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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0096

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Lützen. Merseburg,

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Merseburg.

Der Name der Stadt lautet in den ältesten Urkunden Mersiburc, Mersiburg,
Merseburg. Nach dem Hersfelder Zehntverzeichniss lag Mersiburc (civitas) im
Hassegau und Burgward gleiches Namens und hatte kirchliche Steuern an die
Capellen zu Allstedt, Riestedt und Osterhausen abzugeben, welche Karl der Grosse
777 der Abtei Hersfeld übereignet hatte. Auch Fulda hatte in Merseburg frühzeitig
Besitzung; denn König Heinrich I. tauscht solche in einer Urkunde vom Jahr932
von dem Abt Hadamar ein. Dieser König besass durch seine Verehelichung mit
Hatheburch, der Tochter des Merseburger Grafen Erwin, den grössten Theil der
Altenburg (Vorstadt, antiqua civitas, Thietmar I, 4). Auf dem nördlich des Klosters
St. Petri befindlichen Klosterweinberge wird die Burg dieser alten Merseburger
Grafen gelegen haben. Auf dem Merian’schen Prospect von Merseburg sind
hier noch Burgruinen zu sehen, und nach Moebius’ handschriftlicher Chronik
befand sich dort noch ca. 1668 „ein starker Füllmund eines starken Gebäudes.“
In neuerer Zeit hat man hier steinerne Waffen, Trümmer von heidnischen Opfer-
heerden, Urnen, Asche etc. gefunden. Von dieser „alten Burg“ her breitete sich
die „Altenburg“ allmählich weiter nach Süden hin aus, zunächst wahrscheinlich nur
im Cliagrunde. Die Bezeichnung civitas antiqua bei Thietmar setzt aber das
Vorhandensein einer „jüngeren“ Burg voraus. Dieselbe befand sich wohl auf dem
südlich von der Domkirche gelegenen Berg, wo jetzt die Curie St. Martini
liegt. Heinrich I. umgab sie mit einer Steinmauer, baute eine am 19. oder 22. Mai
geweihte Kirche und erhob sie zu einer Pfalz, welche K. Heinrich II. am 4. März
1004 den Merseburger Bischöfen schenkte, die sie bis 1260 bewohnten. Thietmar
nennt sie ein antiquum opus Romanorum; es war jedenfalls ein Steinbau, den
man zur Zeit Thietmars für ein Römerwerk hielt. — Südwestlich der Pfalz er-
streckte sich „die Stadt“ ursprünglich nur bis zur Geisel und enthielt vennuthlich
auch slavische Ansiedelungen. Erst Otto I. soll die Stadt über das rechte Ufer der
Geisel nach Süden hin erweitert haben, und noch im 16. Jahrhundert nannte man
diesen Stadttheil „die Newestadt“ (die neue Stadt) im Unterschied von dem am
finken Geiselufer. Auf dem östlichen Ufei der Saale lag das Dorf Werder, welchem
Kaiser Friedrich I. im Jahre 1188 das Marktrecht verlieh und welches nun „Neu-
markt“ (novum forum) genannt wurde.

Die Stadt Merseburg ist also in ihrer gegenwärtigen Gestalt ein Aggregat
verschiedener Ansiedelungen und Bauten, und war es bezüglich schon zu den Zeiten
Heinrichs I., von dem Thietmar sagt, „praedictae civitatis adpertinentia multorum
ins tune respicientia univit“ d. h. dass er die Zubehörungen der Stadt Merseburg,
welche damals sehr verschiedene Herren hatten, vereinigte.

Die Handelsbeziehungen zu Franken mögen sehr alt sein. An dem Franken wege,
einer alten Handelsstrasse von Mainz und Frankfurt über Erfurt, Eckartsberga
und Merseburg nach Meissen, auch in der Stadt Merseburg und in ihrer Nähe
sind römische Münzen aus dem 1. und 2. Iahrhundert nach Christo gefunden
worden. Schon im Jahre 1004 verlieh König Heinrich II. das Zoll-, Markt- und
Münzrecht nebst allen von Handeltreibenden besessenen Wohnstätten dem
Merseburger Bischof; ja bereits Otto II. hatte demselben in einer Urkunde vom
 
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