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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0083

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Kreis Merseburg.

Jahre 1167 (Nr. 26 ebd.) der Kirche zu Merseburg übereignete (Crikesdorf). Im
Jahre 1171 bestätigte Bischof Eberhard die Schenkung des Dorfes (Crikesdorf) an
das Domstift seitens seines Vorgängers Bischof Johannes und dessen Bruder
Amelung. (Urk. Nr. 28 ebd.) Im Jahre 1270 übereignete Bischof Friedrich von
Merseburg der Kirche daselbst den Zehnten zu Kriegsdorf. (Urk. Nr. 78 ebd.)
Im Merseburger Güterverzeichniss und Calendarium wird der Ort Chrichsdorf,
Crychsdorf, Cristorph, Chrichstorph geschrieben. (N. M. 11.2, 239. 243. 252. 253.)
Bis 1562 hatte das Dorf seinen eignen Pfarrer, wurde aber dann mit Wallendorf
vereinigt.

Von der Kirche heisst es in den Pfarracten: iam ab antiquis seculis cultui
divino dedicatae ut phönicis instar ex ruderibus exsurgerent — reparatae hae
aedes MDCLXVI. Doch ist der „Phönix11 unter einem Neubau von 1738 ver-
schwunden. Aelter ist nur noch ein Grabstein hinter dem Altar aus der Mitte
des 16. Jahrh.

Unter den drei Glocken war bis vor kurzem eine ganz alte von 0,56111 Durch-
messer, ohne Schrift und Bild, welche, gesprungen, zum Umguss abgegeben ist.
Die beiden andren von 1,12 und 0,82m Durchmesser stammen aus neuerer Zeit.

(Ober-) Kriegstedt,

Mutterkirchdorf, 7,5 Km. westnordwestlich von Merseburg an der Schwerz-
eiche, heisst im Hersfelder Zehntverzeichniss (c. 899) als eine der Ortschaften des
Hassegaues Cristadt und in den Gesta epp. Halberstat. 1014 Cricstide. Nach einer
Urkunde des Bischofs Reginhard von Halberstadt vom 4. August 1121 besass das
Kloster Wimodeburch (Wimmelburg) in Crikstedi zehn Hufen mit zwei Wiesen
(N. M. 11,239). Im Güterverzeichniss des Hochstifts Merseburg (1320) heisst es
Krichstede superior.

Die Kirche ist ganz neu in romanisierendem Stil. Die vormalige, von der
noch eine Abbildung existiert, nach welcher vor lauter Anbauten vom ursprüng-
lichen Gebäude kaum etwas zu sehen war, scheint eine jener alten romanischen
Anlagen mit dem Thurm im Osten gewesen zu sein.

Ein Grabstein ohne Umschrift, vermuthlich der eines Herrn von Hanfstengel,
ist im Innern wieder in die Nordwand eingemauert. Er zeigt eine Ritterfigur in
voller Rüstung mit acht Ahnenwappen auf den Seiten; das Monogramm des Stein-
metzen H< steht auf dem Sockel unter deren Füssen. Der Stein von 2.10 X 1,08 m
trägt, jetzt verborgen, nach anderweiter Angabe die Jahreszahl 1583, und ein
Sockel unter ihm den Spruch 1. Thess. 4,14.

Die Glocken hängen für die Besichtigung ziemlich ungünstig. Die beiden
grössten von 1,04 und 0,84m Durchmesser scheinen ganz gleich ausgestattet zu sein.
Eine obere Umschrift in Lapidarbuchstaben besagt:

ANNO MDCXXIII GOSSEN MICH MELCHIOR VND (HIERONYMVS

M)OERINGK Z E

(== zu Erfurt). Darunter ein Arabeskenkranz und unter diesem die der Firma
geläufigen geflügelten Köpfe. Unter den beiden unter einander stehenden Namen:

CHRISTOFFEL VON HANFSTENGEL, BERNHART VON HANFSTENGEL
 
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