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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0091

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82

Kreis Merseburg*.

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vielleicht auf die vornehme weltliche Abkunft der Heiligen hindeutender sogen.
Grethchentracht; äusserlich sind sie bemalt, allenfalls zu erkennen ist noch links
der Rost des h. Laurentius. Die Malerei scheint nicht übel gewesen zu sein.
Ausserdem besitzt die Kirche einen schönen Crucifixus zum Vorträgen bei Leichen-
begängnissen, von 1595, das vergoldete hölzerne Corpus von kräftiger Modellierung
und gefühlvollem Ausdruck.

Zur Zeit der letzten Renovierung wurden auch die Glocken neu beschafft;
sie sind, wie bei den beiden grösseren von 0,63 und 0,56m Durchmesser aus den
Inschriften ersichtlich und bei der schriftlosen kleinsten von 0,43m Durchmesser
aus der Aehnlichkeit der Form zu schliessen alle drei von G. F. Sieber in
Leipzig 1788 gegossen.

Lössen.

Filialkirchdorf vom Neumarkt in Merseburg, am rechten Ufer der Luppe,
welche sich nordwestlich vom Dorfe mit der alten Saale vereinigt, liegt 3,7 Km.
nordöstlich von der Kreisstadt. Im Jahre 1188 erhielt Bischof Eberhard von Merse-
burg von dem Kaiser Friedrich I. 12 Hufen in Lesnich und 1 Hufe in Cotewitz
(wüste Mark Köttwitz) für 7 Hufen, welche er dem Kloster Pegau abgetreten
hatte. Nach einer Urkunde vom Jahre 1472 besass das Rittergut Losszen Pauwel
(Paul) von Werder.

Mehrere Glieder dieser Familie liegen in der Kirche begraben, welche letztere
im 16. Jahrh. erbaut und ohne künstlerischen und archäologischen Werth ist. Das
Denkmal des Christoph Wilhelm von Werder (f 1695) zeigt dessen lebensgrosses
Brustbild in Oel auf Leinwand gemalt in einer ovalen Rahmung, welche aus einem
reichen Kranz von Ahnenwappen in bemalter Holzschnitzerei gebildet wird und
unten in kriegerische Embleme zusammengefasst ist.

Ein Flügelschrein mit geschnitzten und bunt bemalten Figuren, von einem
späteren Barockaufsatz bekrönt, bildet jetzt noch den Schmuck des Altars. Im
Mittelfelde stehen die h. Barbara mit Kelch, Maria mit dem Christkind, welches
einen Apfel in der Hand hält, und eine Heilige, derer* in ihrer Rechten befindlich
gewesenes Attribut verloren gegangen ist (Katharina?). Alle drei Figuren tragen
Kronen. Auf dem linken Flügel befindet sich Magdalena im Kopftuch mit der
Salbbüchse, auf dem rechten S. Nicolaus als Bischof, die Rechte segnend erhoben,
in der Linken das Buch mit drei darauf liegenden Steinen haltend. Die Gewänder
sind zum Theil eckig behandelt und die Haltung ist einigermaassen gedrechselt,
die Gesichter sind jedoch zum Theil allerliebst, am wenigsten noch, abgesehen von
dem gänzlich missrathenen des Jesuskindes, das der Maria. Der Verfertiger dürfte
derselbe sein wie der der Altartafel in Göhlitzsch.

Ein altes, der Kirche von einem früheren Patron Reichhelm 1777 geschenk-
weis überwiesenes Bild, in Oel auf Holz gemalt, ist zwar traurig verwahrlost, aber
nicht ohne Werth. Es hat im Lichten eine Höhe von 0,71m und eine Breite von
0,63m und giebt eine ziemlich figurenreiche Darstellung der Kreuzigung. Christus
hängt am Kreuz zwischen den beiden Schächern; alle drei sind mit den Händen
ans Kreuz genagelt, des Heilands Linke macht den Gestus des Segnens. Die
Füsse des linken Schächers sind neben einander festgebunden, die Christi über ein-
nander genagelt,, die des rechten Schächers ruhen neben einander auf dem Suppe-
 
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