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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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3. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0046

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1857. M'ckLNZckmucl!. L Hck.

Drieft an ei'ne edle Frau.

iii.

Vcrehrtestc! Wie ich merke, schenkten Sie
gerne die erste Kasel der allerseligsten nnbe-
fleckt Empfa^lgenen. Jch kann dicsen Gedan-
ken nnr loben; den» gerade die edelsten nnd
klügsten Franen begreifen am besten, wie ihre
ganze Würde nnd ihr stttlicher Standpnnki
im täglichen Leben mit der Verehrnng Der-
senigen zusammenhängt, ronwelcherdie Schrift
(Lnk.ll 48) sagt, daß sortan alle Geschlech-
ter sie glückselig pretsen werden. Die neue
Eva, der das Engels-Ave Theil ward,
stellt nämlich das Christliche Weib auf eine
Stufe, die Viele unklug gcnug selbst aufgcben.
Was die Frauen außer dcm Christenthume
sind, haben Sie zu wohl begriffen, als dafi es
einer weitlänfigcn Entwickeluug bedürfte. Bei
dem Juden genügte ein Scheidebrief, um die
Frau außer Rccht und Ehe zu setzen; bei den
Griechen, die so gebtldet heißen, war sienur das
Werkzeug des Mannes, uud genannt werden
in der geschichtlichen Zeit nur Phrynen,
Aspasien und ihres Glcichen; bei den Römern
wird zwar cine Cornelia genannt, aber sie
waren doch nur Sklavinnen des Hauses, die
uicht zählten. Was bei den Gläubigen des
Jslams die Frau im Harem bedeutct, werde
ich oor Jhnen nicht wagen auszusprechen, und
was wird, wcnn die Verehrung der h. Jung-
frau (der Name Marienkult verleyt) abge-
than wird, aus denen werden, die jedes wohl-
geordnete Gemüth als Mutter oder Schwester
verehren mnß, wenn es sich selbst ntcht ver-
achtet? Jn England führt man das Weib mit
einem Stricke auf den Markt, anderwärts ver-
kauft und vertauscht man sie gleich feiler
Waare u. s w. — Arme Frauen, aber noch
mehr arme Männer, die trotz aller Wissen-
schafllichkeit nur zu würdelosen siunlichcu Thic-

ren heramvachsen. Christus stellte das andere
Geschlecht durch seine gemeinsame Erlösung
mit den Männern nicht nur aus die gleich-
berechtigte Stufe, sondern er weihte sie als
Iungfrauen und Gattinuen. Frauen geleiten
ihn durchs Leben, Frauen stehen an seinem
Kreuze und Grabe, den Franen erscheint der
Heiland nach der Auferstehung zuerst. Vor
Allen abcr steht die eivig Unbcfleckte rcin und
leuchtend da. Jhr war der Herr während sei-
nes Lebens unterthan, ihr zu Ltebe that er
sein erstes Wunder, in der Sterbestnnde am
Krcuze konnte er ihrer noch nicht vergessen,
und bei der Sendung des h. Geistes fehlt nicht
die Fürstin der Apostel, die von dem h. Geiste
überschattet schon längst von dem Engel alS
voller Gnaden begrüßt ward. Die Ma-
rienverehrung ist der Griiud des schönen
Rittcrthums mit Jungfraucn- und Frauen-
dienst in Thaten, nicht läppischen Worten,
und ich könnte noch sehr wettläufig beweisen,
wie ohnc Madonna keine Malerei, Bildnerei,
sogar Baukunst da wäre, denn die Seele aller
Kunst ist nächst Gott die h. Jungfrau.

Sie seheu also, Verchrteste! daß ich auf
Jhre Marien-Kasel sehr gerne einginge, allein
ich — darf nicht, weil ich eben ein Laie bin.
Jch sche, wie Sie über eine solche Behauptung
verwundert dreiu schen; allein es ist cinmal
nicht anders. Sie werden mir sogar sagen:
seit der Verkündigung des Dogma's kann nian
bei jedem Malcr und bei jedem Bildhauer sich
eine unbefleckte <§mpfängniß bestelleu, und
Niemand wird den Auftrag ablehnen. Jch
sage: leider ist es so, und Vater vergib ihnen;
denn auch unsere Kunst wetß nicht, was sie
thut. Jch könnte Jhnen svgar aus meincm
lieben Köln neneste Schöpfungen vorführcn,
die Marienbilder heißen, aber, verzeihen Sie
den Ausdrnck, nnr frtsirte Mamsells sind.
Jeder Vursche, der einen Pinsel oder einen

Kirchenschmuck. 1857. III.

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