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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0205

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80

Zum Beweis, daß dieser sog. Bußgeigenstyl nichts
Altes und Allgemeines ist, hüren wir, was Lorinser
(Reiseskizzen aus Spanien, I. Bd., S. l 59 ff.) über
die Kirchengewänder in diesem Lande sagt: „Die
Kaseln flnd länger und schmäler als die römischen
(und wie viel mehr als die deutschen, welche nnr
die Carrikatur der rvmischen sind), das Vordertheil
ist ebenso lang wie das Hintertheil, nnd fle werden
nicht durch Bänder am Leibe befestigt, wie bei die-
ser Fvrm, welche sie schwerer und fester anliegcnd
macht, auch zwecklos wäre." Jnteressant ist, was
Lorinser über die Pnrifikatorien, die bei uns am
meisten vernachläßigt flnd, sagt, sowie über die
Pracht und den Neichthum in den spanischen Kir-
chen. „Das Purifikatorium ist viereckig, mit vicr
Quasten an den Zipfeln, und wird wie ein kleines,
tnneres Velum über den Kclch gedeckt." „Jn kei-
nem Lande hat vtelleicht die Säkularisation der
Kirchengüter furchtbarer gewtrthschaftet als hier.
Aber möge man nicht glanben, daß in Folge da-
von eine Dürftigkeit und Aermlichkeit des äußern
Kultus eingetreten, wie wir fle in Deutschland vor
Augen haben. Bcim öffentlichen Gottesdienst ist
die Religion hier immer noch ans ihrem Throne,
und wenn auch manche Kvslbarkeiten verschwanden,
so würde man sich doch sehr täuschen, wenn man
glanbte, in den spanischen Kirchen Nichts mehr zu
finden »on der alten Pracht. Wohl mag der heu-
tige Zustand demjentgen arm und dürsttg erschei-
nen, der die frühere Pracht noch gesehen, für uns
Deutsche wird sie immer noch einen beschämenden
Eindruck machen." — Jndeß dürste es noch cin
Glück genannt wcrden, daß bis Dato bei uns nicht
mehr für Ausschmückung unserer Kirchen geschehen
ist: bei der herrschenden Geschmacklosigkeit wäre
viel Geld hinausgeworfen worden, das jctzt, wen»
das Eile mit Weile noch mehr zur Geltung
kommt, beffer verwendet werden kann. Mögen nur
die konservativen Geistcr aus den wahren Konser-
vatismus, d. h. Wiederherstellnng und Erhaltung
des wahrhaft alt und ächt Kirchlichen hingewiesen
werden.

(Korresp.) Jn lVro.3 des II. Bds. Jhres ArchivS
brachte eine Kvrrespondenz ans Sigmaringen nnd
MünchenerfreulicheNachrichtenvon derWirksamkeit
des „Kirchenschmucks" auf dem Gebiete kirchlicher
Stickerei. Jn beidcn Städten wnrden nach An-
lettung der im Archiv gegebenen guten Muster
Stickarbeiten vollbracht, welchc zn froher Hvffnnng
auch für die Znknnft berechtigen. Große Freude

erregte die Notiz, daß die altehrwürdige Bernhards-
casel, diescs vollendet schvne Gewand, das doch
wieder wegen seiner Einfachheit die Ausführung
in verhältnißmäßig kurzcr Zeit, mit leichterer
Mühe und geringeren Kosten ermöglicht, zweimal
das Sujet für so fähige Hände geworden ist. Aus
Ntünchen kommt die nicht weniger erfreuliche Nach-
richt, daß die Stvla in Hro. 1 aus t>em Ende des
15. Jahrhunderts von einer kunstsinnigen Dame
zu Landshut nnd noch einmal in dem Franenkloster
Dietramszell ausgeführt wurde; ebenso in Frei-
singen ein linnenes Altartuch mit der gothischen
Bvrdüke von rothem Merkgarne.

Man gönnt von Herzen dem „Kirchenschmuck"
diese Erfolgc, sie machen vhne Zweifel die schwierige
Arbeit dcr Rcdaktion in etwas leichter, allein anch
edle Damen werden, nachdcm einmal die vorgeleg-
ten Mnster wirklich ansgcführt wnrden, nicht leicht
vor Behandlung stylgercchter Zeichnungen zurück-
scheuen dürfen. Wir halten es für sehr verdienst-
lich, wenn in dieser Zeitschrift von Zeit zu Zeit
über die angefangenen Werke kirchlicher Stickerei
Nachricht gegeben, ihr Fortgang beschrieben nnd
deren Vollcndimg angezeigt wird. Jn manchen
Schwicrigkeiten, die erst nach angefangener Arbeit
anfstoßen, möchte die Redaktion mit gutem Rath
beistehen können, wie andererseits die praktisch er-
probte Methode der Stickerei der Redaktion die
Mittel an die Hand gibt, Andere vor Schaden zu
bewahren.

Mcin Wunsch geht also dahin, daß es die Damen
nicht bei der Nadel bewenden laffen, sondern auch
die Feder ergreifen, ihre Erfahrungen in Stick-
arbeiten, ihre Nathschläge hier im Archive nieder-
legen.

Wer aber inimer an den Bestrebnngen des
„Kirchenschmncks" Jntereffe gewonnen hat, wird
gewiß die Wünsche, Anfragen und Mittheilungen
der Redaktion ziikvmmen lassen, welche die weib-
liche Schüchternheit unterdrücken möchte. "

* Die Redaktion stimmt diesem Wunsche
vvllkommen bei und bittet Alle, die ihr solche Mit-
theilungen zu machen gencigt sind, ja recht praktisch
die gemachten Erfahrungen zn schildern, in's Detail
einzugehen nnd Nichts als nnbedeutend wegzulaffen,
woraus für unsere Leser etwas Nützliches zu lernen
wäre.

Druckfehler.

Zm IX. n»d X. Heft habeii sich elnlge störende Druck-
fehler eiiigeschllchen, welche wir zu verbeffern bitten.

Zm IX. Hesti

Seite 18, Spalte l, Zeile 8 von imten ist zn lesen: „SZ
Eeiitlni-tcrs" stalt ZZ.

Jin X. Heft (Llteratur)i

«. l>2, Sp. 2, Z. 2» v. o. llcS „konnte" st. könnte.

S. »2, Sp. 2, Z. 21 v. o. l. „jansenlstisch" st. janseeistisch.
S. V2, Sp. 2, Z. 21 v. o licö „De Mauleon"st. Maulcon.
S. l>2, Sp. 2, Z. 16 v. u. lies „Bintcrim" st. Bintermi.
S. 63, isp. 1, Z. 23 v. u. lics „Antipendien" st. Antizen-
dien.

S. 63, Sp. I, Z. 22 v. u. lieS „Mappen" st. Mazzen.

S. 6Z, Sp. 1, Z. 18 v. o. lies „und" statt nnr.
 
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