gebiet bis Reusatz und Dobel, d. h. bis in öen Schwarzwald
hinein umfahte. Wohl mit Recht vermutet man hier eine alte Dingstätte;
darauf führt auch der Ramest Keiner der hier liegenden Orte trägt einen
Ramen mit charakteristischer Endung der älteren Zeit. „Der Bezirk ...
gehört zu den spätest besiedelten des ganzen Landes" (Württembergs)

Auch ein Blick auf die Gemarkungsgrenzen ist lehrreich. Die einwan-
dernden Alamannen haben den fruchtbaren Boden des Pfinztals bis zum
Oberlauf in Besitz genommen. Jhro Siedelungen in Wilferdingen, Röttin-

5 Vvn zahlreicher Spezialliteratur abgesehen, bes. bei Friedr. Kauffmann,
Deutsche Altertumskunde II (1923) S. 291 Anm. 4; A. Dopsch, Wirtschastliche
und soziale Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung aus der Zeit
von Cäsar bis auf Karl den Grosten, I (1918) S. 238 und 266.

° E. Wagner, Fundstätten und Funde im Grohherzogtum Baden, II
(1911) S. 87 (Grötzingen), 93 (Söllingen), 98 (Wilferdingen), 130 (Diet-
lingen), 133 (Ellmendingen), 141 (Röttingen).

^ Vgl. z. B. „untere Bürg" bei Oehringen, Standort eines römischen
Kastells; das Dorf „Bürg" bei stleuenstadt am Kocher mit Resten eines
römischen vwus.

b Das Königreich Württemberg, II, S. 267.

s Ebenda S. 246.

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