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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0029

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Collenbey. Corbetha.

<21

lässt (vergl. z. B. die Glockeninschrift zu Eisdorf) mehrfach ein und dasselbe Zeichen
gebraucht. Der zweite Name HIIZLBÖ oder BIIZLHJI? — Der Nodus des dem
14. Jahrh. angehörenden Kelches besteht ans sechs durch Kerben getrennten
Buckeln, deren jeder wieder durch je zwei flache Kerben gedrittelt ist.

Die drei Glocken auf dem Thurme haben 0,96, 0,67 und 0,56m Durchmesser.
Die erste trägt die Minuskelumschrift:

m . ccccc . mit it)9 . maria f

darunter das Ornament des Halle’schen Giessers. Hinter der Jahreszahl steht ein Belief
der Maria mit Kind, und bei f ist ein Crucifixus. Die zweite hat die Umschrift:

LORENTZ RICHTER IN HALL GOS MICH ANNO 1602

die dritte nur sechs Medaillons von 0,025 -0,028™ Durchmesser, welche die Ver-
kündigungsscene, eine Passionsgruppe und die vier Evangelistenzeichen aufweisen
(Fig. 14). Löwe und Stier sind entweder bis zur Gleichheit ähnlich oder es ist
zu beiden derselbe Stempel verwandt. Der Giesser war wohl derselbe wie der der
zweiten Glocke zu Lengefeld, vergl. Heft V, S. 46.

Corbetha.

Pfarrkirchdorf am linken Ufer der Saale, 5,6 Km. nordwestlich von Merseburg.
Da der Ort, zur Unterscheidung von Gross- und Klein-Corbetha im Volksmunde
Sand-Corbetha genannt, ebenso wie diese auf dem Bande der Niederung liegt, so
hat man es von dem slavischen Chrib, Chribetha = Bergrücken abgeleitet, vergl.
Heft III, S. 5. Im Jahre 1108 verschenkte der Kaiser Heinrich V. 3 Hufen in
villa Chrowati ad fluvium Salam (Schultes, dir. diplom. 1,223). Im Güterver-
zeichniss und jüngeren Calendarium des Hochstifts Merseburg wird Kunvete inferior
genannt, im Unterschied von Kurwete oder Korwete superior — Grosscorbetha
im Kreise Weissenfels (N. M. 11,236. 257. 370.) Im Hersfelder Zehntverzeichniss
steht dreimal Curuwadi, was darauf hinzudeuten scheint, dass ursprünglich neben
dem wendischen auch ein deutscher Name gebräuchlich gewesen ist: wad und
wat = Ueberfahrt, Furt. In der Beschreibung der AVestgrenze des Burgwards
Merseburg im Chronicon Halberstadense zum Jahre 1004 wird auch der Saalfurt
bei dem südlichen Curewate gedacht. Die Grenzstrasse führt von Bunowe (Beuna)
ad transituni Salae in Curewate. Und nachweisbar ist auch in der Nähe des
nördlichen Corbetha eine solche Saalfurt vorhanden gewesen. — Die Schreibart
Chorwet und Corwethe aus den Jahren 1279 und 1282 findet sich bei Schöttgen
und Kreyssig dipl. 11,378 (Vergl. Grösster, die Bedeutung des Hersfelder
Zehntverzeichnisses, S. 6, Nr. 24).

An der Kirche trägt nur der rechteckige Thurm alterthüniliehen Charakter,
und zwar erscheint derselbe frühgothisch. Er öffnet sich gegen das Schiff in zwei
niedrigen Spitzbogen, welche auf nur aus Platte und Hohlkehle bestehenden
Kämpfergesimsen ruhen; Mittel- und AVandpfeiler sind auf etwa 0,60™ über dem
Boden hervorspringende Sockel basiert. Das oberste Geschoss des Thurms öffnet
sich nach Osten und AVesten in je zwei, nach Süden und Norden in je einem im
Spitzbogen gekuppelten, aus zwei durch Säulen geschiedenen im Spitzbogen
 
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