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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0240

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Schotteren Spergau.

229

mit chronistischen Notizen bedeckt, unter dem oberen Rand steht Marcus am 10.
Lasset etc. nach Luther’s Uebersetzung. Der ganze Stein ist 0,64mhoeh, die Weite
zwischen den Ecken beträgt 0,50ra

Von den drei Glocken ist nur die mittlere von Ü,86ra Durchmesser mit zwei
und drei durch ein Spatium von 0,08m getrennten oberen Ringumläufen, sonst
ohne Zeichen, älter, die beiden andren von 1,07 und 0,70m Durchmesser sind 1787
von den Gebrüdern „Ulriche“ in Laucha und Apolda gegossen.

Spergau.

Mutterkirchdorf, 7,5 Km. südsüdöstlich von Merseburg. Am 17. October 1012
bestätigt König Heinrich 11. der Kirche zu Merseburg in einer Urkunde des dasigen
I). C. A. unter den von den Ottonen gemachten Schenkungen auch Besitz in Spirga.
Der Ort lag im Hassegau in dem Burgward Merseburg. Nach einer Urkunde vom
Jahre 1066 kommt das ganze Dorf (villa quaedam) Spirige an das Stift. Im Giiter-
verzeichniss des Hochstifts (c. 1520) wird der Pfarrer in Szpirghe genannt. Der
Ort kommt in den Urkunden des Merseburger Unterstifts S. Sixti und der Stadt
Merseburg seit Anfang des 14. Jahrh. in den verschiedensten Formen vor: Sperge
und Sperg'e, Zpirge (1309—29), Sperghe, Spyrge, Sparge (1435).—Im Bauernkriege
(1525) wurden in Spergau drei aufrührerische Bauern durch Hans von Thune, den
Capitän des Herzogs Georg, welcher mit 100 Reitern und 200 Fussgängern in das
Dorf rückte, enthauptet und am Wege begraben. Auch musste das Dorf 160 Gulden
Strafe zahlen.

An der Kirche ist der halbachteckig schliessende Chor spätgothisek; er machte
früher wohl die ganze Kirche aus, welche 1698 durch Anbau des jetzigen Schiffes
und des aus dem Viereck in’s Achteck übergehenden Thunnes erweitert wurde.
Obiger Chor ist mit einem Netzgewölbe überspannt, dessen Rippen, aus jo zwei
an einander gestossenen flachen Hohlkehlen gebildet, auf einfachen Gonsolen auf-
setzen. Diese kragen in der Schenkelhöhe der spitzen mit gefälligem Maasswerk

gefüllten Fensterbögen (Big. 221) aus der Wand vor. Die Widerlager bilden
einfache einmal abgesetzte Strebepfeiler.

An der nördlichen Chorwand liegt die im Kreuzgewölbe überdeckte Sacristei.
In Fig. 222 sind der obere Theil der zur Sacristei führenden Thür mit überschnittenen
Stäben, der Gewölbschlusstein, die drei vorhandenen Consolen und das Profil der
GeAvölbrippen in derselben skizziert.
 
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