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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0072

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Holleben. Horburg.

63

Quadrat in’s Achteck übergehende Thurm steht über einem grätigen Kreuzgewölbe
aus Backstein. Auf der Tünche dieses Untergeschosses hat sich das Handwerk

Fig. 64.

verewigt; hier kehrt eine in einen Kreis eingeschriebene vierblättrige Lanzett-
rosette wiederholt wieder, zudem findet sich die Jahreszahl 1516 (? 1556 ?) und
die rohe Linearzeichnung zweier Beile. — Die Kirche besitzt eins jener getriebenen
Messingtaufbecken mit zweireihiger periodischer räthselhafter Umschrift und dem
Bilde der Verkündigung Mariä.

Die grösste der Glocken von 1,20m Durchmesser trägt obenherum die Um-
schrift in Lapidarbuchstaben:

DVRCH DAS FEVER BIN ICH GEFLOSSEN,

GOTTFRIEDT VND PETER STENGEL IN LEIPZIG HABEN MICH GEGOSSEN.

auf dem Mittelfeld chronistische Notizen zum Jahre MDCLXXXIX.

Die beiden kleineren Glocken sind ohne Schrift und Zeichen, die kleinste von
0,50m Durchmesser nach ihrer langen Gestalt wohl noch älter als die andere
von 0,80m Durchmesser.

Keuschberg.

Mutterkirchdorf, 8,4 Km. südsüdöstlich von Merseburg am rechten Ufer der
Saale. — In einer Urkunde vom 5. Juli 993 schenkt Kaiser Otto III. zu Merseburg
seinem Kaplan Günther 12 königliche Hufen im Dorfe Uglici (Oeglitzsch) im Burg-
ward Cuskiburg. — Am 17. October 1012 bestätigt K. Heinrich II. die der Kirche
zu Merseburg vor der Auflösung des Bisthums von den Ottonen gemachte
Schenkung Cuiscesberg (Posse, Excurse S. 340). Im Merseburger jüngeren Calen-
darium und Güterverzeichniss heisst der Ort Kuscheborgh und Kuscheburgh
(N. M. II. 2, 246. 249. 251).

Ob die Wahlstatt der Ungarnschlacht Heinrichs I. vom Jahre 933 in der
unmittelbaren Nähe Keuschbergs gelegen hat, wie eine alte Ortssage berichtet, kann
aus den Berichten der ältesten Geschichtsschreiber jener Zeit Widukind und Liut-
prand nicht entschieden werden.

Der erste evangelische Pfarrer in Keuschberg war Bartholomäus Erbe, ein
Tuchniacher aus Laucha (1548).
 
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