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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0249

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Kreis Merseburg.

sich nicht alten Hauses von Merseburg herausgeholt worden ist. Sie steht in
steinernen im Halbkreis überdeckten Pfosten, auf deren Fasen Trauben und Laub-
gewinde in flachem Relief, jetzt geschmacklos bemalt, dargestellt sind; augenschein-
lich aus derselben Werkstatt wie die Thürwandung des Eckhauses an der oberen
und unteren Burgstrasse zu Merseburg. Auch die dazu gehörige Holzschnitzerei
der in zwei Felder getheilten Thür ist noch vorhanden. Eig. 234 ist eine Skizze
des unteren Feldes. Zu jeder Seite dieser Thür steht eine ausgeschweifte steinerne
Bank, die am oberen Rand mit Eierstab verziert ist.

Vesta.

Mutterkirchdorf am rechten Ufer der Saale, 9,3 Km. südsüdöstlich von Merse-
burg gelegen, heisst im Munde des Volkes „die Feste,“ und nördlich vom Dorfe
liegen die Tiümmer der alten Burg, welche auch in Urkunden des Mittelalters
die Veste genannt wird. Hach derselben nannte sich das vom 12.— 14. Jahrli.
vorkommende Ministerialengeschlecht von der Veste. Am 3. Dec. 1348 gab Kaiser
Karl IV. dem Bischof Heinrich zu Merseburg „alle vnser manscbaft, Recht und
leben, die wir von des Reichs Avegen als eyn Römischer kunige haben vff dem
hole, zv der vehsten, vnd vif dem hofe zu kirichdorf, die da gelegen sein vff der
Sale.“ Um diese Zeit gelangten die Schenken von Vargula in den Besitz der
Vesta und blieben bis in’s 16. Jahrli. in demselben. Ihr Wappen Avar ein blauer
Schild mit 4 bis 5 von der rechten Seite nach der linken herabgehenden silbernen
Streifen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrli. ging das alte Burglehen mit den
beiden Rittergütern Gross- und Klein-Goddula (ursprünglich Godewal) an die
Familie von Wolfersdorf über, Avelche sie auch noch im 17. Jahrli. besass. Im 18.
hatte sie die freiherrlich Fritzsche’sche Familie im Besitz.

An der Kirche haben sich Spuren romanischer Bamveise nur im Chor er-
halten, der, länger als breit, mit einem Dachreiter versehen, im Osten steht und
gegen das Schiff in breitem auf Kämpfergesims (Profil Fig. 2o5) aufsetzenden Rund-

Fif 235. Fig. 236.

bogen sich öffnet; gleiches Alter wird eine aus der Nord wand vorkragende Console,
(Fig. 236) haben, deren Bestimmung dunkel ist. Die Mauern des Schiffs haben
Fenster aus dem 16. Jahrli. von gleicher Wandung A\de die zu Cracau, (vgl. oben
Fig. 20). Die westliche Giebelwand ist ganz geschlossen, doch Avill es von aussen,
soweit der Bewurf etwas erkennen lässt, scheinen, als ob in einem Abstand von
 
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