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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0088

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(Klein-) Lanchstedt. (Gross-) Lehna. Leuna.

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(Gross-) Lehna.

Filialkirchdorf von Altranstedt, an der sächsischen Grenze, 12,1 Km. süd-
östlich von Merseburg, gehörte nicht zum Hochstift Merseburg, sondern zum kur-
fürstlich sächsischen Kreisamt Leipzig. Im Jahre 1239 kaufte das Kloster Alt-
Zella hier einige Hufen Landes. — Der Merseburger Bischof Hugo von Webau er-
langte von Markgraf Heinrich dem Erlauchten am 12. December 1242 den Zehnten
in Gross-Lehna. ■— Am 8. November 1285 verkaufte Markgraf Friedrich Tutta
von Landsberg an den Merseburger Bischof Heinrich von Ammendorf für 200
Mark Silber die Gerichtsbarkeit in 29 Dorfschaften, welche bisher zum Gerichts-
stuhle Markranstedt gehört hatten, darunter auch in Gross-Lehna.

Thurm und Schiff der Kirche mögen älter sein als der Chor, entbehren jedoch
charakteristischer Eigenthümlichkeiten. Der Chor, in drei Achteckseiten schliessend
und an den Ecken mit Strebepfeilern besetzt, ist spätgothisch, die Fensterbögen
sind mit Maasswerk gefüllt.

Ein beschädigter halbkugelförmiger romanischer Taufstein auf dem Kirchhof,
von 0,95m Durchmesser und 0,38m Höhe aus grauem Sandstein, ist am oberen
Rande mit einem Fries von 0,08m weiten Rundbögen verziert.

Die drei Glocken auf dem Thurm von 0,90, 0,72 und 0,59m Durchmesser
sind 1797 bezw. 1795 von den Gebrüdern Ulrich in Laucha gegossen.

Leuna.

Mutterkirchdorf am linkenUfer der Saale, 1,8 Km. südlich von der Kreisstadt.
Am 5. Februar 1169 bestätigt Kaiser Friedrich I. dem Hochstift Merseburg die ihm
von dem Domherrn Otto gemachte Schenkung von zwei Hufen Landes in dem
Dorfe Lunewe (D. C. A. Nr. 27). Im Güterverzeichniss und sog. jüngeren Calendarium
der Merseburger Kirche (c. 1320) heisst es Lunowe. Das Patronatsrecht über
die Kirche war schon damals bei dem Merseburger Domcapitel. Ein Priester von
Lunow, Namens Ludovicus, wird im Merseburger sog. jüngeren Calendarium ge-
nannt (N. M. II. 2, 247). In dem mit Leuna zu einer Gemeinde vereinigten Höc-
kendorf'(Ockendorf) besassen der Merseburger Dompropst, spätere Bischof Johannes,
und seine Brüder Gero und Amelung Güter, welche sie von dem Kaiser Lothar
zum Besitz erhalten hatten. König Conrad III. bestätigte ihnen diese Schenkung
durch eine Urkunde vom 15. October 1146. Als Johannes Bischof geworden war,
verschrieb er jene Güter auf einem Reichstag zu Würzburg dem römischen Kaiser
Friedrich, welcher sie durch eine Urkunde vom Jahre 1167 (D. C. A.Nr.26) nebst
Hörigen und Zubehör der Kirche zu Merseburg übereignete.

Eine frühere Kirche ist — ruinae instar nach einer
Notiz im Thnrmknopfe — ihrer Baufälligkeit halber
abgetragen und dafür eine neue, 1716 vollendete hinge-
setzt, an welcher nichts interessiert. Aus der alten
Kirche hat sich noch ein Taufstein erhalten, der jetzt
umgestülpt neben der Eingangsthür liegt. Derselbe
ist von sehr schweren Verhältnissen, hat 0,73m Durch-
messer und 0,34 m Höhe, und sein ganzer Schmuck ist ein einfaches etwa 0,05m
unter dem oberen Rand hinlaufepdes, flaches 0,06m breites Band. S. Fig. 79.

Fig. 79.
 
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