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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0061

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Kreis Merseburg.

einen Rosenkranz um den Hals tragenden Bettler. -— Ein leidender Christus
etwas grösseren Formats war wohl ein selbständiges Werk. — Der Kunstwerth
letztgenannter Figuren ist noch geringer als der der ersterwähnten; doch gehen
auch diese über die Mittelmässigkeit meist wenig hinaus.

Von den beiden Glocken von 0,95 und 0,55m Durchmesser trägt die grössere
die obere Umschrift in Lapidarbuchstaben:

ANNO DO MDLIX SIT NOMEN DOMINI BENEDICTVM EX HOC NVNC

ET VSQVE IN SECVLVM

und über dem Wappen des Giessers —Bär mit Tasterzirkel — den Giessvermerk:

GOS MICH WOLF HILGER CZV FREIBERGK;

und die kleinere die Minuskelumschrift:

Ifltirfncillö lnnrifl (Madonnenbild) *pU5 + tlpJllUlS + IflfObUö. ft (Crucifixus).

Unter dem Schriftkranz ist das wohlgezeichnete gegen 0,10m hohe Relief eines
heil. Georg im Kampf mit dem Lindwurm, ohne Umrahmung. — Vergl. auch
N. M. a. a. 0. S. 122.

(Gross-) Gräfendorf.

Mutterkirchdorf an der Lauche, 3,7 Km. westnordwestlich von Lauchstedt,
stand in geistlicher Beziehung unter dem Bischof von Halberstadt. 1213 wird es

erwähnt unter der Bezeichnung Grevindorff apud (bei) Schaf-
stede. In einer Urkunde vom 2. Sept. 1353 wird genannt ein
Heydenreich vor Greuendorph und Frvtze syn Sone. Ihre
Burg gehörte zum Hause Lauchstedt. Das mit diesem Ort zu
einer Gemeinde verbundene Strossen (Strosen) kaufte Konrad,
Abt des Klosters S. Petri vor Merseburg, mit den dazu
gehörigen Zinsen um das Jahr 1180.

Thurm und Chor der Kirche S. Anna sind gleich breit,
gleichzeitig im Charakter des Uebergangsstils und aus gleichem
Material erbaut, aus einem rothbraunen bei Gräfendorf selbst
gebrochenen Sandstein, welcher auch bei der Kirche zu
Delitz a/B. verwandt ist. Das breitere Schiff ist ein späterer
Erweiterungsbau. In der Nordmauer desselben befindet sich
der Haupteingang. Derselbe ist im Spitzbogen gedeckt und
von zwei auf gewundenen Basen aufsetzenden Stäben um-
säumt, welche sich am Fusspunkt der Bogen-Schenkel theilen
und einerseits sich gegen die letzteren todtlaufen, andererseits
im Bogenscheitel Zusammengehen, ohne sich zu überschneiden.
Die Giebel des mit einfachem Satteldach gedeckten Thurnies
sind 1679 etwas überhöht. Auch die Fenster des Obergeschosses, je zwei auf den
breiteren und je eins auf den schmäleren Seiten, sind neuer, jedoch den ursprüng-
lichen nachgebildet. In stumpfen Spitzbögen geschlossen und durch Säulen
getrennt sind die einzelnen Lichter in gleich construierten Spitzbögen gekuppelt,

Fig. 55.
 
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