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Burkhardt, Johannes [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0178

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Merseburg.

167

desselben ist abgeschrägt uvd trägt in Minuskeln die mit einiger Mühe noch zu
entziffernde fragmentarische Inschrift:

»(Sit n)omen tmi benebictn ep fyoc nuc et in per(petmtm)V

Demnach sind die jetzt vorhandenen Pfosten der Thür noch später eingesetzt,
wahrscheinlich, nach der Form des auf dem einen vorkommenden Steinmetzzeichens,
erst im 17. Jahrh., als Johann Georg das Kloster 1627 für die herzogliche Hof-
haltung einrichten liess. Man verwandte zu dem Thürgewände Reste alter Denk-
mäler; der eine Pfosten mit seinen flach vertieften bandartigen gotliischen Majuskeln
verräth sich als Fragment eines Grabsteins, dessen Umschriftreste allerdings kein
vollständiges Wort entziffern lassen. Im Tympanon über dem Deckbogen sind
Reste gothischer Minuskeln, welche wohl „nuc marin“ zu lesen sind.

Yom Inneren dieser muthmaasslichen Capelle ist eine Grundrisskizze, mit
Projection der halbkreisförmigen Gewölbstirnbögen nach innen, zwischen die Thür-
stellung Fig. 161 eingezeichnet. Die Nähte der rippenlosen Kappen gehen von
Wand- bezw. Eck-consolen theils einfacher, theils aber auch eigenthiimlich phan-
tastischer Form (Fig. 162) aus und laufen im ersten Joch in einen Schlussstein
zusammen, welcher das Relief eines (Eichen-) Zweiges mit fünf regelrecht ab-
ständigen Blättern in einem Kranz abwechselnd nach innen und nach aussen um-
geschlagener Blätter zeigt. Die nördliche Wand scheint früher in geringerer Höhe
von einer doppelten Halbkreisbogen Stellung mit Mittelpfeiler durchbrochen ge-
wesen zu sein.

Der schon erwähnte Keller der ehemaligen Kirche ist im Tonnengewölbe
gedeckt, das jedoch modern erscheint. Der Oberraum ist jetzt durch eingezogene
horizontale Böden in mehrere Abtheilungen geschieden; ehedem zerfiel er in drei
Gewölbjoche, deren Scheidung durch 0,45m breite Gurtbögen markiert ist, die auf
Wandconsolen aufsetzen. Die von eben diesen letzteren ausgehenden rippenlosen
Gräten der spitzbogigen Gewölbe laufen in kleinen Schlusssteinen zusammen, welche
aus aufwärts gekehrten einfachen Blättern gebildet sind und von welchen einer durch-
brochen ist. Den drei Gewölbjochen entsprechen am Aeussern der Südmauer
drei im stumpfen Spitzbogen gedeckte Blenden, deren jede zwei Fenster mit ent-
sprechender Bogendeckimg einrahmt. (Zwei in der Form gleiche, nur grössere
Fenster ohne die Blendenumrahmung, jetzt wie auch die der Kirche vermauert,
durchbrachen auch die Südmauer des Obergeschosses über dem Raum a, welches
mit der Kirche in Verbindung gestanden zu haben scheint.) Die Ostwand der
Kirche macht den Eindruck, als sei ein schmälerer Chorraum (Apsis?) wegge-
brochen; die Nordwand endlich zeigt zwei über einander stehende Reihen von je
drei kleinen Rnndbogenfenstern, die trotz der neueren Backsteinfütterung der
inneren Gewände als romanische Reste erscheinen wollen. Der untere Theil der
Mauer ist allem Anschein nach jünger als der obere, sodass man in dieser den
Rest einer basilicalen Anlage zu erkennen versucht wird. Ueber dein hier befind-
lichen Eingang zu den Kellerräumlichkeiten stand früher zwischen den Steinreliefs
Petri und Pauli in Minuskeln die Inschrift aus Ps. 41,2: lU’ntUö iltf qut illtflügit
super rijrnum ft paupenni, in iiic mala tum ülicrabit iunninus.“ Vgl. Otte Hand-
buch S. 826. An eben dieser Wand sind noch fünf Stirnbögen des früheren
 
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