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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0042

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Kreis Merseburg'.

Dörstewitz.

Filialkirehdorf von Delitz aB., 7,5 Km. nordwestlich von Merseburg. Hier
kauft Werner, Abt des S. Petriklosters vor Merseburg, um das Jahr 1272 zwei
Hufen Landes. Tn einer von Dreihaupt mitgetheilten Urkunde vom Ehre 1347
wird es als zum Schlosse Schkopau gehörig angegeben und heisst Dorstewitz.
Später gehört das Dorf sehriftsässig zum Kittergute Bündorf.

Die Kirche, welche zusammengestürzt war, wurde 1697 wieder aufgebaut.
Diese Jahreszahl erscheint an der südlichen Mauer des Thurmes unmittelbar
unter dem Walmdach desselben.

Auf dem Treppenabsatz hinter der Kanzel wird ein Flügelschrein aufbewahrt,
dessen Aeusseres weiss übertüncht ist, während das Innere wohl erhalten blieb.
Auf Goldgrund mit eingepressten Arabesken unter zierlichem spätgothischen
Rankenwerk (wie ähnlich in den Lehnen des Chorgestühls im Dom zu Merseburg

vom Jahre 1520) erscheinen im Mittelfelde neben Maria mit Kind links ein bar-

häuptiger Heiliger mit Palmenzweig in der Rechten, rechts Barbara mit Kelch,
auf den quergetheilten Seitenflügeln links oben Johannes mit Kelch, Petrus mit
Schlüssel, unten S. Agnes mit Lamm auf dem Arme, neben derselben eine

gleich ihr gekrönte Heilige, der das Attribut aus der Linken verloren gegangen;

rechts oben Jacobus mit Pilgerhut, betend, neben ihm ein barhäuptiger Heiliger
mit langem Yollbart, dessen in der Rechten befindlich gewesenes Attribut abhanden
gekommen ist; unten Katharina mit Schwert, deren Nachbarin ihr in der Rechten
gehaltenes Zeichen wiederum eingebüsst hat.

Die Kirche besitzt eines jener in hiesiger Gegend nicht gerade allzuhäufig
vorkommenden getriebenen Messingtaufbecken, in dessen Mitte ein ziemlich hoch
getriebenes Relief der bekannten Verkündigung Mariä steht, über welcher der
heil. Geist als strahlenwerfende Taube schwebt, während ein Lilienstock zwischen
dem Seepter - tragenden Gabriel und der an einer Art Betpult knieenden Jungfrau
emporragt. Die innere Legende ist das periodische von vielen M. Luther gelesene,
die äussere das wiederkehrende unerklärte nicht anders als RÖROPiDQSEilL zu
lesende Wort. Eine Widmung oder Jahreszahl ist nicht zu finden.

Auf dem Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere von 0,72m Durchmesser
mit einer Passionsgruppe, über deren Crucifix zwei Engel schweben; ist ein Um-
guss von G. G. Becker in Halle 1817, die kleinere von 0,53m Durchmesser trägt in
Lapidarschrift um die Haube die Umschrift:

HIOB AM XIX. ICH WEISS, DASS MEIN ERLOESER LEBET. MDCLIIII.

um den unteren Bord:

DIE EHRE ALLEIN DEN LIBEN GOTT GEBE ICH VOR VND NACH MEINEN
TODT. SIMON WILDT I. HALL. (s. auch unter Beuchlitz.)

Nach Westen hin erscheint ein sehr schlecht ausgeprägtes Medaillon: Zwei
Figuren stehen zu beiden Seiten einer dritten, welche aus einer Art Taufstein
emporsteigt. Das Medaillon scheint auch eine Umschrift zu tragen, doch ist die-
selbe trotz bester Zugänglichkeit und Beleuchtung nicht zu entziffern.
 
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