Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI Heft:
8. Heft
DOI Artikel:
Miszellen / Korrespondenzen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0148

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

' Miszellen.

WWMiMMi 'von Ou 63.NA8 (IV, j,. 578 I.)
t sich folgcnde historische Notiz: „8tolLin 8.

..—INV VorniLtiLs LS88rvg.t3.in scribit LeligiiLt.

Iistoi. >Voiw3t. toin. I, x. 136. „„VitL est, git
illo, coloris siibcgciiilsi, contiiiciis iii Igtitnäiiio
äigitos 3., III lon^ituäins xglirigs 36., cni Iiino
incls osrtis intsivLlIis egrsZio oxere intsrtsxtL le-
Aimtiii vsrbg seiziisiitig litteris Ii.oiii3iiis iii bmio
moämii sxxressL:

„M XOVIXOOlll
Ok^ VN.0 M.«

D. h. die Stola des heil. Martiiius sey zu Worms
anfbcwahrt, von welcher der Geschichtschreiber saizt:
„Sie ist ein Bandstreifen von blauer Farbe, 3 Fin-
ger breit nnd 38 Palmen lang; in bestimmten
ZwischenrLnmen sind fvlgende Worte in rönüscher
Schrift in «ortrefflicher Arbeit eingewvben:

Jm Namen des Herrn,

Bitt fnr mich."

Sie war also sehr schmal, wie sich das auch allein
durch den Gebrauch rechtfertigt, denn eine breitc
Stola ist im Nacken sehr lästig. Die Läiigciian-
gabe ist nicht so genau als wir wnnschen. Die
Palma kann entweder buchstäblich zu nehmen seyn,
eine Hand breit, dann hätte die Stvla ungefähr
5^/, Berliner Ellen, oder ist die alte, aber uiigc-
nauc Maßbestimmuiig fur 8 oder 9 Unzen, deren
24 auf den oubitus kommen. Jn diesem Falle wäre
eine xglmL — 4 Zoll und 4 Linien wiirttembergi-
schen Maßes, und die ganze Stola hätte cine Länge
von ungefähr 7 Berliner vder 7^ württembergi-
schen Ellen. Dieses Maß würde selbst die Leibes-
länge des größten Mannes überschrcitcn. Sv un-
befriedigend aber diese Maßangabe ist, sv erhellt doch
daraus mit Sicherheit, daß unsere jctzigen Stolcu
nicht mehr die alte Form haben. Man findet es
jetzt sehr schvn, wenn sie blos an die Knie rcichcn.
Nns scheint dieß unwürdig zu seyn.

Morrespondenzen.

Schwäbisch-Gmünd. (Brief.) Sie

fraqen, wie es in unserer Stadt mit der Paramen-
tik aussehe. Meinten Sie vielleicht, Gmiind müßte
als das größte unter den katholischen Städtchen
Schwabens auch in diesem Punkte den crstcn Rang
ciiinehmen? Damit hätten Sie nicht Unrccht.
Nicht nur die reichen Mittel, welche an hiesigem
„Platze" vorhanden sind, nnd welche auch für
die Ausrüstung der Kirchen sticßcu, sondcrn auch
die Kirchen fclbst, unter ihnen voran die pracht-
volle Heiligkreuz-Kirche, lassen erwarten, daß
Gmünd in Sachen des Kirchenschmucks als Mu-
ster und Vorbild allen übrigen — dereinst vor-
leuchten werde. Dieses zu hossen ist aller Grund
vorhandcn. Schon der Anblick der Hauptkirche

bercchtigt dazu. Diese Kirche, die man, wenn sie
nur eine etwas belebtere Westfaiiade und noch den
Schmuck ihrer zwci ursprünglichen Thürme HLtte,
unbedlngt als die schönste Kirche Württembergs
erklären dürste, zeigt schvn von außen die Spuren
einer von ganz richtigen Grundsätzen geleiteten
Restauration. Von dem herrlichen, mit vielen
Sculpturen gezierten Paradies im Südportal an,
ist schon beinahe der ganze Chor bis zum entgegen-
gesetzten Frauenthor restaurirt. Nicht nur hat man
alles Schadhaste an dem Fußgesims, den Fenster-
maßwerken, dcn Gallerien, Spitzthürmchen und
Heiligenciborien in schönem weißem Sandstein er-
gänzt, sondern von allen Theilen den Nost des
Alters abgerieben, sv daß der herrliche Chor wie neu
und aus Einem Guffe dasteht. Eine große Schwie-
rigkeit bot die Rcstaurativn des Jnnern der Kirche.
Dieses war, obgleich das Gebäude mit dem glei-
chen schönen Steinc inncn wie außen dnrchgeführt
ist, wiedcrholt, und letztmals in dcn zwanziger Jah-
rcn mit einer sattgelben Farbe überschmiert wvr-
den, was allerdings, um mit den Malern zu reden,
sehr „warm" sich fühlen ließ, aber etwa wie die
rauchige Wärme einer Küche. Was war nim zu
thun? Neber den füuften etwa noch eineii sechsten
Anstrich geben? Das hieß mit envrmen Kosten die
Kirche fnr alle Zeiten verderbcn. Daher verwen-
dete man dic Kvsten dazu, den ganzcn Anstrich des
Jnnern abzureiben nnd die Steinwand wieder blos
zu legcn, ein Entschluß, der mit dem besten Erfolg
gekrönt wurde. Jetzt tritt aber recht dringend das
Bedürfiiiß hervor, den prächtigen Tempel mit
Farbenschmuck ailszustatten. Wie kann und soll
dieß geschehen? Auch diese Frage lasscn wir uns
von den Alten beantworten, deren Entwürfe im-
mer so reif durchdacht und so konsequent durchge-
führt sind, daß ein Glied das andere bedingt, ein
Schritt den andern nothwendig macht, und daß wir
gar uicht nöthig haben, unsere eigene Erfindungs-
kraft anzustreilgen, wo es sich darum handelt, zn
crgänzen odcr ailszubeffern, was die alten Meister
erdacht haben. Drei Mittcl gibt es, dieser Kirche
dic nöthige Farbenwirkung zu geben. Das eine
bieten die Fenster, das andere die Wände dar, das
dritte die mvbile Ausstattung.

Mit den Fenstern ist schon eiu Versuch gemacht
wvrden. Wenn auch. hierin die Schule der Alten
nicht übergangen wird, so werden die iveitern
Schritte sich gewiß lohnen. Die Wände sind aller-
dings in eincr gvthischen Kirche so reich gegliedert
und unterbrochen, daß die Malerci wenigcr Raum
 
Annotationen