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Burkhardt, Johannes [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 8): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Merseburg — Halle a. d. S., 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.23937#0188

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Merseburg'.

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die letzte, nicht mehr benutzt, ohne Klöppel, von nur 0,33 m Durchmesser hat kein
anderes Abzeichen als zwei um die Haube laufende Ringe.

Die Kirche S. Sixti.

Die Kirche S. Sixti wurde 1015 von Bischof Hunold als Parochialkirche er-
baut. Aus den im Jahre 1240 von Zwenkau her an Stelle der nach Hohenlohe
übersiedelnden Können auf dem Neumarkt einrückenden Canonikern bildete
B. Gebhard von Schraplau ein Collegiatstift von zunächst fünf Mitgliedern. Dieses
wurde 1327, weil die Kirche des Neumarkts zu klein, der Aufenthalt dort zu
unsicher und die Localität der häufigen Ueberschwemmungen halber für die noth-
wendigen Bauten ungeeignet erschien, nach der Sixtikirche verlegt. Es wurde
zum Unterschied vom Domstift auch das Unterstift genannt. 1580 wurde es theils
aufgelöst, theils ging es in das Domstift über. Das Siegel des Collegii (Fig. 169,
Originalgrösse) stellt die Enthauptung des h. Sixtus dar.

Fon dem Bau Hunolds ist offenbar nicht der geringste Ueberrest mehr vor-
handen. Am weitesten hinauf reicht jedenfalls der von dem übrigen Mauerwerk

Fig. 169.

isolierte Thurm, welcher im lichten 6,85m breit und 5,22m lang ist. Die kahlen
Mauern desselben haben im Unterbau die beträchtliche Stärke von 2,17m und ver-
jüngen sich im Innern in Absätzen an jedem .höheren Geschoss. Die im gedrückten
Spitzbogen gedeckte Thürstellung gegen das Langhaus und die gleich construierte
Oeffnung gegen einen ehemaligen Dachraum lassen die Erbauung frühstens in
der Periode des Uebergangsstiles vermuthen. Die drei rundbogig geschlossenen
gerade eingehenden Fenster des Obergeschosses nach Osten hin (vergl. Fig. 170)
scheinen dem Unterbau gleichaltrig zu sein, wenigstens ist die Weise der Bogen-
deckung nicht die des 16. Jahrh., in welchem die übrigen paarweis gekuppelten
Fenster desselben Geschosses ihre Form erhalten haben.

Was die Gestaltung der zu diesem Thurmbau gehörigen Kirche anlangt, so
ist ein Rückschluss nur aus den Bogenansätzen in der Höhe der östlichen Thurm-

Kreis Merseburg. 12
 
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