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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0229

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218

Kreis Merseburg.

von 0,75m Durchmesser ist zur Herstellung der „Harmonie mit den beiden
Glocken“ mit umgegossen.

Künste dt.

Schwesterkirchdorf von Frankleben, 7,5 Km. südsüdwestlich von Merseburg, ist
um 1545 selbständiges Pfarrdorf. Der Harne ist jedenfalls deutsch. Das Gosecker
Chronikon schreibt Bunenstide, das Merseburger Güterverzeichniss Kunstede.
Sonst findet sich auch die Form Ronstede. Das Dorf wird eingetheilt in Ober-
und Unter-Runstedt, deren jedes sonst sein eigenes Rittergut gehabt haben soll
(Schumann, Lexicon von Sachsen IX, 580). Zn dem Rittergut Oberrunstedt
gehörten sechs Bauernhöfe in Reipisch; es war stift-naumburgisches Mannlehen
und hatte auch die Erbgerichte über ein Haus in Oberbeuna, eines in Atzendorf,
sowie die Obergerichte über Theile von Reipisch und Möritzsch. Im 14. Jahrh.
waren die von Stahr im Besitz desselben. In ihrem Wappenschilde finden sich
zwei aufgerichtete mit den Bärten abgekehrte Schlüssel, die sich über dem Helm
wiederholen. Im 16. und 17. Jahrh. findet sich hier die Familie von Bose (Run-
stedtischer Zweig der Stift-Merseburgischen Linie), im 19. Jahrh. die von Könneritz
und von Helldorff. Der Ort lag dicht an der Grenze des Hochstifts und des
Amts Weissenfels.

Die jetzige innerhalb der Mauern des Ritterguts noch in besonderer Um-
friedigung gelegene Kirche entstammt, wenn Kirchengestühl'und Glockenstuhl, die
mit Jahreszahlen bezeichnet sind, einigermassen mit ihr gleichzeitig enstanden
sein sollten, erst der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und ist ohne
archäologisches Interesse. Aus der früheren Kirche, welche vermuthlich an einer
ganz anderen Stelle gestanden hat, ist ein Altarschrein, der leider einen der beiden
Flügel eingebüsst hat, mit in die neue herübergenommen und steht jetzt in der
herrschaftlichen Prieche. Das Hauptfeld desselben zeigt die Schnitzfiguren einer
weiblichen Heiligen ohne Hände (jedenfalls Katharina), der h. Jungfrau mit Kind
und der h. Barbara mit Kelch in leidlich gefälliger Ausführung. Der erhaltene
Seitenflügel ist beiderseitig bemalt, der Farbenauftrag ist auf Kreidegrund gemacht.
Die innere Seite von 1,14 : 0,41“ im lichten ist quer getheilt, oben erscheinen
Pantaleon, die Hände über dem blutüberlaufenen Kopf an einen Baum genagelt,
den man freilich nicht erkennen kann, St. Vitus mit Hahn und St. Christophorus
mit dem Christkindchen in flatterndem Mantel auf der Schulter; unten eine, über
einem liegenden Hund knieende jugendliche Heilige mit Vortragekreuz: Margaretha,
der h. Aegidius mit der Hirschkuh und St. Cyriacus mit einem gefesselten Teufel.
Die Felder sind oben mit Rankenwerk aus eingepresstem vergoldeten Metall aus-
gefüllt. — Die mannichfach verzeichneten Figuren sind nachlässig behandelt,
während die charakteristisch modellierten Köpfe und ein Theil der Extremitäten
ein besseres Können verrathen. Da die angeführten acht Heiligen alle zu den
vierzehn Hothhelfern gehören, so werden die auf dem jetzt fehlenden Flügel be-
findlich gewesenen sechs deren Zahl vervollständigt haben. Sehr anmuthend ist
die Darstellung des h. Wolfgang als Bischof mit Beil und Kirchenmodell, welcher
die ganze äussere Seite des erhaltenen Flügels einnimmt. Fig. 211 giebt beide
Seiten des letzteren wieder.
 
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