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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 7
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Gutmann, Carl: Römische Brandbestattungen und Villa rustica bei Endingen (am Kaiserstuhl)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0226

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2. Tonurne (Fig. 941), mit schmalem, wagrecht abstehenöem Ranö, sehr
kurzem Hals, hat eine Höhe von 20 am, einen lichten Durchmesser öer Oesf-
nung von 131/2 cm unö einen Bodendurchmesser von 11 cm. Der Rand ist
wagerecht abgestrichen unö mit 2 ringsum laufenöen Rillen versehen, fo dah
3 halbrunöe Rippen entstehen. Der Ton ist aschgrau gebrannt und die
Wandung mit vertikalen Riefen versehen.

3. Tonurne, von der nur noch öer untere Teil mit Bodensläche etwa
4—5 cm hoch erhalten ist. Durchmesstzr des Bodens 6,8 cm. Sie war also
schlanker als älrne 2, fonst aber ihr in Tvn unö Verzierung gleich.

4. Dvn einer dickwandigen chlrne sind nur wenige Voden- und Wanö-
stückchen erhalten; wahrscheinlich gehört zu ihr auch ein vorhandenes Stück
Rand. Die Stärke öes Materials weist darauf hin, dah dies ein recht grohes
Gefäst war, das aber öen gleichen Ton und öie Strichelung wie dis beideü
andern zeigt. Der Ranödurchmesser berechnet sich auf 17 cm.

5. Von einem kleinen, gelblich gebrannten, sehr dünnwandigen Miniatur-
gefästchen sind öie Standsläche und noch 3 Schulterstückchen erhalten. Ver-
schiedene Spuren weisen daraus hin, dah es sowohl austen als innen mit einem
bläulichschwarzen üleberzug versehen war. Es dürste ein Salbenkrüglein
gewesen sein.

Die Gefähe stehen im Rathaus zu Endingen.

Vvm Leichenbrand sind Teile mit öen ülrnen abgeliefert worden. Die
Vrandbestattungen sind römisch unö gehören öem Ausgang öes 1. bzw. öer
ersten Hälfte des 2. Fahrh. n. Chr. an.

Jm Strahburger Museum befindet sich eine ganzähnliche Ülrne wie
Abb. 941 mit der gleichen vertikalen Riefelung. Sie kommt aus ösm früh-
römischen Grabseld beim Schafharthof nahe bei Grafenstaöen.

Die Fundstätte liegt etwas nördlich der Stelle, wo öer von Endingen
nach Bahlingen führende „Bahlingerweg" öas VZihlbachtälchen durchquert,
genau bei Höhenpunkt 206,4 des Mehtischblattes, an öer Einmünöung eines
von Westen herziehenden, neu angelegten Wassergrabens. Hier dehnt sich
auf öem etwas höher liegenden Vahlinger ülfer des Hauptkanals eine
flache, kleine Talbucht in den Hügelrücken „Furmschlatt" bzw. „Schmählin"
aus, die als Ackerland öient. Die aufgefundenen Brandgräber berechtigen zu
der Annahme, dah in der Rähe eine Siedelung ein römischer Meierhof stand,
den ich auf öem Gelände der eben erwähnten kleinen Talbucht vermutete.
Vei Absuchung des unmittelbar an den Kanal stohenden Kartofselfeldes traf
man sofort zahlreiche Vacksteinsplitter und Hohlziegelstücke römischer Her-
kunft. So scheint diese Frage recht rasch gelöst worden zu sein; jedoch mühten
noch eingehendere Ülntersuchungen folgen. Wir haben hier somit die Stätte
einer einsamen, im stillen, aber fruchtbaren und freundlichen Talwinkel ge-
legenen Vilw ru8tioa vor uns, die als Ableg-er des vicus rixola in früh-
römischer Zeit und wohl auch noch später hier stand. Sie ist, wie das Land-
haus von Merdingen, ein weiterer Veweis dasür, dah die Römer sich gerns
in sumpfiger Gegend ansiedelten.

Eine andere Villn rusnca wurde im Jahre 1900 von Schumacher unten,
am Eingang des Tälchens, am Rordostfuhe des „Gallberges", am „Hagel-
stein" festgestellt (Schau-ins-Land, 28. Jahrlf. 1901).

Wie verschiedene Sprachforscher annehmen, sollen öie heutigen Ort-
schaften „Weil", „Wiel", „Wihl" auf alten Römerstätten stehen und ihren
Ramen von der einstigen Vilw erhalt-en haben. Man dars sich da wohl
sragen, ob das Riedbächwin und nach ihm das ganze Gelände öie Bezeich-
nung „Wihlbach" nicht Vvn d-er neuentdeckten Villa rustioa erhalten haben?

K. S. G u t m a nn - Breisach.
 
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