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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0221

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210

Kreis Merseburg.

Schlange umwundenen Apfelbaum. Um dies Bild steht die bekannte räthselhafte
sich fünf mal wiederholende Umschrift, die man am meisten geneigt istM. Luther
zu lesen. Um diese liegt ein Ornamentkranz von zwei einzelnen verschiedenen
immer mit einander abwechselnden Blättern.

Im Schiff und Chor der Kirche sind verschiedene Denkmäler der Familien
von Goldstein und von Leipziger aus dem vorigen Jahrh.; aussen an der Nord-
wand das eines Johann Karl von Biesenr(odaP), der 14 Tage alt 1663 gestorben
ist, mit zwei Wappen.

Die drei Glocken auf dem Thurme von 1,08, 0,87 und 0,69m Durchmesser
sind neu, die beiden erstem 1877, die letzte 1878 von Gebrüder Ulrich in Laucha
gegossen.

Pissen.

Mutterkirchdorf, 11,3 Km. ostsüdöstlich von Merseburg. Bischof Thietmar
erzählt, Chronikon 111,10, dass bei der Auflösung des Merseburger Bisthums im
Jahre 981 der Theil desselben, welcher zwischen Saale, Elster, Mulde und den
Gauen Blisni, Vedu und Tuchurini lag, mit den Dörfern Fassini (Peissen, süd-
östlich von Merseburg1) und Piscini (Pissen) dem Zeitzer Bischof Friedrich ge-
geben worden sei. In einer Urkunde vom 17. October 1012 (Nr. 8 im D. 0. A.
zu Merseburg) bestätigte König Heinrich II. dem wiedererrichteten Bistlmm Merse-
burg unter anderem auch den Besitz von Piscini und Pazcini. Am 8. November
1285 kam der Ort durch Verkauf des Markgrafen Tutta von Landsberg von dem
Gerichtsstuhl Markranstedt unter die Gerichtsbarkeit des Bischofs von Merseburg.
Im Merseburger jüngeren Calendarium heisst es Biczin (N. M. 11,243).

Die Kirche hat durch successive Reparaturen alles Alterthiimliche verloren.
Der Thurm, welcher ursprünglich auf der Ostseite gestanden und somit jedenfalls
das Presbyterium enthalten hat, ist 1758 seiner Baufälligkeit halber abgetragen,
und für ihn ist ein neuer im Westen angebaut worden.

Auf dem letzteren hängen die drei Glocken von 1,11, 1,03 und 0,51m Durch-
messer, die dritte, langgestreckter Form, ohne Bild oder Schrift, 0,48“hoch. Die
grösste hat Georg Schesler in Leipzig 1674, die mittlere, auf welcher sich das
Relief eines Crucifixus befindet, Melchior Mörinck zu „Erffurdt“ MDXCV gegossen.
Letztere trägt auch die Umschrift : Ehre sei Gott in der blühe u. s. w. — Wohl-

O

gefallen.

Pobles.

Pfarrkirchdort', 18,7 Km. südsüdöstlich von Merseburg am Grunabache ge-
legen. Nach dem Orte nennen sich bereits im 12. Jahrh. Reinhardus de Pobeluze
und Fridericus de Pohlitz. Um 1276 gehörte das Dorf zum Eisdorfer Gerichts-
stuhle. Das Kloster zu Beuditz erhielt im Jahre 1297 vier Hufen in Populos.
In einer Urkunde vom 7. Juli 1326 schenkte ein honestus vir Ulficus de Cryzon
an die Kirche in Poblos und an den von ihm neu zu erbauenden Altar aus Ehr-
furcht gegen Gott und den heiligen „Gangolff,“ den Patron der Kirche, ]/2 Hufe

1 Nach Strebitzki S. 75 Possenhein auf der rechten Seite der Elster zwischen Elster
und Mulde.
 
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