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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 1.1925/​1928(1928)

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Heft 12
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Gutmann, Carl [Honoree]: Karl Sebastian Gutmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.27168#0376

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2lm 20. -Januar 1929 vollenöet Schulöirektor a. D. Karl Sebastian
Gutmann, der Äestor der elsässischen Prähistorie, sein 75. Lebensjahr. Jn
Hochstetten bei Breisach geboren, b^esuchte er ö-as Lehrersemiuar iu Colmar
i. Els. und trat in den elsässischen Volksschuldienst ein. Seine speziellen
Studien galten den Vaturwissenschasten. Schon frühzeitig legte er umsang.-
reiche Sammlungen auf öem Gebiet öer Zoologie, Votanik unö Mineralogie
an, die heute öen Grundstock verschieöener Schulsammlungen im Elsaß und
in Vaden bilden Praktisch betätigte er sich aus dem Gebiet der Baum- und
Rebzucht. Seine Erfahrungen legte er in einer von ihm redigierten lanö-
wirtschaftlichen Wochenschrift unö verschiedenen monographischen Abhand-
lungen nieder. stiach stlebernahme der Hauptlehrerstelle in Egisheim bei
Colmar wendete sich sein Augenmerk auf öie Prähistorie, die zu seinem
speziellen Arbeitsgebiet wurde, und der er nunmehr ein halbes Jahrhundert
dient. 2n der richtigen Erkenntnis, dah Grunölage jeöer prähistorischen
Forschung eine umfassenöe Aufklärung des Dolkes, besonders öer auf öem
Lande beschäftigten Gebilöeten, sein müsse, gab er in Verbinöung mit Vaurat
C. Vöinckler den „Leitfaöen zur Erkennung öer heimischen Altertümer"
(1894) heraus, der mit stlnterstützung des Ministeriums im Elsaß ausgedehnte
Verbreitung fand. Der propaganöistischen Tätigkeit für öie Llrgeschichte galt
und gilt. auch heute noch Gutmanns Eifer in persönlicher Delehrung, in
Vorträgen, in Schriften und Tageszeitungen. Als erste Frucht öer wissen-
schaftlichen Arbeit erfchienen 1899 „Die archäologischen Funöe von Egis-
heim". Zum erstenmal war es Hier gelungen, an einem elsässischen Ort öie
Kontinuität der Vesiedlung nachzuweisen. Vis zum Amtsantrrtt Gutmanns
kannte man von Egisheim lediglich den diluvialen Menschenschädel. -Jn knapp
einem Jahrzehnt waren nun sämtliche ur- und frühgeschichtlichen Epochen
nachgewiesen. — Die römische Kastellanlage in Egisheim lenkte Gutmann
auf die römische Strastenforschung. Die Versetzung nach Mülhausen im
Oberelsast verlegte sein Arbeitsgebiet nach dem Sundgau. Llnö hier gelang
ihm zunächst der Vachweis des auf der Peutingerschen Karte verzeichneten
Kastells Larga, das er in verschiedenen Kampagnen von 1900 ab systematisch
ausgrub (Larga, Mülhausen 1905 mit Aachtrag 1908). Mit der Festlegung
dieser Station war ein wichtiger Ausgangspunkt für die Erforfchung des
römischen Strahennetzes unö für die Ermittelung weiterer gesuchter Sta-
tionen der römischen Strastenkarte gewonnen. Gutmann selbst nahm sich
der ersten Aufgabe mit Erfolg an, inöem er öie Römerstrasten im Sunögau
Schritt für Schritt von der französischen unö Schweizer Grenze bis zum
Ahein b-eging und festlegte (Bericht 1906/07 und VII 1914 der Röm. Germ.
Komm.). Die -Zeit der Mülhauser Tätigkeit brachte ferner die Erforschung
unö wissenschaftliche Vearbeitung des alemannisch-fränkischen Gräberselöes
von Vergholz-Zell (Bulletin du müsee histor. Mülhausen 1903), der neolithi-
schen Siedelung vom -Jllberg bei Dvrnach und vor allem öie Aufdeckung der
römischen Villa bei Köstlach (Köstlach, römische Villa und prähistorischer Ring-
wall 1909). Die Arbeiten in Köstlach lenkten Gutmann auf einen neuen Zweig
der Forschung, auf die vorgeschichtlichen Aingwallanlagen (Britzghberg bei Jll-
furt, Firtischen bei Kaysersberg, Purpurkopf, Glaserbergkopf bei Pfirt, Ringels-
 
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