Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Gutmann, Carl: Römisches Landhaus auf der Hagenmatte bei Merdingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0253

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hätten auf diesem Bnckel die ersten Reben gepflanzt, so erhält die Sage durch
die Auffindung der Dilla den historischen Hintergrund.

Da das aufgedeckte Gebäude nur Wohnräume enthielt, müssen die
Oekonomiegebäude unweit davon gestanden haben. Man geht jedenfalls
nicht fehl, sie in der Forstsaatschule zu suchen, wo Ziegelstücke vielfach herum-
liegen und von den Arbeitern früher auch schon Mauerwerk getroffen wor-
den ist.

Der Grunörih des Merdinger Landhauses, der durch seine Einfachheit,
Klarheit und die gute Proportionierung auffällt, weicht von dem sonst üb-
lichen Thpus der römischen villae rusticae ab. Es fehlt der Jnnenhos, und
es fehlen die Wirtschaftsgebäude. Der Bau stellt ein für sich gesonderteA
Wohnhaus dar mit kräftigem Mittelbau und zwei Seitenflügeln. Meines
Wissens ist diese Form des römischen Landhauses bis jeht in Deutschlanö
noch nicht zum Dorschein gekommen. Jndessen tritt sie uns in öer Geschichte










O











Abb. 104.


des Hausbaues verschiedentlich- entgegen sowohl in der vor- als in öer nach-
römischen Zeit. 21. Schliz hat im Grohgarlach, am Mühlpsaö, ein neolithi-
sches Gehöfte aufgedeckt mit ganz ähnlichem Grundriß und annähernd auch
von gleicher Gröhe (Prähist. Zeits-chr. II S. 122: Fig. 104, 3). R. Henning gibt
in seinem Merke „Das deutsche Haus und seine historische Entwickelung" den
Grundrih des von ihm bezeichneten „arischen Hauses", das er als gemein-
samen Llrsprung des italischen und germanischen Hauses anspricht und öas
etne auffäll'ige Parallele zur Merdinger Dilla darstelkt (Fig. 104, 4). Dann
treffen wir die gleiche Einteilung beim alemannischen unö fränkischen Dauern-
hause. Deim Wohnsih des reichen Alemannen gelangt man vom Hofe aus
zuerst in den geräumigen Hausflur, hinter öem die Küche liegt: einerseits
davon befindet sich die DZvhnstube mit der Stubenkammer, anderseits die
gröh-ere Debenkammer und die kleinere Küchenkammer (Ftg. 104, 5). Jst der
Hausflur nur schmal, also ein Hausgang, dann fehlt die Küchenkammer, sie
muhte zur Küche verwendet werden, die sonst zu klein ausgefallen wäre.»
Diese Einteilung zeigt auch das sränkische Dauernhaus. Das Haus des ale-
mannischen Kleinbauern tst einfacher gehalten. Hier dienen nur das Mittel-

25 l
 
Annotationen