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Kreis Merseburg.
anscheinend einer Schnalle, 6. wie 2, 7. Brustbild eines Bischofs, 8. Medaillon
mit Passionsgruppe, 9. wie 2 und 10. wie 4. Mehrere dieser Bilder siehe Fig. 56.
Eine zweite Glocke von 0,91m Durchmesser mit dem Blattornament des Halle’schen
Giessers hat die Minuskelumschrift:
0 m Gerne ijlnne uent nun pure 1^88 (= 1489).
zwischen zweimal zwei gewundenen Schnüren. Die grösste von 1,27m Durch-
messer ist Umguss einer 1512 gegossen gewesenen, 1772 besorgt durch Gebrüder
Ulrich in Laucha und Apolda, die kleinste von 0,65m Durchmesser gleichfalls
Umguss einer älteren durch Gebrüder Ulrich in Laucha aus dem Jahr 1854.
Hohenlohe.
Pfarrkirchdorf am Fiossgraben, 6,6 Km. südöstlich von Lützen, hiess
ursprünglich nur Lohe (noch 1639 Loha); lohe = Wald. Der Ort hat keine Flur;
seine Häuser stehen auf geistlichem Grund und Boden. Bei der Kirche befand
sich im Mittelalter ein Nonnenkloster, welches um das Jahr 1240 Benedictiner-
nonnen bezogen, die bis dahin bei der Neumarktskirche zu Merseburg gewohnt
hatten; sie siedelten aber bald wegen Wassermangel nach Leipzig über, wo ihnen
an der Pleisse das Kloster S. Georg gebaut wurde, welches später Kurfürst Moritz
niederreissen liess. 1277 gehörte Hohenlohe zum Gerichtsstuhl Eisdorf; die Unter-
gerichte über den Ort hatte später das Pastorat, früher wohl das Kloster; sie
gingen indess an den Obödientiarius des Domcapitels von Merseburg über, der
zugleich Kirchenpatron ist. — Der Bischof Eckard von Merseburg verordnete am
31. Juli 1235, dass der Pfarrer zu Lohe dem jedesmaligen Custos der Merseburger
Kirche jährlich 6 Mark Silber zu Lichten entrichten sollte. Unter den Zeugen
einer Urkunde von 1376 kommt ein Magister Rüdiger von Loh vor. In einer
Urkunde d. Coburg d. 29. Mai 1439 wird ein Wydekind von Lohe genannt, N. M.
IH. 1,74. Nach der weiter.unten angeführten Glockeninschrift wurde im Jahre 1631
oder 32 Kirche (das Holzwerk der Kirche und des Thurms), Pfarre und Schule
durch Brand verwüstet, also nicht 1648, wie Schm ekel S. 287 berichtet.
Die schmucke, stilgerecht restaurierte Kirche S. Nicolai ist bereits, aber
ungenügend, besprochen im „Bericht der deutschen Gesellschaft in Leipzig“
1832 S. 68 nebst Fig. 4 und 5 — und hienach angeführt bei Otte, Handbuch
S. 415 und bei Lotz, Kunststatistik 1,305. Yergl. auch Heideloff, Ornamentik
111,18,2; Sommer N. M. Kill, 124ff.
Der Grundriss des Gebäudes, Fig.. 57, nach einer amtlichen Zeichnung im
Pfarrarchiv zu Hohenlohe modificiert wiedergegeben, zeigt eine eigenthümliche
Kreuzgestalt des — ursprünglich wohl ein gleicharmiges Kreuz darstellenden —
Baues: Die Axe der kürzeren seitlichen Arme durchkreuzt jetzt den Halbierungs-
punkt der Längenaxe, sofern man die letztere sich bis zur Westfront des Thurms
erstreckend denkt; die längeren Schenkel überragen die kürzeren um die Tiefe
des Thurms. Dieser letztere wurde nicht von vorn herein als integrierender
Bestandtheil des für Celebration der Gottesdienste bestimmten Raumes angelegt,
wozu wohl erst das Bedürfniss eines Nonnenchors Veranlassung gab, der denn
auch in der Empore über der unteren Thunnhalle nachweisbar ist. Nun verlautet
Kreis Merseburg.
anscheinend einer Schnalle, 6. wie 2, 7. Brustbild eines Bischofs, 8. Medaillon
mit Passionsgruppe, 9. wie 2 und 10. wie 4. Mehrere dieser Bilder siehe Fig. 56.
Eine zweite Glocke von 0,91m Durchmesser mit dem Blattornament des Halle’schen
Giessers hat die Minuskelumschrift:
0 m Gerne ijlnne uent nun pure 1^88 (= 1489).
zwischen zweimal zwei gewundenen Schnüren. Die grösste von 1,27m Durch-
messer ist Umguss einer 1512 gegossen gewesenen, 1772 besorgt durch Gebrüder
Ulrich in Laucha und Apolda, die kleinste von 0,65m Durchmesser gleichfalls
Umguss einer älteren durch Gebrüder Ulrich in Laucha aus dem Jahr 1854.
Hohenlohe.
Pfarrkirchdorf am Fiossgraben, 6,6 Km. südöstlich von Lützen, hiess
ursprünglich nur Lohe (noch 1639 Loha); lohe = Wald. Der Ort hat keine Flur;
seine Häuser stehen auf geistlichem Grund und Boden. Bei der Kirche befand
sich im Mittelalter ein Nonnenkloster, welches um das Jahr 1240 Benedictiner-
nonnen bezogen, die bis dahin bei der Neumarktskirche zu Merseburg gewohnt
hatten; sie siedelten aber bald wegen Wassermangel nach Leipzig über, wo ihnen
an der Pleisse das Kloster S. Georg gebaut wurde, welches später Kurfürst Moritz
niederreissen liess. 1277 gehörte Hohenlohe zum Gerichtsstuhl Eisdorf; die Unter-
gerichte über den Ort hatte später das Pastorat, früher wohl das Kloster; sie
gingen indess an den Obödientiarius des Domcapitels von Merseburg über, der
zugleich Kirchenpatron ist. — Der Bischof Eckard von Merseburg verordnete am
31. Juli 1235, dass der Pfarrer zu Lohe dem jedesmaligen Custos der Merseburger
Kirche jährlich 6 Mark Silber zu Lichten entrichten sollte. Unter den Zeugen
einer Urkunde von 1376 kommt ein Magister Rüdiger von Loh vor. In einer
Urkunde d. Coburg d. 29. Mai 1439 wird ein Wydekind von Lohe genannt, N. M.
IH. 1,74. Nach der weiter.unten angeführten Glockeninschrift wurde im Jahre 1631
oder 32 Kirche (das Holzwerk der Kirche und des Thurms), Pfarre und Schule
durch Brand verwüstet, also nicht 1648, wie Schm ekel S. 287 berichtet.
Die schmucke, stilgerecht restaurierte Kirche S. Nicolai ist bereits, aber
ungenügend, besprochen im „Bericht der deutschen Gesellschaft in Leipzig“
1832 S. 68 nebst Fig. 4 und 5 — und hienach angeführt bei Otte, Handbuch
S. 415 und bei Lotz, Kunststatistik 1,305. Yergl. auch Heideloff, Ornamentik
111,18,2; Sommer N. M. Kill, 124ff.
Der Grundriss des Gebäudes, Fig.. 57, nach einer amtlichen Zeichnung im
Pfarrarchiv zu Hohenlohe modificiert wiedergegeben, zeigt eine eigenthümliche
Kreuzgestalt des — ursprünglich wohl ein gleicharmiges Kreuz darstellenden —
Baues: Die Axe der kürzeren seitlichen Arme durchkreuzt jetzt den Halbierungs-
punkt der Längenaxe, sofern man die letztere sich bis zur Westfront des Thurms
erstreckend denkt; die längeren Schenkel überragen die kürzeren um die Tiefe
des Thurms. Dieser letztere wurde nicht von vorn herein als integrierender
Bestandtheil des für Celebration der Gottesdienste bestimmten Raumes angelegt,
wozu wohl erst das Bedürfniss eines Nonnenchors Veranlassung gab, der denn
auch in der Empore über der unteren Thunnhalle nachweisbar ist. Nun verlautet