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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0078

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Kirchdorf. Knapendorf. Körbisdorf.

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aus welcher nur die wiederkehrenden apocalvptischen Buchstaben mit Sicherheit
herauszulesen sind.

Knapendorf.

Filialkirchdorf von Biindorf, 4,6 Km. nordwestlich von Merseburg. Am
13. November 1256 schenkt Markgraf Heinrich der Erlauchte der Merseburger
Kirche aut dem Landtage zu Schkölen 3 Hufen und 6 Breiten Landes zu
Knapendorf, welche bis dahin Heinrich von Grlizberc und dessen Bruder Johann
von Alstete vom Markgrafen zu Lehen gehabt, ihm aber zum Behuf dieser
Schenkung zurückgegeben hatten. — Hier legte der Merseburger Bischof Johannes
Bose einen grossen See an, welcher von Bündorf bis Schkopau reichte. Bischof
Sigismund von Lindenau liess denselben 1536 in fünf verschiedene Teiche abtheilen.
Im Merseburger Gtiterverzeichniss wird der Ort häufig genannt (N. M. H.2, 234
239. 241. 3,370 und 371).

Die Kirche ist archäologisch bedeutungslos. Im Innern des Thurms sind an
verschiedenen Stellen vier steinerne Relieftafeln von ca. 0,70m Höhe und halber
Breite angebracht, die den Weltheiland nnd die drei Evangelisten Marcus, Lucas
und Johannes, an Attributen und Ueberschrift in Lapidarbuchstaben zu erkennen,
darstellen. Die Behandlung ist eine archaistisch rohe, der INRI überschriebene
Christus mit segnend erhobener Rechten und dem Reichsapfel in der Linken ist
ein ganz ähnlicher Typus wie Gott Vater auf dem einen der Schlusssteine aus dem
Merseburger Peterskloster von wahrscheinlich 1514 (s. unter Merseburg), jetzt im Dom.

Die grössere der beiden auf dem Thurm hängenden Glocken von0,82m Durch-
messer hat keine Schrift, nur oben auf der Haube ein paar glatte Reifen, um
dieselbe drei Ringumläufe nach gewundenen Hanfschnüren; die kleinere von
0,68m Durchmesser ist 1801 von Gebrüder Ulrich in Laucha gegossen.

Körbisdorf.

Dorf mit Rittergut, 8,4 Km. südwestlich von Merseburg am linken Ufer der
Geisel. Nach der Urkunde Nr. 15 im Merseburger D. C. A. schenkte König
Heinrich III. der Kirche zu Merseburg im Jahre 1040 fünf Hufen in Gewartes-
dorf und Radawassendorf sammt Zubehör und Hörigen. Am 20. Januar 1162
schenkte der Kaiser Friedrich I. auf Bitten des Markgrafen Dietrich dem h. Johannes
und Laurentius zu Merseburg sieben Hufen im Gau Merseburg zwischen der
Stadt Merseburg und dem Dorfe Gerwardesdorf (Urk. Nr. 53 des D. C. A.). Im
Jahre 1167 übereignete derselbe der Kirche zu Merseburg Güter zu Gerwardesdorf,
welche ihm Bischof Johannes von Merseburg auf dem Reichstage zu Würzbufg
verschrieben hatte (Urk. Nr. 26 des D. C. A.) Der Autor der Merseburger Bischofs-
chronik schreibt (etwa um 1136), Bischof Offo zu Merseburg habe um 1060 zwei
Hufen zu Geruerssdessdorf zu Ehren des h. Willebald und zwei andre zur Ver-
herrlichung des h. Wynnebald erkauft.1 — Im Merseburger Gtiterverzeichniss um

1 Es ist aber mehr als wahrscheinlich, dass dieses Gerwardesdorf in der Stadtllur Merse-
burg und zwar in der Atzendorfer Koppelmark gelegen hat, vgl. N, M. 1883, geogr. Excurse,
Körbisdorf.
 
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