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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Technische Erklärung der Beilagen
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0204

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der hlaum Seide Golbkördclcken und für die
Ueberstiche feine goldgelbe Seide; die Adcrn
in den Blättern laffen stch ebcnfalls entweder
mit starker goldgelber Seide im Stielstich oder
nut Goldkördelchen darstellen. Zum Ueber-
fluffe noch die Bemerkung für in der Art we-
niger erfahpcne Stickerinncn, daß mau beim
Festheften der Blätter im Herausstechen mit
der Nadel immer nur den Grundstoff fasse
dicht am Rande des Blattes, und beim Ein-
stechen erst das Blatt, widrigcnsalls man die
Ränder der Blätter ganz verfranseln und nur
eine unsolidc Arbeit zu Standc bringeu würdc.
Hat man die Blätter mit Seide aufgenäht, so
sticke man die Stiele und Verschlingungen
ebenfallS mit gedrehter Seide im Stielstiche;
hat man aber Goldkördelchen angcweudct, so
können dicselben ebenfalls in Gold gearbeitct
werden und zwar in verschiedener Weise: Man
kann Goldkördelchen durch feine Ueberstiche
nebeneinander bcfestigen in der Art, daß im-
mer die Ueberstiche der folgenden Reihe zwi-
scheu die der vorhergehenden Reihe fallen,
(vergl. Ura. 4 auf dem Musterbogen) bis die
gehörige Breite erreicht ist.

Schöner jedoch ist Folgendes: Man hefte
eine gewöhnliche Kordel vou entsprechender
Dicke auf dcn Grundstoff auf, nehme sodann
ein Goldlitzchen und befestige dassclbe an bei-
den Seiten des Kördelchens so fest, daß dasselbe
wie übersponnen erscheint. Bei dieser letzten
Art, die Stiele und Berschlingungen zu ar-
beiten, ist es besser, dies vorher zu thuu, ehe
die Blätter anfgesetzt sind, damit mau die Aus-
gänge des Kördelchens sauber an die Blätter
anschließeu niachen kanu, iudem man es ge-
plättet darunter forttaufen läßt. — Schließ-
lich noch cine Bemcrkung: Viele Stickerinneu
finden große Schwierigkeiten darin, dcu Gr nud-
stoff so auf die Lciuwand zu bringen, daß der-
selbc sich nicht aufwerfe und in Falten ziehe.
Man beobachte nur einfach Folgendes: Mau
nchme nur Leinen, nicht zu fein, zur Unter-
lage, weil die Baumwolle, die eine viel grö-
ßere Ausdehnung als dic Seide zuläßt, sich
beim Abspannen vom Rahmen auch um so
mehr wieder zusammcnzieht, und so die Seide
zu völlig wird und sich in Falten wirft. Mcm
spanne das Leinen vorerst uicht zu stark an,
daß es später noch eine größere Anspannung
zuläßt, dann stecke man die Seide möglichst
stark angezogen auf das Leineu uud hefte sie
mit Ueberstichen fest; niin erst spanne man die
Leinwand nach Kräfien an und die Seide
wird ganz glatt aufliegen.

Für Anfertigung dcr Kelchpalla, deren

Zeichnung unter iMr». 3 vorliegt, nehme
man ein schr seines Leinen und sticke in sehr
feiner rother Zeichenbaiiinwolle, am besten in
accuratcm Steppstiche, genau das Muster, wie
es angegeben ist, uachdem man daffelbe vorher
scharfdurchgepaust und aufdieLeinwand über-
tragen hat. Die figürlichen Darstellungen in
Mitten der Medaillons sticke inan ebcnfalls in
fcinem, zierlichem Steppstiche, entweder in
einem sehr seinen Goldfaden, oder in einem
zartcn blauen oder grünen Seidenfaden, der
im Waschen die Farbe nicht verlieren darf u»d
deßwegcn zuerst auf Probe gesetzt wordcn ist.
— Wir würden nicht dazu rathen, die Zeich-
nuug zu dieseu Pallen in Tambourinstich aus-
zuführen, wetl er für diese delikate Arbcit zu
grob wäre. Ur. Loek.

Farbdruck. Farbenskizze der Madonna,
welche auf der Fahne in kkro.L sich bekindet.
Wegen der schwierigen Herstellung dieses
Blatts, wcrden wir cs mit der Nummer Lll
ausgeben.

Miszellen.

Der „Kirchenschmuck" in Frankreich. — Dic

Rerue äs l'urt etirötieu, wclche unter der Redak-
tivn des Herrn Abbü Corblet in Monathefteii zu
Paris crscheiiit, bringt im bibliographischciiTheile
ihres Dezemberhests vom Jahre 1857 cine An-
zeige des Archivs und empfiehlt dasselbe allen
Frauen nnd Jungfrauen, welche gntc Muster wün-
schen, um dnrch Stickereien zur Zierde des Hauses
Gottes beizutragen. Sehr interefsant und erfren-
lich ist dic angefügte Bemerknng, daß das Archiv
sclbst in Lyon, dem Hauptfabrikativnsplatze kirch-
licher Stoffc, auf Form und Ausführung kirchlicher
Gewänderschonbedeutenden Einflnß ausgeübthabe.

Korrefpondenzen.

(Kvrrespondenz.) Es scheint im guten Schwa-
benlandc mchr als anderswv Kampf zu kosten, die
würdigereForm derMeßgewänder wiedcr einzufüh-
ren, da man vvn mehreren Seitcu hört, daß maii be-
sonders ans dem Laudc diese Kasula für eine neue
Mode hält, gegen die eine althergebrachtc Form
vertauschi werden svll. Das Mißtrauen gegen jede
Neucrungssucht ist auf kirchlichem Gebiete höchst
lobenswerth; allein svll nnd darf es auch dem
schlechten Geschmacke und frühercn Ncucruiigen
Schutz gewähren? Die unberechtigte Mode, das
ist der bisherige Gebrauch, der namcntlich in
cinigen Gegenden Deutschlands durch die Schuld
profauer Fabrikaüon so entsetzlich ausgeartet ist.
 
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