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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0052

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Frankleben. Geusa.

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und das eine stellt den h. Augustin mit vom Pfeil durchbohrtem Herzen in der
Hand, das andere aber (nicht den h. Ambrosius, den vierten der grossen Kirchen-
lehrer, sondern) einen Heiligen dar, welcher ein Wasserglas in der Hand trägt.1
Den Maassen zufolge dürften die Bilder mit jenen beiden Thürflügeln zu einem
grösseren Wandelaltar gehört haben. Auf beiden steht die schwarz resp. weiss auf-
gezeichnete Jahreszahl 1516. (Facsimile s. Fig. 45.) — Ueber den Meister bleiben
wir ganz im Dunkeln, angesichts der unbekannten Herkunft der
Bilder darf man sie nicht einmal mit Sicherheit einem Sachsen Fig. 45.

zuschreiben.

In einem der Salons des Herrenhauses hängt auch noch
ein Bild des Bischofs Boso in rechteckiger Umrahmung, dem S ^
Minuskelspruchband nach in’s 15. oder 16. Jahrh. zu setzen.

Das frühere schlichte Herrenhaus des Oberhofs zeigt an
einer Ecke Wappen und Namen des Begründers (Karl v. Bose) und seiner Gemahlin,
mit der Zahl 1570.

Der Unterhof, vier Flügel um einen Lichthof, ist 1597'—1603 von Dietrich
von Bose erbaut. In der Beletage des nördlichen Flügels verdient ein Durchgang
zwischen sehr schön ornamentirten Säulen, sonst allenfalls noch ein Fenstergitter
mit den zierlich gearbeiteten Familienwappen in Eisenblech am westlichen Flügel
Erwähnung.

Geusa.

Mutterkirchdorf an der Clia, 3,8 Km. südwestlich von Merseburg, mit Ritter-
gut. Der wendische Name lautet im Hersfelder Zehntverzeichniss Husuwa. Am
9. August 975 fertigt Kaiser Otto II. im kaiserlichen Hof zu Balgstedt eine
Schenkung aus, durch welche er eine Hufe in Gusau in der Grafschaft Sicco’s
in pago Hassaga seiner Schwester Sophie, Aebtissin in Quedlinburg, überlässt mit
der Genehmigung, dass diese es dem heil. Laurentius in Merseburg übereigne.
(Erath in Cod. diplom. pag. 17. 18). Derselbe bewilligt dem Bischof Thietmar
zu Merseburg am 3. November 1017 die Kirche zu Gusua. Am 17. October 1012
bestätigt König Heinrich II. alle der Merseburger Kirche früher gemachten
Schenkungen, darunter die zu „Gusuua.“ Rudolf, röm. Kaiser, belehnt den Merse-
burger Bischof Heinrich mit 10‘/2 Hufe zu Gheusau, 4. Juni 1291. Dieser über-
eignet am 17. Februar 1298 dein Altar des heil. Königs Heinrich eine Hufe und
Flaus zu „Geusow.“ Von dem Orte nennt sich das Ministerialengeschlecht derer
von Gensau. Es werden im 15. Jahrh. genannt Baltzer von Geusa, Anton und
Jacob von Geusa Das Geschlecht führt eine Gans im Wappen (wend. huss oder
guss = Gans).

Besitzer des Ritterguts waren im 16., 17. und 18. Jahrh. die von Bothfeld,
dann die freiherrliche und gräfliche Familie von Zech. Die Pfarre hatte das
Patronatsrecht über Frankleben bis 1616, über Blösien bis 1737, Patron von Geusa
war bis 1737 der Dompropst zu Merseburg, dann der Rittergutsbesitzer. Ehedem
war in Geusa ausser der Kirche St. Georg noch eine Capelle St. Catharina, und
neben der Kirche stand ein Hospital, 1537 gegründet und 1656 abgebrannt,

1 Eine ähnliche Figur auf dem Lehniner Altar im Pom zu Brandenburg aH. wird als
S. Benedict bezeichnet, vgl. Schillmann, Gesell, d. St. Br. S. 564.
 
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