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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0256

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(Nieder-) Wünsch. Zitzschen. Zölschen. Zöschen. Zscherben.

245

Sie ist nur wenig grösser als di'e 0,56m Durchmesser haltende dritte Glocke
welche, vom gleichen Giesser wie die dritte Glocke zu Pobles, die unlösbar
erscheinende Minuskelumschrift Fig. 242 enthält.

Fig. 242.

i ©

Zöschen.

Pfarrkirchdorf am linken Ufer der Luppe, 9,6 Km. östlich von Merseburg
heisst im Giiterverzeichmiss des Hochstifts Zeseme, Zcesme und Ceseme (N. M.
11.3,367 und 380), auch Cisme (ebd. 11.2,237). Daselbst wird auch „Aldindorph“
genannt, welches jetzt ein Theil von Zöschen ist und die Kirche, den Oberhof und
die benachbarten Häuser umfasst. Das Vorderdorf liegt an der Chaussee und
wird wohl das alte Cisme oder Zeseme sein. Ausserdem wird ein alter Markt
(antiquum forum) genannt, vielleicht im Gegensatz zu dem Theil des Dorfes,
welcher jetzt „der Neumarkt“ heisst, wo ehemals Jahrmärkte gehalten wurden.

Zöschen stand mit der gegen Endo des 15. Jahrh. bei der Kirche S. Maximi zu

Merseburg errichteten Brüderschaft St. Anna in Verbindung. Bereits im 13. Jahrh.
wird ein Ministerialengeschlecht von Zossen erwähnt. Im 15. Jahrh. besassen die
von Brandenstein, später Wolf, Graf Hohenthal die beiden Rittergüter (Oberhof
und Unterhof).

An der Kirche scheidet (wie in Blösien und Röglitz) der Thurm Chor und

Schiff, gegen beide in hohem breiten Rundbogen sich öffnend. Der Chor ist nach

Aufzeichnungen im Pfarrarchiv 1754—57 erbaut, also ohne archäologisches Interesse.
Auch das Schiff ist neuer. Nach diesem zu zeigen die beiden westlichen Pfeiler-
wände des Thurms noch Spuren der romanischen Kämpfergesimse, welche bis auf
die unterste Hohlkehle abgeschlagen sind. Im Rücken der Kanzel, am südlichen
der beiden Pfeiler, befindet sich das Reliefeines Wappens in Holz, im Schild wie
auf dem Helm einen Fuchs (Wolf?) mit einer Gans im Maule zeigend.

Die drei Glocken von 1,06, 0,83 und 0,69m Durchmesser haben alle drei die
gleichlautende Aufschrift:

ME FECERUNT FRATRES ULRICH LAUCHAE MDCCCI

Zscherben.

Schwesterkirchdorf von Kötzschen, 2 Km. südwestlich von Merseburg am
westlichen Ende des Gotthardsteichs und dem Einfluss der Clia in denselben,
findet sich schon als Scirbina im Hersfelder Zehntverzeichniss. Um 1202 heisst
es Zcerbben, 1244 Zcerwin, 1250 Scherbbin, im Güterverzeichniss des Hochstifts
Zerwin. Bis zum Jahre 1488, wo es Thilo von Trotha kaufte, war es ein Lehen
des Klosters Goseck und hatte noch 1545 einen eigenen Pfarrer.

. Die Kirche mit modernisiertem Schiff gehört zu den alten Anlagen, bei denen
 
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