Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Kreis Merseburg.

(Ober- und Nieder-) Clobikau.

11,2 Km. westlich von Merseburg an der Schwerzeiche, gehörte zu den Dom-
propsteidorfseliaften. Im Hersfelder Zehntverzeichniss Cloboco. Laut einer Urkunde
von 979 vertauscht Otto II. der Abtei Hersfeld 50 Hufen in pago Hassega in
villis Cloboci et item Cloboco (Ober- und Nieder-Clobikau). In einer Urkunde
vom 4. Aug. 1121 verleiht Bischof Beginhard von Halberstadt dem Kloster Wi-
modeburg (Winmielburg) unter anderen Besitzungen auch 471/2 Hufe in Clobicho,
dazu die Kirche in demselben Dorfe, zu welcher 4 Hufen gehören (N. M. 11,239
Nr. III. Im Jahre 1215 iibergiebt Bischof Friedrich von Halberstadt dem Kloster
Wimmelburg die Kirche zu Clobike (N. M. III,2) zum Unterhalt des Convents.
Das Kloster besass mit der Kirche in Wimmelburg auch die Patronatsrechte der
Kirchen in Cloiike (jura patronatuum ecclesiarum in cl.). Bereits im Jahre 1058
hatte Bischof Eckelin in Nieder-Clobikau ein Gut für das Stift Merseburg gekauft.
Das Dorf selbst aber gehörte in den folgenden Zeiten theils dem Kloster Wimmel-
burg, theils wegen einiger Gerechtsamen den Grafen von Mansfeld (vgl. Schm ekel,
histor. topogr. Beschreibung des Hochstifts Merseburg S. 277). Diese letzteren
wurden mit ihren Befugnissen als- einem Stift-Merseburgischen Lehne bei der
stiftischen Lehn-Curie belieben. Am 25. Nov 1445 aber verkaufte das Kloster
Wimmelburg einige Befugnisse an 4 Brüder von Koetzschen; diese aber noch vor
dem Jahre 1491 an den Merseburger Bischof Thilo von Trotha. Im Merseburger
Güterverzeichniss (1320) heisst der Ort Klobeke, auch Klobeck. — Die Pfarrei zu
Clobikau stand zuletzt in geistlicher Beziehung unter dem Bischöfe von Halber-
stadt; die landesherrlichen Bechte über beide Ortschaften übten die Merseburger
Bischöfe. Nach der Halberstädter Archidiakonats - Matrikel vom Jahre 1400 lag
Clobicke in sede Winitz (Wünsch) des Osterbannes. In der Beformationszeit
hatten die Grafen von Mansfeld das Patronat in Nieder-Clobikau und war dieses
das erste Dorf des Stifts Merseburg, in welchem die Deformation eingeführt wurde.
Der erste evangelische Pfarrer war Johann Fruichtel (1542). — Die Grafen von
Mansfeld Hessen alljährlich durch einen Connnissar ein Lehngericht in Nieder-
Clobikau halten. Nach ihrem Absterben fiel dasselbe an die Amtsgerichte zu
Merseburg. Aber nachdem das Dorf preussisch geworden war, wurden die Lehn-
gerichte von dem dasigen mansfeldischen Eidestrichter wie vor Alters abgehalten.
Vorher wurden allemal bei der Pfarrerwohnung der Gemeinde die alten mans-
feldischen Gesetze und Bechte verlesen. Ausserdem hielt jährlich im October das
Merseburger Amt hier ein Landgericht, wo kleine klagbare Sachen entschieden
wurden (vergl. Schumann, Staatslexicon pp.).

Das in Oberclobikau gelegene ehemalige Dompropstei - Freigut ist das in der
Nähe der Kirche südwestlich von derselben belegene Gehöft, über dessen Eingangs-
pforte noch ein Stein mit folgender Inschrift um einen einfach quadrierten Schild
sich befindet:

HEINRICHVGLEISENTHAL

DOM

ANNO

PROBST

CHRISTI

II.

16
 
Annotationen