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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Schwarz, ...: Vorläufiges vom Antipendium
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Laib, Friedrich: Praktische Fragen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0085

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68

thum. Da hatte der Altar eine Einrichtung
und theilweise Bestimmung, daß ihm das An-
tipendium nicht wohl fehlen konnte. Es hängt
somit dieses Gewandstück, mit der Entwtck-
lungsgeschichte des Altars aufs Engste zu-
sammen.

Wenn wir vom Antipendium reden, so ha-
ben wir es ursprünglich mit ciuer fast noth-
wendigen, ntcht blos verzterenden Ausstattung
der Anfangs durchweg hohlen Altäre zu thun.
Sie hieß ganz passend Altarkleid, vestis nlta-
ris, vestimentL altLris, und wenn Anastasius,
der römische Bibliothekar oder seinAmlsnach-
folger und Fortsetzer des „Lebens der Päbste"
uns erzählc, daß die Altäre irgend einer Basi-
lika durch einen Papst vollendet oder renovirt
worden seien, so thut er es meistens mit den
Worten: er bekleidete dcn Altar. Ja das Anti-
peudium, d. h. tn unserer Sprache das „vorn
(am Altare) hängende Tuch", oder t?rontals,
d. h. der Apparat, der vom Angesicht des Al-
tares herabhängt, als dieursprüngliche Beklet-
dung des Altars hat der ganzen nachmaligen
Entwickluug des staunenswerthen Reichthums
der goldenen undsilbernenFrontalienihrenNr-
sprung und ihren Namen gegeben. Denn auch
die goldenen und mit Edelsteinen verzierten
Altartische hießen „Kleid des Altarcs"und Ana-
stasius erzählt z. B. von Leo IN., daß er den
Altar des heiligen Leo mit reinem vergoldeten
Silber, 109 Pfd. schwer, und den Altar des
heiligen Gregorius des Großen ebenfalls mit
vergoldetem Silber, 127 Pfund schwer, „be-
kleidete." (S. 205 der Kölner Ausgabe.)
Es ist also zum richrigen Verständniß des An-
tipendiums durchaus nöthig, daß wtr etnige
geschichtliche Bemerkungen voraussenden, und
wir hoffen, es in einer der nächsten Nummern
thun zu können. Zwar tst unser Archiv vor-
herrschend praktischen Zwecken gewidmet;
allein diese sind blos dann recht eigentlich ge-
stchert, wenn der Zusammenhang der alten
Bildungen mit der schöpfertschen That der
Gegenwart immer hergcstellt ist, was beson-
ders dann gilt, wenn der Zweck, d. h. also
der eigentliche Geist eines zwar noch vorhan-

denen, aber im Laufe der Zeit in etwas dege-
nerirten Gewandstückes klar werden soll.

Was dte im obigen Artikel beschriebenen
Antipendien belrifft, so laden wir den sehr ge-
ehrten, uns unbekannten Verfasser ergebenst
etn, mit unserm Archiv in Verbindung zu treten.
Besonders werthvoll, ja ganz nölhig stnd aber
die mustergültige» Zeichnungen wenigstens der
werthvolleren Gegenstände. Ohne dieß sind
Schilderunge», wie die des brillanien Grun-
des von Nr. II der beschriebenen Antipendien,
für die Nachahmung nicht ausreichend.

Praktische Fragen.

ii.

Es wird wohl lange währen, bis die im
3. Heft mitgetheilte Kaiserstola ganz nach dem
Muster, mit Perlen und Gemmen, ausgeführt
wcrden wtrd. Ja, wenn nicht kaiserlicheHände
sich daran machen, so bleibt sie tn dieser Aus-
stattung gewiß unausgeführt. Wir denke» anch
gar ntcht daran, dieß zu beklagen, denn der
Mantel, dem dte Zeichnung cntnommen ist,
war für etnen Kaiser bestimmt, und wenn je
wieder etn Kaiser welchen brauchen würde, so
dürfte er in allen Ehren mit dem alten sich
schmücken. Jst darum unsere Veröffentlichung
ohne Nutzen? Hoffentlich nicht. Weder für
den Liebhaber des Alterthums, der sich gerne
an die alten Herrlichkeiten des Reichs ertn-
nern läßt, noch für die Liebhaberin der hetli-
gen Nadelkunst. Die Letztere wtrd, wenn sie
auch nicht so vtele Perlen zu verwenden hat,
als an Königin Elisabeths Schmucke geprangt,
doch nicht verlegen seyn, das schöne Motiv
der Zcichnung, die Farbenzusammenstellung,
die einfach und doch kunstreich geflochtene
Franse, das edel stylisirte Krenz u. s. w. sich
zu Nutzen zu machen. Und wenn das Muster
nicht so wie im Original ausgeführt werden
kann, so wird die Künstlerin auf eine andere
Technik stnnen, die sie in den Stand setzt, mit
einfachern Mitteln ebenfalls gute Wirkung zu
erreichen.
 
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