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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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8. Heft
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Bock, Fr.: Die Perlstickereien des 14. Jahrhunderts im Dom von St. Veit zu Prag
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Einige besondere Mängel am kirchlichen Weißzeuge
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0143

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händig gesttckt haben. Daß dieselben von
eincr hohen siirstlichen Hand herrühren, dafür
zeugt auch die kostbare Technik der Perlstickerei,
worin diese Kunstwerke in ihrer Ganzheit aus-
geführt stnd. Jm Jnteresse der ehrwürdjgen
kostbaren Stickereien wäre sehr zu wünschen,
daß diese seltenen Kunstwerke ihrem jetztgen
unzweckmäßigen Staudpunkte enthoben und
als Ueberbleibsel einer untergegangenen, jetzt
nicht mehr geübten Knnstweise in einem be-
sondern Behälter der Schatzkammer von St.
Veit würdig aufbewahrt würden. Ur. L o clr.

Einige besoudere Mängel am kirchlichen
Weijizeuge.

ES ist unstreitig eine günstige Erscheinung
für das kirchliche Leben, daß man wieder an-
gefangen hat, die Ktrchen mit Linnenzeug
auszurüsten, dessen sehr viele Sakristeten in
den letzten fünfzig bis sechszig Jahren beraubt
worden waren. Es wird besonders wieder
durch fromme Gaben viel in dteser Beziehung
hergestcllt, indem kunstgeübte Hände Altar-
lücher, Alben u. dergl. entweder selbst aus-
arbeitcn oder wenigstens die Leinwand dazu
liefern. Wenn wir einige Worte darüber
reden, so haben wir die einfacheren Arbeiten
im Auge, bei denen wenigstens für die Regel
weniger Knnst aufgewendet werden kann. Wir
sprechen zuerst von den Alben. Ein Artikel
in diesen Bläitern hat über die Ornamen-
tirung dieses wichtigsteu kirchlichen Gewand-
stückes ein tüchtiges Wort gesprochen (3.Heft,
S. 38—44); wir aber berühren hier eine an-
dere Seite, daß nämlich unsere Alben mei-
stens nichi die znreicheude Länge haben,
durch welchen Mangel deren eigeuthümlicher
Charakter, ein langes weißes Gcwand zu seyn,
verloren geht. Die dcm Meßbuch vorgedruckte
ktrchliche Vorschrift sagt nämlich ausdrücklich,
die Albe soll so lang seyn, daß ste mit dem
Cingulum gegürtet, das schwarze Kleid des
Priesters bedecke und ihr Rand »ur einen
Fingcr breit vom Boden abstehe. Demnach

inuß eine Albe, ehe ste gegürtet ist, wohl bis
zuin Bodeu reiel'en. Die Länge der Albe svllte
eigentlich nach der Größe der Personen be-
messeu werden, die sie gebrauchen, da dieses
aber nur wenigcn Kirchen möglich seyn dürfte,
so muß da's Maß von einer größeren Mannes-
statur genommen werden. Jst der zu beklei-
dende Priester, Diakon rc. von kleiner Sta-
tur, so kann der Ueberfluß der längsten Albe
durch Aufziehcn unter dem Gürtel versvrgt
werden. Wenn aber der Fchler einmal ge-
macht und die Albe zu kurz geworden ist, so
möchte, aber nur bei geringerer Verkürzung,
dadurch nachgeholfen werden, daß man einen
breiteren Saum, eine abgenähte Verbrämung
oder eine dichtere Spitze besserer Qualiteit
ansügt.

Größere Schwierigkeiten bicten die Aermel
betreffo ihrer für Alle passenden Länge dar.
Wenn man qber beobachtet, was ein altcr
Meister in diesen Dingen sagt, daß sich die
Aermel der Albe nach vornen verengen sollen,
werden stch die Schwierigkeiten heben. Legen
stch näinüch die Aermel der Albe hart um die
der Sutaue, so wird Las widerwärtige Vor-
schieben auf die Hand verhinbert, auch wenn
inan die Länge des Armes vom größten Mann
gemessen hat.

Die Weite der Albe betreffend, soll ste so
gehalten seyn, daß sie reiche Falten wirst.
Sechs württembergische Ellen, L 62 Centi-
mcter, sind nicht zu viel für den unteren llm-
fang; die obere in festen Falten gefaßie Oeff-
nung sollte nicht euger und nicht weiter seyn,
als daß aus ihr das Schultertuch ringsum
etwa um eine Handbreite hervortritt. Das
Schultertuch selbst (Humerale), größer oder
kleiner, sollte doch noch ein anständiges Ge-
waudstück bilden, »ie aber so iimfangreich seyn,
daß es über die Seiten der Schultern hinab-
reicht, weil es sonst die freie Bewegung der
Arme hindert. —

Den zweiten Gegeustand unserer Bespre-
chung bilden die Altartücher. Statt ihrer fin-
Ler maii häufig auf den Llltären nur die soge-
nannten Mlttelstücke, etwa um nicht den gan-
 
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