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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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7. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [1]
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Bock, Fr.: Die Sakristei des Ordens von der heil. Kindheit Jesu in Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0124

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Kaiser Heinrich II. dcr Kathedrale daselbst
ziim Geschenke machte und das sich jetzt in dcm
Hotel Clngny bestndet, ist zwar aus dem Jahr
1019; jedoch ist es abgesehen von den roma-
nischen Formen der Ornamentik ein vollkom-
menes Muster der Behandlung, welche die
metallenen Kleider des Altars in unserer er-
sten Periode erfuhren. Es !st oon Gvldblech
auf Cedernholz. Durch sechs Säulen unb
fünf Bogen ist das Frontal in ebenso viele
Felder getheilt; in dem mittleren steht Chri-
ftus, »der König der Könige und der Herr
der Herren". Zu seiner Linken die heil. Erz-
engel Gabriel und Raphael, zu seincr Rcchten
Michacl und der heil. Benedictus. Durch die
Fürbitte des Letztern war nämlich der Kaiser
von einer schweren Krankheit geheilt worden.
Die obere Jnschrift: „tzuis 8ieut> Ilel llortis
Llsäious 8otsr LeneZictus, d. h. wer tst wie
Gott, der Starke, der Arzt, der Gebenedeite
(bsuectietus), Erlöser?" bezieht sich im Gan-
zen auf den Erlöser und tn ihren einzelnen
Theilen sehr sinnreich auf die einzelnen Hei-
ligen. Die untere Jnschrift: „iOrosxies lerri-
Asuos Olemsus Nscliutor Ilsius, d. h. ntmm
uns untcr deinen Schutz Menschgewordener,
barmherziger Erlöser der Welt" enthält einen
Bittruf an den Erlöser.

Sommerard (les urts äu mo^sn ä§s ssr.
8, xl. 18, Lä. 5, 252) gibt uns über den

hcrrlichen Mailänder Altar folgenden, freiltch
kümmerlichen Aufschluß: Es tst cin Alkar von
vier (freistehcnden) Seiten, xuliotto genannt,
bedeckt mit getriebenen Gold- und Kupfer-
blechplatten, mii Reliefbildung, Darstellungen
ans dem Leben des heil. Ambrosius; Berfer-
tiger ist Valvinus „Nuxister Lbubsr". Bi-
schofAngilbert vonMailand hatte einenZahn
des heil. Ambrosius genommen, um ihn tn
einen Ring cinsetzen zu lassen. Der Zahn
kehrte von selbst wieder in seinc Höhle zurück.
Zur Sühne gelobte er dieses Knnstwerk u.
835. Die Goldplatten sind mit unzähligen
Edelstetnen verschiedener Farbe geschmückt.

Eine große Seltenheit dieser Art bewahrt
die ehemalige Benediktiner-Klosterkirche Kom-

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burg in Schwaben, wir meinen das Frontal
des Hauptaltars von vergoldetem, getriebenem
Kupfer. Jn der Mitte ist Chrtstus der Er-
löser, in einem ovalen Nimbus. Der Nimbus
ist mit schönem Schmelzwerk eingefaßt. Zu
beiden Seiten sind in viereckigen, dui ch Schmelz-
werk abgetheiltcn Feldern die 12 heil. Apostel
mit beigeschriebenen Namen, aber ohnc Attri-
bute. Jn den vier Ecken befinden sich Sym-
bole der vier Evangelisten, sinnbildend Chri-
stum den Menschgewordenen, den für uns im
Tode Geopferten, den Auferstandenen und den
in den Himmel Aufgefahrenen. (Vrgl. Or-
gan für christl. Kunst, IV. Jahrg., S. 181 ff.)

Außerdem besttztDeutschland noch ein kost-
bares Werk dieser Art, nämlich das vcrgol-
dete Frontale und die zwet Seitenstücke eines
Altars in der Kirche von Kloster-Neuburg an
der Douau, unweit Wien. Es ist in kleine,
viereckige Felder abgetheilt, welcheDarstellun-
gen aus dem alten und neuen Testament ent-
halten.

Die Sakristei des Vrdens von der heil.
Kindheit Iesu in Aachen.

Wohl nicht leicht dürfte im westlichen
Deutschland eine Sakristei (vsstiurium, urma.-
rium*) angetroffen werden, über deren Thüre
man mit größerem Fug und Recht die be-
kannten Worte des Psalms setzen könnte:
„Ooiuine äilexi äeeorem Dowus tune" als
die Sakrtstei der Kirche des Ordens »dcr
Schwestern vom Kinde Jesu", wie er mit
Vorliebe von den guten Bewohnern Aachens

* Deßwegcn wohl „mmnrium" Rüstkammer
im Mittelaltcr genannt, weil in der Sakristei die
Lrma Odristi vder auch die nrma Oomillicas xll8-
siollis anfbewahrt werden, wvmit die unblutige
Erncueruiig dcs Kreuzestvdes Christi, das hcilige
Meßvpfer, täglich gefeicrt wird. Jn lkeberciiistini-
mung mit dicser alten Beneniiuiig crblickt man da-
her auch cntsprcchcnd an dcr kunslreich geschnitztcu
Sakristcithürc der schvnen St. Gcrevnskirche zu
Kvln in gestvchener Arbcit als Basrelicf die fast
lebensgrvße Darstellung des Heilandcs als „Manu
der Schmerzen", wie cr dcm Volke als Lcce domo
vorgestellt wurde, auf der andern Thurhälfte ist
dargestellt dic muter äolorosu.
 
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