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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0251

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Kreis Merseburg.

messer haben 1876 die Gebrüder Ulrich in Laucha gegossen, doch sieht dieselbe
eines Fehlers halber dem Umguss entgegen.

Wallendorf.

Mutterkirchdorf am linken Ufer der Luppe 4,7 Km. östlich von Merseburg,
liiess ursprünglich Waldendorf. Das Kloster St. Petri vor Merseburg hatte hier
seit 1091 Besitzungen. Auch das Patronat über die Kirche stand dem Abt des-
selben zu. Der Ort soll ursprünglich kaiserliches Reichslehen, dann stiftmerse-
burgisches gewesen sein, und die Markgrafen von Meissen sollen als Vögte des
letzteren damit belehnt gewesen sein. Schon 1156 soll Markgraf Conrad von
Meissen Wallendorf an das Kloster Pforta geschenkt haben, welches im Jahre 1313
Besitzungen vom Kloster St. Petri auch in Wallendorf erworben haben soll. Im

17. und 18. Jahrh. besassen das Rittergut Wallendorf die von Scheplitz, von Weise,
von Hohenthal, Koven etc. In dem eingepfarrten Tragarth (ursprünglich Trawarda,
Trawarde, Trawart) befand sich ehemals eine Rittergutscapelle St. Katharina und
auf einem von einem Graben umschlossenen jetzt der Schule zu Wallendorf ge-
hörigen, die Schulpfütze genannten steuerfreien Stück Felde die Kapelle St. Helena.

Die Kirche in Wallendorf ist ihren Formen nach ein Bau des 16. Jahrh.
Der rechteckige Thurm im Westen unter flachem Walmdach hat einen vorspringenden

Fig. 239.

Sockel, in halber Höhe einen einfachen Hohlkehlengurt und im obersten Geschoss
gekuppelte Rundbogenfenster, Fig. 239, deren Gewände die Steinmetzzeichen ~j
aufweisen. Der südliche Eingang in das mit Tonnengewölbe gedeckte
Schiff mit abgefasten Kanten ist in schwer profiliertem Halbkreisbogen gedeckt.
Zwischen Schiff und halbachteckig geschlossenem Chor wird sich früher ein Dach-
reiter erhoben haben, in einer Urkunde von 1600 ist von Ausbesserung des
Schieferdachs auf dem Thurm und dem Aufsatz eines Knopfes des „grösseren
Tliurmes“ die Rede. Dem nördlichen Anbau der mit Kreuzgewölbe überspannten
Sacristei entspricht ein späterer südlicher Anbau für herrschaftliche Stühle, sodass
die Kirche das Ansehen einer Kreuzkirche gewinnt.
 
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