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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0049

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Eisdorf. Ermlitz.

41

Maria mit dem Christkind; zn beiden Seiten sind quergetheilte Felder. In diesen
stehen, links oben: Ein Heiliger mit Kelch (Johannes?) und der Harne des ver-
schwundenen h. otte, unten die Namen fatl)evina und ivdctic); rechts oben laitteci^
daneben ein Mann mit der Bischofsmütze, der ein stabartiges Attribut in der Hand
gehalten hat, unten batPitVil und eine heilige Agnes mit dem Lamm.

Die drei Glocken von 1,09, 0,86 und 0,7 lm Durchmesser sind 1812 von den
Gebrüdern Ulrich zu Laucha und Apolda gegossen.

Frankleben.

Mutterkirchdorf mit zwei Rittergütern, Oberhof und Unterhof, 5,6 Km. süd-
südwestlich von Merseburg, ist wahrscheinlich ein Ort altthüringischen Ursprungs.
In dem Hersfelder Zehntregister heisst es Franchenleba; es lag an dem alten Ver-
kehrswege von Frankfurt nach Merseburg und Meissen, dem sogenannten Franken-
wege. 1 Nach dem Orte nannten sich die „von Frankleben.“ So wird z. B. in einer
Urkunde des Unterstifts St. Sixti zu Merseburg vom 12. August 1289 ein IJerbordo
de „vrankeleuen“ genannt. — Die Familie von Bose muss bereits am Ausgange
des 14 Jahrh. in den Besitz des Unterhofes gekommen sein, denn schon in einer
Urkunde vom Jahre 1405 wird ein strenuus Petrus Bosse in „frangleben“ conimo-
rans angeführt. (N. M. IY. 4,53.)

Die Kirche St. Martini ist ohne archäologisches Interesse, der Thurm ist 1697, die
Kirche 1733 — 35 neu erbaut. Am Altar ist ein altes stark restauriertes 0eibild des
Abendmahls angebracht, ohne selbständigen Kunstwerth; an den Wänden und in den
herrschaftlichen Stühlen befinden sich verschiedene Denkmäler der Familie von Bose.

Von den drei Glocken auf dem Thurm sind zwei neuer; die eine von 0,98m
Durchmesser ist von Johann Jacob Hoffmann in „Hall“ 1700, die andere von 0,83 m
Durchmesser von demselben 1705 gegossen. Die kleinste von 0,71m Durchmesser
trägt oben herum die Minuskellegende

nnuo . öni . milcsmo . cccc . \m . nuc,

darunter einen Ornamentenkranz nach mit der Hand frei in den Mantel einge-
ritzten Zügen. (Probe Fig. 40.)

Verschiedene Denkmäler kirchlicher Kunst haben sich
bei und in dem aus vorigem Jahrhundert stammenden Herren-
hause des sogen. Oberhofs erhalten. Im Park bei demselben
steht, jetzt mit einer Sandsteinplatte bedeckt und als Garten-
tisch benutzt, ein älterer Taufstein aus der Renaissancezeit,
aus grauem Sandstein gefertigt. Das Gefäss desselben wächst achteckig aus dem
Kugelsegment hervor und ruht auf den Schultern einer tief hockenden weiblichen

1 Das „Frekenlevo“ bei Thietmar IIT,8 ist nach neuerer Kritik (s. d. Ucbersetzung von
Strebitzki in: Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, XI. Jahrh. Ed. I, S. 70) Freckleben
in Anhalt-Dessau, und nicht Frankleben, wie die Merseburger Chronisten (Schmekel S. 50)
annahmen, wobei sie die im Contexte des Thietmar vorkommenden Dörfer Chruvati für Cor-
betha und Cirmini für Zscherben nahmen, die allerdings in der nächsten Nachbarschaft von
Frankleben liegen und zu der Erzählung Thietmar’s von dem Todesritte des Erzbischofs Adalbert
von ^Magdeburg passend erscheinen.
 
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