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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 10
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Schumacher, K.: Kontinuität der Besiedelung bzw. der Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0292

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Vehzüchtern, hier von Ackerbauern, dort -Jagd- unö Kampfgeräte, hier sotche
der Feldbestellung und friedlichen Haustätigkeit, wobei auch der Schmuck
sich in charakteristischer Weise unterscheidet. Schnurkeramische Neolithiker,
gewisse bronzezeitliche Stämme, hallstättische Koberstadtsiedler usw. heben sich
so scharf ab von den igauern der neokithischen Bandkeramik, der spätbronze^
zeitlichen und hallstättischen Plrnenfelderbevölkerung, genau noch wie die
Viehzuchtfarmen der Römer von ihren Ackerbaugehöften oöer öie mehr auf
Mehzucht eingestellten frühen Siedlungen der Alamannen von öen echt bäuer-
lichen Dörfern der Franken.

Es können also bei einem Dorfe — abgesehen von Einzelsieöelungsn -
zwei verschiedene, mehr oder weniger kontinuierliche Sieöelungsgruppen nsben
oder nacheinander bestanden haben, ohne äl'lzuviel Berührungspunkte. Als
die kriegerischen Schnurkeramiker auf den Höhenwegen öurch öas Lanö zogen,
da und dort für kürzere oder längere Zeit sich niederlassend, war die Masse der
bandkeramischen Bauern wohl schon abgezogen, wenn auch einzelne Familien,
ja ganze Dörfer dem in sauerem Schweist gepflegten Boden treu blieben, als
Hörige jener kriegerischen Dölker. Llnö Aehnliches hat sich immer wiederholt,
wobei Mehzüchter unö Ackerbauer jeweils öen ihnen günstigeren Bodsn in
Aesitz nahmen.

Wir wollen nun einige Beispiele aus öen verschieöenen Landesteilen
Badens vorführen, die das Gesagte näher zu beleuchten und zu vertiefen ver-
mögen.

1. Bei T au b e rb i s ch o f s he i m, wo das Taubertal von einer uralten
Straße von Würzburg an den Aeckar (und nach Miltenberg) gekreuzt wird, ist
eine Tal- und eine Bergsiedelung vorhanden, erstere am westlichen Talhang
und auf der lehmbedeckten Llferterrasfe in der Aähe des Dahnhvfs, letztere auf
der östlichen Waldhöhe „im Moos", „Mosigwald" nahe der alten Strahe nach
Würzburg (Hauptsächlich Jäger und Diehzüchter öer Dronze- unö frühen
La Tene-Zeit). Jn diesem Falle begegnen schnurkeramische Gräber auch in
der Talaue, weil hier am Fuhe öer damals offenbar noch tiefer herab bewal-
öeten Hänge beiderseits der Tauber ein ausgedehntes Weidelanö sich auf-
tat. Auch die Dewohner öer grotzen Hallstattsieöelung auf der älferterrasse
werden neben geringem Ackerbau im wesentlichen der Viehzucht obgelegen
haben. Die Germanen der Kaiserzeit (Fundb. 1927, S. 213 f.) hausten nicht weit
davon entfernt neben den späteren Alamannen-Franken (bei der neuen evangs-
lischen Kirche) und unweit der gotischen St. Peterkapelle. Das berühmte Lioba-
kloster erhob sich wohl hinter der Tauberfurt, wo das spätere Franziskaner-
kloster stand^ doch raten Flurnamen und alte Sagen (nebst einem karolingi-
schen Kapitäl im Schlotz?), auch dem Gelände des Osthangs an der alten
Straße einige Aufmerksamkeit zu schenken.

2. Sinsh eim, das durch die hervorragenden Forfchungen K. Wilhelmis
bekannt ist und wahrscheinlich im frühen Mittelalter 'öer Sitz des Grafen Vvm
Elsenzgau war, entstand zweifelsohne aus der fräükischen Aiederlafsung.
deren Tote in dem Reihengräberfeld nördlich der Stadt ruhen. -Jn römischer
Zeit 'spielte die Stätte keine Aolle, da die Römerstratze Speyer Wiesloch —
Wimpfen fchon bei Hoffenheim öas Elsenztal querte, doch sind mehrers
villae ru^ricue ringsherum festgestellt. Dorrömischs Siedelungsspuren fehlen
bis jetzt im Tale fast völlig, dagegen erheben sich im Sinsheimer Staötwald
auf den Höhen östlich wie westlich des Tales zählreiche Grabhügelgruppen.
am berühmtesten die westliche bei den „drei Bückeln", in öenen Jäger und

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