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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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hellere Massen, das Weih der Wäsdre als kleinste
lichteste Flecken einzufügen. Dodr kennt er auch reidiere
Farbakkorde. Auf dem Bildnis seiner Todifer, der
Frau Hof rat Burian in Wien, verbinden sidr neben dem
Hauptgegensaß des weiten Kleids zu dem schwarzen
Haar die rötlich violette, fast hellkarmin zu nennende
Sdiärpe, das orangebraune Umschlagetudi, das satte
Olivgrün des Hintergrundlaubs und die rot, rosa und
gelblich getönten Blumen in Hand und Haar zu einem
disharmonisch erregenden und dennoch seltsam befrie-
digenden Klang. Völlig frei von allem Akademismus
ist die mit prachtvollem Temperament hingeworfene,
alles Wesentliche prägende Bildnisskizze Theodor Heyses,
eines Oheims von Paul Fleyse.
Feuerbach ist mit zehn, durchweg wenig bekannten
Arbeiten vertreten. Das Knabenbildnis (Besißer: Direktor
Dr. Volz), das von der überraschenden Frühreife des
Siebzehnjährigen erzählt, wird zum ersfenmale öffentlich
gezeigt. Ein Meisterwerk, das freilidr auch die
Beeinflussung durch die französische Kunst verrät, ist
das der Universität gehörige Porträt des Professors
und Kirchenrats Umbreit, 1853 gemalt, als Beuerbach
Coutures Schüler zu Paris war. Ihm steht die vertiefte
Geistigkeit im Bildnis von Feuerbachs Mutter gleich.
Aus dem Beginn der fünfziger Jahre birgt die Samm-
lung Czerny eine kleine Landschaft mit badenden
Frauen, voll Gewalt der Stimmung und voll stärkster
Leuditkraft der winzigen lichten und in reinen Farben
eingesetzten Flecken inmitten verschwimmenden Dunkels
von Luft, Bäumen und Wasser. Unter den Nanna-
Bildern ist das schönste ein Studienkopf zur Iphigenie
(Besißer: Dr. Lobsfein).
Trübner reiht sich an mit neunzehn Bildern, die fast
durchgängig in Beringers umfassender Monographie
unerwähnt blieben, sodaß ihre Ausstellung eine sehr
erwünschte Bereicherung unserer Kenntnisse bedeutet.
Die Mehrzahl eignet der Stadt oder den Brüdern Carl
und Hermann Landfried. Erstaunlich äußert sich die
junge Meisterschaft in dem Bilde einer schlafenden Frau
sowie in der kleineren, das nämliche Modell wieder-
gebenden Skizze, die Bankdirektor Köster-de-Bary
besißf. Alle Frisdie unmittelbarer Auffassung steckt
in den Studien zu den Porträts von Trübners Elfern,
welche die Mannheimer Kunsthalle beherbergt. Ein
kösflidres Werk ist das »Silberstilleben« von 1873
mit seinem kaum zu erfassenden Reichtum an grauen
Tönen, denen sidr gedämpfte Farben kleinster Flächen-
massen belebend gesellen. Charles Hofer in Genf,
dem Hans Golk in München soeben eine' Sonderaus-
stellung veransfalfet,versudrf sich an ähnlichenProblemen.
Denselben Geist atmet das nur wie gehaucht gemalte,
ganz entsfofflichfe »Rosensfilleben«, das gleichfalls zu
den Schäden der Sammlung Landfried zählt. Ein

sehr lehrreiches Bild, Geheimrat Neumann gehörig,
gibt Trübners zurück gewiesenen Entwurf zu einem
Monumenfalgemälde für die Heidelberger Stadthalle
wieder: »Friedrich der Siegreiche zieht nach der Sdrladif
bei Seckenheim in die Heidelberger Hauptstraße ein«,
lehrreich vor allem, weil es die Grenze aufzeigt, die
Trübners Künstlerschaff gesteckt war, denn seine
gestaltende Phantasie versagte, wenn sie nicht an
unmittelbarer Anschauung sidr entzünden konnte. Einige
Landschaften der lebten Zeit, als Trübners Palette so
hell und farbenfroh geworden war, sdiließen den Kreis.
Die reifste, »Der Blick ins Nadibarhaus« (Besißerin:
Frau Agricola), läßt die Fähigkeit bewundern, ein
scheinbar kaum verwertbares Motiv malerisch reizereidi
zu gestalten, klare Raumwirkungen aus ungeformten
Elementen mit souveräner Technik zu erzeugen. Bevor
Trübner sich an Leibi anschloß, warCanon (1829-1885)
in Stuttgart sein Lehrer. Von diesem birgt die Aus-
stellung ein Gemälde, das sein immer starkes Können
frei von den Einflüssen des Rubens und seiner Zeit-
genossen weist, in deren Bann es sein Eigensein
verlor: Ein Damenbildnis von zartem Silberfon (Besißer:
Oberbürgermeister Walz), dessen einzige ausgesprochene
Farbe sidr zu einer in der Hand gehaltenen Rose
verdidrfef.
Eine Entdeckung verdient das große Sfilleben Eibls
genannt zu werden. Gewiß wäre es ohne Leibis Vorbild
nicht entstanden. Aber es ist innerhalb dieses Kreises
ein Werk von starker und persönlicher Prägung, das
sich neben Trübners gleidrgearfefen Schöpfungen be-
hauptet, vortrefflich im Aufbau der Massen und im
Hell-Dunkel komponirf und wundervoll reidr in seinem
Zusammenklang von schwärzlkhen, grauen, braunen
und grünlichen Tönen. Man wird diesem bisher kaum
genannten Künstler nachspüren müssen.
Eine Entdeckung geringeren Grads bezeichnen die
Bilder des 1819 in Heidelberg geborenen, erst 1914
verstorbenen Karl Happel, freundliche Genreszenen,
die französische Einflüsse und soldre Spißwegs auf
liebenswürdige Weise mischen. Von diesem Meister,
bei dem das Anekdofisdie immer nur Beigabe malerischer
Vollkunstwerke ist, zeigt die Ausstellung mehrere, teils
der Stadt, teils den Brüdern Landfried gehörige Gemälde,
die ln Uhde-Bernays' Monographie fehlen, und die
z. T., wie »Die Flucht nadr Ägypten«, »Der Einsiedler«
mit seiner überraschenden Hell - Dunkelverfeilung, »Die
Felsschlucht« erstklassige Werke sind. Audi Moriß
von Schwinds »Amoretten am Wasser« (Besißer:
Oberbürgermeister Walz) ist eine ausnehmend anmutige
Schöpfung.
Mit Bürkel, von dem die Städtische Sammlung einen
etwas allzusehr komponierten »Heuwagen« besißf, und
mit Wagenbauer gelangen wir in den Kreis der

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