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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0089

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Kreis Merseburg.

80

Von den Glocken ist die grösste von 1,08m Durchmesser aus einer 1734 ge-
sprungenen durch Martin Heintze in Leipzig 1735 umgegossen; die mittlere von
0,79m Durchmesser, ohne Schrift oder Bild, hat ein ziemlich geschwungenes Profil.
Die kleinste von 0,58m Durchmesser tragt zwischen zwei Schnüren zweimal die

apocalyptischen Buchstaben Big. 80 a und fünf schwer oder gar nicht erkennbare
Medaillons; eines enthält ein Reiterbild, S. Georg oder S. Martin, Fig. 80b, ein anderes
die Passionsgruppe.

(Burg-) Liebenau.

Mutterkirchdorf, 4,7 Km. nordnordöstlich von Merseburg am linken Ufer der
weissen Elster gelegen. Von dem Orte und Schlosse nannten sich im Mittelalter
die von Libnowe, Levenowe oder Li veno w, die seit dem 13. Jahrh. Vorkommen.
Seit dem 9. October 1356 war Schloss und Dorf von dem Erzbischof von Magdeburg
verpfändet an das Hochstift Merseburg, und Erzbischof Günther II. verkaufte
beides am 29. Sept. 1444 an den Merseburger Bischof Johannes Bose. Herzog
Christian von Sachsen-Merseburg liess die sämmtlichen Vorwerksgebäude des
Kammerguts fast neu erbauen und den alten Thurm des Schlosses abtragen (1687).

Die in allen wesentlichen Theilen aus dem Jahre 1731, das wiederholt
inschriftlich wiederkehrt, stammende Kirche bietet kein archäologisches Interesse;
eben so wenig die beiden Glocken von 0,71 bezw. 0,56m Durchmesser, erstere
mit dem Relief einer Taube mit dem Oelblatt, Umgüsse von den Gebrüdern Ulrich
in Laucha von 1876.

(Klein-) Liebenau.

Filialkirchdorf, 2,8 Km. südlich von Schkeuditz am linken Ufer der Luppe,
im 15. Jahrh. selbständiges Pfarrdorf, seit der Reformation Filial von Gross-Dölzig
und seit 1562 von Horburg, wird in Urkunden des 13. Jahrh. bei Gelegenheit von
Zeugenaufführungen erwähnt.

Die ursprüngliche Anlage der Kirche ist nach dem Arrangement des Thurmes
im Osten über dem Altarraum vermuthlich alt, indem man sich bei Aenderungen
nach dem alten Grundplan richtete; doch ist von derselben nichts mehr erhalten.
In der Pfarrchronik von Horburg ist sie bei der Visitation 1562 als ein baufälliges
altes Gebäude aufgeführt. Gleichwohl muss ihr nur einige Decennien vorher eine
gewisse Fürsorge zugewandt sein, wofür das Vorhandensein einer grösseren Sacra-
mentnische und eines Flügelschreins im Charakter der ersten Hälfte des 16. Jahrh.
 
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