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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0223

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Kreis Merseburg.

Niecler-Globikau, dann von Grossgräfendorf, seit 1813 wieder von dem ersteren.
Das Rittergut war im 18. Jahrh. im Besitz der Familie von Hanfstengel. Die
Kirche ist 1772 neu gebaut und eben sowenig schön wie merkwürdig. Sie besitzt
zwei kleine Glocken, die minder kleine von 0,545m Durchmesser mit der Inschrift
in grossen lateinischen Buchstaben

VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM . H . M . (= Hiero-
nymus Möhrink) ZV NAVMBVRG $ 1600,

die andre von 0,48m Durchmesser mit oben umlaufendem zusammenhängenden
Blätterfries ohne Schrift anscheinend aus derselben Zeit.

Reipisch.

Filialkirchdorf von Blösien am linken Ufer der Geisel, 5,5 Km. südsüdwestlich
von der Kreisstadt gelegen. Im Jahre 1012 (17. October) bestätigt König Heinrich II.
der Kirche zu Merseburg unter anderen Vermächtnissen der Ottonen auch das
von Ribzi. Das Dorf kam 1091 an das Kloster St. Petri vor Merseburg (Schöttgen
und Kreyssig, Diplomatische Nachlese der Historie von Obersachsen, XII, 171
— 190). Der Abt desselben Werner kaufte hier ca. 1270 die Vogtei. Nach dem
Güterverzeichniss des Hochstifts Merseburg (ca. 1320) gehörte Rypz zum Banne
des Dompropstes und gab an Zehnten 2 Schock (N. M. II. 2,388). Im Jahre 1481
beschenken Merlin und Hinrich Ockendorff, gehrüder zu riptzsch wohn hälftig, eine
ewige Messe auf dem von Agnes Botfeld gestifteten Altar St. Sebastiani in der
Kirche St. Sixti zu Merseburg.—Von dem Orte nannte sich das im 14.—16. Jahrh.
vorkommende Ministerialengeschlecht von Rypz, später von Reipisch. Das Dorf
hatte noch 1545 seinen eigenen Pfarrer und kam 1562 als Filial zu Frankleben,
später zu Blösien.

Auf eine ältere Kirchenanlage lässt von den bestehenden Baulichkeiten nur
noch die Anordnung des Thurm es im Osten schliessen. Zwar ist derselbe erst
im Jahre 1854 neu gebaut, jedoch an Stelle des alten, nur dass er um ein wenig
weiter nach Osten gerückt ist. Das Aeussere der im 30jährigen Kriege nach Aus-
weis der Pfarracten arg mitgenommenen Kirche hat 1701, 1776, 1878 Umbauten
und Reparaturen erfahren. Eine erhaltene spätgothische Sacramentnische, die vor
dem Neubau in der Nordwand des Thurm es befindlich war, ist jetzt wenig über
dem Boden in das stehen gebliebene Stück Südwand des alten Thurmes eingelassen.

Die beiden grösseren der drei auf dem Thurm sich vorfindenden Glocken
von 0,90 und 0,70111 Durchmesser sind 1715 von Peter Becker in Halle gegossen;
die kleinste von 0,49m Durchmesser soll starken Silbergehalt besitzen, ist sorgfältig
gegossen und zeigt unter vierfachem Ringumlauf die apokalyptischen Buchstaben
A und U einander gegen überstehen d nach den in doppelten Strichen in den
Mantel eingeritzten Zügen.

Röcken.

Filialkirchdorf, 1,8 Km. südwestlich von Lützen. Im Jahre 1265 hat Gebhard
von Querfurtli Güter in Reckin vom Stifte Merseburg zu Lelm. Das Dorf gehörte
 
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