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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0234

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Schkeitbar. Schkeuditz.

223

Vom nächst höheren Geschoss gelangte man durch eine rechteckige Mauer-
Öffnung von etwa 0,80 m Weite auf den Dachboden der früheren Kirche, die also
niedriger war als die jetzige. Denn für letztere versehen jetzt diesen Dienst die
zwei ursprünglich in’s Freie gehenden Fenster der vierten Etage. Diese bestehen
aus je zwei gekuppelten Rundbogenlichtern von 0,42ra Weite, welche durch Säulen
mit achteckigen Schäften und gedrungenen Würfelcapifälen über breitem Hals-
ring getrennt werden. Die Basen dieser Säulen sind mit den ganzen unteren
Theilen der Fenster vermauert. Die stark gestelzten deckenden Bögen ruhen
mit den inneren Schenkeln auf einem sog. Vermittlungskämpfer (Fig. 214).

Im Inneren auch dieses Thurnies sind dem alten Mörtel überall Fugen ein-
geritzt.

Das jetzige Obergeschoss des Thurmes enthält drei Glocken. Die eine von
l,12m Durchmesser ist von Peter Stengel und Andreas Neithart in Leipzig am
IG. Deeember 1695 aus einer 1694 gesprungenen umgegossen. Die andre von
0,94m Durchmesser hat in fracturähnlichen Minuskeln die obere Umschrift in drei
in fortlaufender Reihe stehenden Leoninern:

ab templum gentes rocito baptifta i oh an u es
üt baptifatus in laube bei vecveatus
conbibit arte fua gebet me protibus nna

Darunter stehen Kamen und Wappen des „Pastors“ und vierer andrer Herren:

maftenaer pastoer, matenepe, Ihorst, fpangen, a bot* reutemeefter.

Der Guss ist mit grösster Accuratesse ausgeführt. Nach seiner Orthographie
wird man nicht fehl gehen, „gobel“ für einen Niederländer zu halten.

Die kleinste Glocke ist sehr alt, sie hat 0,745m Durchmesser bei 0,71 mFlöhe,
keine Schrift, aber zweimal mit einander abwechselnd das Zeichen Fig. 215, 0,24 m
hoch, und ein Kreuz.

Schkeuditz.

Stadt, 15 Km. ostnordöstlich von Merseburg am rechten Ufer der Elster,
heisst in den ältesten Urkunden Scudici, lag im slavischen Gau Chudizi und war
Mittelpunkt eines Burgwards. Unter den Städten (civitates), welche Erzbischof
Giseler bei Auflösung des Merseburger Bisthums im Jahre 981 sich selbst vor-
behielt, nennt Thietmar Chronikon III, 10 auch Scudici. Aber bereits im Jahre 1015
erhielt Merseburg die Pfarrherrlichkeit über Skudizi von Erzbischof Gero von
Magdeburg zurück. Die Merseburger Bischofschronik schreibt den Namen an der
betreffenden Stelle Sckuditz oder nach einer anderen Handschrift Schudiz. Von
diesem Orte nannte sich im 12. Jahrh. ein Ministerialengeschlecht. — Am 21. Mai
1271 verkaufte Markgraf Dietrich von Landsberg Schloss und Stadt Schkeuditz
für 1500 Mark an den Merseburger Bischof Friedrich von Torgau, der dies zuvor
schon von Merseburg zu Lehen gehabt hatte. — Im Giiterverzeichniss und Calen-
darium des Hochstifts (N. M. II. 2,249) heisst es Scudicz. — Die Reformation
wurde 1544 eingeführt. Im 17. Jahrh. ist die Stadt durch Plünderung und grosse
Feuersbrünste oft heimgesuclit worden.
 
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