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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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2. Heft
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Lewald, August: Jerusalem, [2]
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0039

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zerfließend, im Schmerz verioren, in Liebc
aufgelöset.

Ldristi amors IsnAuiäa.

Sie sah Jesus ganz nahe bci sich, allein sie
wußte nicht, daß cs Jesus war. „Weib,
sprach er zu ihr, was weinest Du? Wen
suchest Du?" Allein sie meinte, es sey der
Gärtner, und entgegnete: ,/Herr, wenn Dn
ihn weggetragen hast, so sage mir, wo Du
ihn hingelegt hast, damit ich ihn holenkann."
Da ricf Jesus: „Maria!" und sie wandte sich
und erkannte ihn an dem Ton dieser Stimme,
die ihren Namen rief. „Metn Meister!" sprach
sie und wars sich vor ihm nteder. „Ruhre
mich nicht an," sprach Jesus, noli ins tnn-
xsrs, „denn ich bin noch nicht zu meinem Va-
ter hinaufgefahren." So hatte die bekehrte
Sünderin die erste Erscheinung des Wiedcr-
auferstandenen, und der Sohn des ewigen
Gottes vergaß die Herrlichkeit des Himmels,
um sich des Herzens zu erinnern, welches ihn
geliebt hatte.

Jn einiger Entfernung von diesem Orte er-
schien Christus seiner heiligen Mutter. Etne
Kapelle ist hier erbant, zum Gedächtniß an
die fromme Sage, welche in dem Evangelium
ntcht erzählt wird. Dieß tst die lctzle Station,
wo man die letzten Hymnen singt, die letzten
Gebete murmelt, und bann verbreitet sich in
den weiten Räumcn der Kirche des heiltgen
Grabes — für einige Stunden wenigstens —
eine nicht minder hetlige, majestättsche Sttlle
und Ruhe. — —'

MisMen.

(Die Tiara des heil. Vaters.) Wie aus den

Zeitungen bekannt ist, hat der heilige Vater vor
nicht langer Zeit von der Königin Jsabella von
Spanien eine kostbare Tiara, geschmückt mit der
dreifachen päbstlichen Krone, als Geschenk erhalten.
Diese Tiara ist durch das Haus Lemire in Lyon
angefertigt worden. Abgesehen vön dem hohen
Werth dcr Kronen, sämmtlich Meisterstücke der
höhernJuwelierkunst, kann auch die von Lemire
besorgte Stickerei als ein Meisterwerk der Stick-
kunst betrachtet werden.

(Wvlle vder Seide?) Jn manchen Kirchen
trifft man Paramente von Wollenzeug, selbst Kaseln
und Velen. Es ist wohl nicht überflüsstg, darauf
anfmerksam zu machen, daß für die Altargewänder
Seide und Leinwand vorgeschrieben ist. Wie streng
die Kirche immer darauf bestand, geht daraus her-
vvr, daß nnr die Minoriten, (Söhne des heiligen
Franz v. Afsisi), nm dem Geist der Armuth auch
in den Paramenten Ausdrnck zu geben, die Jndul-
genz erwirkten, ste aus Wvlle bereiten zu dürfen.
Rückstchten der Sparsamkeit sind es meistens, welche
die Verwcndung der Wolle veranlaffen. Das be-
ruht aber auf einer Täuschung. Mlag die Wolle
beim Ankaufe wohlfeiler sein, als Seide, so ist ste
dagegen weniger dauerhaft. Es ist unmüglich, die
wollenen Paramente in Kirchen vor den Motten
zu bewahren, nnd, haben sich diese einmal einge-
nistet, so ist das heilige Gewand ein Sitz des Mo-
ders nnd Unflathes. Jn wenigen Jahren ist ein
wvllenes Gewand zerschliffen, seine Farbe abge-
schvffen, nnd die Anschaffung eines neuen nöthig,
während seidene Gewänder von gutem Stoffe,
wenn sie auch theurer sind, sich lange Zeit schön
nnd würdig erhalten. Als man die Parament-
schränke einer Minoritenkirche öffnete, fand sich,
daß Mvtten und Mäuse darin ihren Sitz aufge-
schlagen hatten, und ei» nnerträglichcr Geruch
verkündete, daß die große Anzahl vvn Gewändern
vernichtet sei. Wenn dagegen seidene Kaseln, die
nach Jahrhunderten aus Gräbern erhvben wnrden,
ihre Festigkeit und Farbe nicht verloren haben und
heute wieder zum heiligen Opfer gebraucht werden
können, wer möchte noch bezweifeln, daß es im Jn-
tereffe wciser Sparsamkeit handeln heißt, bei An-
schaffung der heiligen Gewänder aus gute Seiden-
stoffe bedacht zu sein?

(Ein Beispiel von Ausdauer.) Für die

Damen, welche dem mühseligen und gar langsam
fortschreitenden Sticken heiliger Bilder sich wid-
men, möchten wir als Muster der Geduld ein böh-
misches Brüderpaar aufstellen. Jn der Domkusto-
die zu Prag ist ein Evangelienbuch mit zahllosen
Jnitialen nnd Miniatur-Gemälden von großer
Zierlichkeit. Am Ende des Bnches steht die Notiz,
daß zwei Brüder 47 Jahre an diesem Buche ge-
schrieben haben! Alsv auch Ausdanern!

(Die großen Wallfahrten nach Jerusalem)

und den übrigen heiligen Städten des Morgen-
landes mehren sich mit jedem Jahre. Die Kreuz-
fahrer im Mittelalter haben (bei solchen Fahrten)
manche kostbaren Seiden- und Goldstoffe aus dem
Morgenlande mitgebracht, theils um kostbare Reli-
guien darin zu bergen, theils, um sich selbst darin
begraben zu laffen. Die Kirche hat zu ihren pric-
sterlichen Kleidnngen und zum Altarschmnck viele
orientalische Stoffe verwendet, als im Abendland
die Seidenindustrie noch weniger entwickelt war.
Es sind noch Reste von solchen Stoffen, ja ganze
ans ihnen gefertigte Gewänder vorhanden. Es ist
merkwürdig, daß die neuen Kunstfahrten schon einen
ähnlichen Änstausch zwischen Abend- und Mvrgen-
 
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