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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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1. Heft
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Bock, Fr.: Technische Erklärung der Beilagen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0018

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9

des Aufnähens zu verdecken, in feinem Platt-
stich von dunkelbrauner oder schwarzcr Seide
überstickt werden. Wählt man einen Goldstoff
' zur Darstcllung der Spruchbänder, so würde
es gerathen sein, die unter Nro. 3 bezeichnete
Rückseite der Spruchbänder in einer nicht zu
? grellen, gedämpften rothen Farbe zu halteu.

! Technisch ließe sich dieser Nmschlag mit offeucr
nicht gedrehter Füllseide (Faßseide) tn laug-
gezogenen, dicht anschließenden Plattstichen
am einfachsten so geben, daß überdiese Grund-
; lage eine Nctzstickerei in kleinen Quarrös mit
einfach gcdrehter rother Seide angebracht
würdc. Die unter Nro. 4 bezeichncten größeru
Ranken, Blätter und Blüthenstiele sind ent-
weder in Tamburetstich oder auch iu Platt-
stich von chokoladebrauner Farbe (nicht zu
dunkel) auszusühren. Die Konturen dieser
Ranken sind entwcder abzutrennen durch einen
stark gcdrehtcn Goldfaden oder auch durch
j eincn dichten Seidenfaden von starker Dre-
hung in schwarzer oder dunkelbrauner Farbe.

Die unter Nro. 6 bezeichneten schön stylisir-
tcn Blättchen stickt mau am bestcn in Platt-
stich mit gedrchter Seide und zwar so, daß
die eine Hälfte des Blattes hellgrün, die an-
dere Hälste dunkelgrün gehalten ist. Die mitt-
! lere unter 7 bezeichnetc Rtspe (Blattnerv)
deute man durch einen aufgenähten Goldfaden
an, sowie auch den Umriß des ganzen Blattes.
Solltc es zu kostsptelig befundcn werden, diese
grünen Blättchen in Plattstich mit dünnen
Goldfäden von fester Drehung zu konturiren,
so wähle man hierzu einen dunkelgrünen star-
ken Seidenfaden. Die unter 8 bezcichneten
fünfblätterigen Rosen stelle mau dar iu feinem
Plattstich von zarter nicht zu dunkelblauer
Haarseide, den nntcr Nro. 9 bezeichnetcn tnneru
Blüthcustern in rother Haarseide cntweder in

> Plattstich odcr im sogenannkcn Kuötcheustich
! und endlich die mittlere Rundung (das Herz

des Blümchcns) von wo jedesmal fünf Staub-
fäden (Striche) ausgehcn (unter Nro. 10),
in leichten aufgenähten Goldfäden. Die Gold-
fäden werdcn am besten mit Stichen von gel-
ber Seide nach kleincn Zwischenräumen aus-
genäht, auch kann man behufs dieser Befesti-

> gung zum Goldfaden rothe feine Seide wählen.

! Das Jnnere des Kreuzes au dcm Fuße der

Stole (Nro. 11) wird mit ächtcn kleinen
Perlen ausgefüllt; sollten dteselben nicht be-
liebt werden, so wende man au dieser Stelle
matte weiße oderrothe Glasperlen au, jedoch
keineunächten Wachsperlen, indemdieseletzteru
an dem vorlicgcuden Theile der Stole leicht
zerdrückt werdeu können. Noch erübrigt uuter

Nro. 12 auf die gothischen kleinern Buchsta-
ben (Minuskeln) aufmerksam zu machen, die,
wenn das Spruchband aus applizirtem Golv- ?
stoff besteht, jedensalls in rother (nicht zu
greller) starkgedrehter Seive anzubringeu sind. !
Technisch wären diese Buchstaben, wo man cs z
nicht vorzöge, sie in feinem Plattstich zu
sticken, so zu halten, daß man der Länge uach !
3 oder 4 rothe, nicht gezwirnte Seidenfäven ^
neben cinander legt und durch dünue Fädcheu
stellenwcise befestigt. Die Wahl eines geeig- !
netcn Spruches bleibt freigegebeu; nur dürfte
er allemal in der Kirchensprache lateinisch an-
gewandt werden. Den auf Zeichnung I be-
findlichen Spruch haben wir dcßhalb gewählt,
da er Vezug hat auf die Stole uud die symbo-
lische Bedeutung derselben versinnbildet. Der
Bischof bekleidet nämlich bet dcr Weihe den
Diakon mit eincr Stole, indem er die Wortc
spricht: Looixe juA'UM Dowini; juKum onim
sjus snavs ost ot onus ejus lovs. Zn deutsch:
Empfange das Joch des Herrn, denn sein Joch
ist sauft uud seine Bürde ist leicht. Der aus
den Spruchbändern fortlaufende Tert heißt:

7o1Iito juAum meum suxer V08, st äiseits u
me. 3u§um onim meum suave est et ouus
msum leve. Lkattli. 11 , 29. 30. Deutsch: ^
Nehmet mein Joch auf cuch und lernet vou !
mir. Denu meiu Joch ist süß und meine
Bürde leicht. Die Spruchbänder des zweiten
Satzes Ä2 bis Ii^ sind auf dte andere Seite der
Stole zu versetzen. Die beiden Streifen, welche ^
bei cü uud ab zusammen zu sügcn sind, bildcn
die eine Hälfte dcr Stole. Für die zweitc
Hälfte dient das nämliche Dessin, jedoch um-
gekehrt. Bei LI (Mitte) werden die zwei
Hälfteu zusammen gesetzt.

»l,-« 2. Zeichnung zu einer Stra-
minstickerei, anwendbar zu Knie-
kiffen, sowie zu Betschemeln rc. rc. —
Dieses interessante Motiv fiudet sich vor an
einem Behang aus dem Schlusse des LIV.
Jahrhunderts und ist der Jmitation zu em-
pfchlen hinsichtlich der einfach schöncn Kom-
position und der ruhigcn, ernsten Farbenhar-
monie, wodurch dieselbe sich als eine kirchlich-
würdige cmpfiehlt. Anzurathen bleibt es, daß
alle augegebeuen Farbentöne möglichst strcnge
eingehalten uud alle grellen und buntschreien-
den Farben ferngehalten wcrden. Für die tech-
nische Aussührung würden wir deu Halb- oder
Gobliustich (Perlstich) anrathen, wcil dadurch
das Eckige in der Straminstickerei vermieden
und die runden Linien nach dcr Zcichnung
cher zu crmöglichen sind. Vorliegeudes Mu-
ster muß in Straminseide gestickt werden und

Kircheiischmuck. 1857. I.

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